Näher als mancher Satellit
von Stefan Deiters astronews.com
7. März 2012
Ein unlängst von Südspanien aus entdeckter Asteroid wird am
15. Februar 2013 der Erde näher kommen als so mancher Satellit auf seiner
Umlaufbahn. Eine Gefahr ist der rund 45 Meter durchmessende Brocken für die Erde
allerdings nicht. Da wird ein anderer Asteroid gegenwärtig noch als gefährlicher
eingestuft. Die NASA warnt allerdings vor Panikmache.
Die Bahn des Asteroiden 2012 DA14 am 15. Februar
2013.
Bild: NASA / JPL [Großansicht] |
Der Asteroid 2012 DA14 war kürzlich vom Observatorio Astronómico de La Sagra im
spanischen Andalusien aus entdeckt worden und wird sich am 15. Februar 2013 der
Erdoberfläche auf bis zu 3,5 Erdradien annähern. Obwohl über die Größe des
Asteroiden noch keine detaillierten Angaben vorliegen, schätzen die Astronomen
seinen Durchmesser auf etwa 45 Meter. Der Brocken wird bei seinem Vorüberflug
der Erde näher kommen als die geostationären Satelliten, die unseren Planeten in
einer Höhe von 35.800 Kilometer umkreisen. Bei seiner Passage wird der Asteroid
allerdings nicht so hell sein, um mit bloßem Auge beobachtet werden zu können.
Er dürfte kurzzeitig ein Objekt von etwa 7. Größenklasse sein.
Der Asteroid 2012 DA14 fügt sich damit in eine Reihe von dichten Vorüberflügen
von Asteroiden ein, die in vielen Fällen mit einer wesentlich geringeren
"Vorwarnzeit" die Erde passiert haben. Doch während 2012 DA14 von den Astronomen
als ungefährlich eingestuft wird, kann bei einem anderen Brocken noch keine
endgültige Entwarnung gegeben werden: Der im Januar 2011 entdeckte Asteroid 2011
AG5 hat es immerhin auf die Stufe 1 der Torino-Skala geschafft, mit der
Asteroiden entsprechend ihres Gefahrenpotentials klassifiziert werden.
Diese "Richter-Skala für Asteroiden" war 1999 eingeführt worden (astronews.com
berichtete). Ein Asteroid erreicht allerdings nur sehr selten die Stufe "1" auf
der Torino-Skala. Doch selbst Asteroiden, die so klassifiziert werden, sind, so
die Definition, lediglich "gewöhnliche Asteroiden, die die Erde in großer Nähe
passieren, aber keine ungewöhnlich hohe Gefahr darstellen und bei denen die
Berechnungen zeigen, dass eine Kollisionswahrscheinlichkeit äußerst gering ist."
Dies trifft - zumindest noch - auf den Asteroiden 2011 AG5 zu. Da dieser aber in
jüngster Zeit für einige Schlagzeilen gesorgt hatte, sah sich die NASA unlängst
zu einer kurzen Stellungnahme veranlasst, die sie mit dem Titel "ein
Wirklichkeits-Check" überschrieb. Derzeit, so die NASA, lässt sich der Asteroid
nicht beobachten und es würden deswegen auch nicht ausreichend Daten vorliegen,
um seine Bahn über Jahre in die Zukunft genau vorauszuberechnen. Beobachtungen
werden erst im September 2013 und dann wieder Ende 2015 möglich sein. Erst mit
neuen Daten aber lassen sich präzisere Vorhersagen über die Bahn des Asteroiden
machen.
Nach den gegenwärtigen - noch wenig präzisen - Berechnungen, die die Grundlage
für die Einordnung des Asteroiden auf der Torino-Skala bilden, wird sich 2011
AG5 im Februar 2023 der Erde auf bis zu 1,6 Millionen Kilometer nähern und fünf
Jahre später noch einmal auf bis zu 16,7 Millionen Kilometer. Nach Ansicht der
Near-Earth Object Program Office am Jet Propulsion Laboratory
der NASA besteht eine Chance von 1 zu 625, dass der Brocken dabei so abgelenkt
wird, dass er auf eine Bahn gerät, auf der er dann am 5. Februar 2040 mit der
Erde kollidiert. "Man muss aber darauf hinweisen", so Don Yeomans, der Leiter der
Near-Earth Object Program Office, "dass mit weiteren Beobachtungen im
nächsten Jahr sich diese Wahrscheinlichkeit noch ändern wird - und wir glauben
zugunsten der Erde."
Der Asteroid 2011 AG5 hat vermutlich eine Durchmesser von etwa 140 Metern und
könnte damit im Falle eines Treffers in größeren Regionen für erhebliche
Verwüstungen sorgen. Es kommt immer wieder vor, dass Astronomen einen Brocken
entdecken, von dem zunächst nicht genügend Beobachtungsdaten vorliegen, um einen
präzisen Orbit berechnen zu können. Ergibt die vorläufige Berechnung der
Umlaufbahn des Asteroiden aber einen möglichen Kollisionskurs mit der Erde, wird
der Asteroid entsprechend klassifiziert.
In der Regel führen dann aber weitere Beobachtungen und eine damit mögliche
präzisere Berechnung des Orbits dazu, dass die Wahrscheinlichkeit einer
Kollision geringer wird oder gar nicht mehr gegeben ist. Dies erwarten die
Astronomen auch im Fall von 2011 AG5.
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