Erste Bilder des neuen VLT Survey Telescope
von Stefan Deiters astronews.com
10. Juni 2011
Die Europäische Südsternwarte ESO hat in dieser Woche die
ersten Aufnahmen des VLT Survey Telescopes (VST) veröffentlicht, das
Teil des Paranal-Observatoriums ist. Das 2,6-Meter-Teleskop verfügt mit der
OmegaCAM über eine 268-Megapixel-Kamera und erlaubt so großflächige und
gleichzeitig detaillierte Aufnahmen des Himmels. Es ergänzt damit das
Infrarot-Survey-Teleskop VISTA.

VST-Aufnahme des Omeganebels (M17).
Bild: ESO / INAF-VST / OmegaCAM /
OmegaCen / Astro-WISE / Kapteyn Institute [Großansicht] |
Das VLT Survey Telescope (VST) ist der jüngste Neuzugang
des Paranal Observatory in der Atacamawüste im Norden Chiles. Es
befindet sich auf dem Gipfel des Cerro Paranal, direkt neben den vier
Teleskopeinheiten des Very Large Telescope (VLT). Beim VST handelt es
sich um ein Spezialteleskop für großflächige Himmelsdurchmusterungen. Sein
Sichtfeld entspricht in etwa dem doppelten Vollmonddurchmesser. Es ist das
weltweit größte Teleskop, das ausschließlich für Himmelsdurchmusterungen im
sichtbaren Bereich des Lichts entwickelt wurde. Für die kommenden Jahre sind
mehrere solcher Surveys geplant. Die dabei gewonnenen Daten werden alle
öffentlich zugänglich sein. Am Mittwoch veröffentlichte die ESO nun erste
Bilder, die mit dem VST und der Kamera OmegaCAM gemacht wurden.
"Ich bin sehr angetan von den eindrucksvollen ersten Aufnahmen des VST und
der OmegaCam", freute sich ESO-Generaldirektor Tim de Zeeuw. "Die
einmalige Kombination von VST und des Infrarot-Survey-Teleskops VISTA dürfte es
uns zukünftig erlauben, zahlreiche interessante Objekte aufzuspüren, die dann
mit leistungsstärkeren Teleskopen wie dem VLT genauer untersucht werden können."
Und Tommaso Maccacaro, der Präsident des italienischen Istituto Nazionale di
Astrofisica (INAF) ergänzt: "Für das VST-Projekt mussten zahlreiche
Schwierigkeiten überwunden werden, doch die Mühe zahlt sich jetzt durch eine
exzellente Bildqualitität aus."
Das VST ist ein Gemeinschaftsprojekt des Osservatorio Astronomico di
Capodimonte des INAF in Neapel und der ESO. INAF war für die Konstruktion
des Teleskops verantwortlich, während die ESO für die Arbeiten vor Ort und den
Bau einer Kuppel sorgte. Die Kamera des Teleskops, OmegaCAM, wurde von
einem internationalen Konsortium gebaut, an dem außer der ESO Institute aus den
Niederlanden, aus Deutschland und aus Italien beteiligt waren.
Beim VST handelt es sich um ein modernes 2,6-Meter-Teleskop mit aktiver
Optik, die während der Beobachtungen für eine perfekte Positionierung des
Spiegels sorgt. Auch die Luftunruhe der Atmosphäre kann mit der modernen Optik
praktisch herausgefiltert werden. Im Herzen des Teleskops befindet sich die 770
Kilogramm schwere OmegaCAM, die aus 32 CCD-Detektoren besteht, mit
denen sich zusammen Bilder mit einer Auflösung von 268 Megapixel erstellen
lassen.
Schon die ersten, in dieser Woche vorgestellten Bilder von VST und
OmegaCAM lassen die Astronomen auf zahlreiche interessante Entdeckungen
hoffen. Auf den ersten Aufnahmen ist die auch als Omeganebel bekannte
Sternentstehungsregion Messier 17 zu sehen, die sich im Zentrum der Milchstraße
im Sternbild Schütze befindet. Dank des großen Sichtfelds des Teleskops ist auf
der Aufnahme der gesamte Nebel zu erkennen.
Die zweite veröffentlichte Aufnahme zeigt den Kugelsternhaufen Omega
Centauri. Es ist der größte Kugelsternhaufen am Nachthimmel. Auch hier konnte
das VST den gesamten Haufen erfassen und dadurch auch die lichtschwächeren
äußeren Regionen sichtbar machen. Insgesamt sind auf dem Bild rund 300.000
Sterne zu sehen. Die Aufnahme von Omega Centauri ist heute unser
Bild
des Tages.
In den kommenden fünf Jahren sind insgesamt drei umfassende
Himmelsdurchmusterungen mit dem VST und der OmegaCAM geplant. Die
Datenmengen, die dabei anfallen, werden gewaltig sein: OmegaCAM dürfte
in jedem Jahr 30 Terabyte an Rohdaten liefern, die in Datenverarbeitungszentren
in Europa weiterverarbeitet werden. Um diesen Datenstrom zu bewältigen, wurde
extra eine neue Software entwickelt. Die Endprodukte, wie umfangreiche Kataloge
und Bilder von Objekten, werden dann Astronomen weltweit zur wissenschaftlichen
Auswertung zur Verfügung stehen.
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