Einmal Weltraum und zurück
Redaktion /
Pressemitteilung des DLR astronews.com
23. Oktober 2008
Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) hat
gestern zusammen mit seinem schwedischen Kooperationspartner die zweistufige
Höhenforschungsrakete REXUS 4 gestartet. Mit an Bord war auch ein Test
für einen im kommenden Jahrzehnt geplanten Ballonflug in der Marsatmosphäre.
Beim Füllen des Ballons in 100 Kilometern Höhe gab es allerdings Probleme.
REXUS 4 startete
am Mittwoch, 22. Oktober 2008, vom Startplatz
Esrange in Schweden, 200 Kilometer nördlich des
Polarkreises.
Foto: DLR / Manuel Czech, TU München
Die Höhenforschungsrakete REXUS 4 in der
Vorbereitungshalle des Startplatzes Esrange in
Schweden.
Foto: DLR |
Die zweistufige Höhenforschungsrakete REXUS 4 (Rocket-borne
EXperiments for University Students) hob gestern um 14.30 Uhr MESZ nach
einem dreistündigen Countdown vom schwedischen Raketenstartplatz in Esrange bei
Kiruna ab. Das REXUS-Programm ist ein jährlich stattfindendes
Höhenforschungsraketen-Programm für Studenten europäischer Universitäten, mit
dem Ziel, praktische Erfahrungen im Rahmen eines "echten" Weltraumprojekts zu
vermitteln.
REXUS ist, wie berichtet, ein Kooperationsprogramm der Swedish Space
Corporation (SSC) und der Mobilen Raketenbasis (MORABA) des DLR, das vom
Swedish National Space Board (SNSB) und dem DLR finanziert wird. In
diesem Jahr beförderte eine zweistufige REXUS-Rakete fünf Studenten-Experimente
sowie ein DLR-internes Experiment in den Weltraum und erreichte dabei eine Höhe
von 175 Kilometern.
Wie geplant, trennte sich die erste Stufe der Rakete nach vier Sekunden ab.
Die zweite Stufe beschleunigte die Nutzlast auf eine Geschwindigkeit von etwa
1,7 Kilometern pro Sekunde. Nach Brennschluss des Raketenmotors erreichte
REXUS 4 mit den sechs Experimenten an Bord - während des ballistischen
Fluges im Weltraum - eine Höhe von 175 Kilometern, bevor die Nutzlast nach der
Experimentierphase wieder zurück in die Atmosphäre stürzte, durch den
Luftwiderstand abgebremst wurde und sicher an einem Fallschirm landete.
Während der REXUS 4-Kampagne kam zum ersten Mal das so genannte
Service-System von EuroLaunch, einem Joint Venture der Mobilen
Raketenbasis des DLR (MORABA) und dem schwedischen Raumfahrtunternehmens SSC (Swedish
Space Corporation) zum Einsatz. Das Service-System bietet fünf Experimenten
Standard-Schnittstellen zur Energieversorgung und Datenübertragung an.
"Damit können wir erstmals eine standardisierte Plattform für Wissenschaftler
anbieten, was eine Integration der Experimentmodule wesentlich vereinfacht",
sagte Markus Pinzer, DLR-Projektleiter bei REXUS 4. "Die erste
Auswertung der empfangenen Daten stimmen uns vollauf zufrieden", sagte Pinzer
weiter.
Neben dem DLR-Experiment IGAS (Intelligent GPS Antenna System), das
den Empfang von GPS-Signalen für schnell rotierende Raketen wie REXUS
verbessern soll, bestand die wissenschaftliche Nutzlast aus fünf weiteren
Studenten-Experimenten. Zu ihnen gehörten die drei deutschen Experimente HISPICO
(High-Integrated S-Band Transmitter for PICO-Satellites), VERTICAL (Verification
and Test of the Initiation of CubeSats After Launch) und MIRIAM (Main
Inflated Reentry Into the Atmosphere Mission test for Archimedes) sowie die
zwei schwedischen Experimente EMSADA (Experimental Multiple Sensors And Data
Aquisition) und REWICAS (REXUS Camera System).
Das Experiment HISPICO der Technischen Universität Berlin testete einen so
genannten hochratigen "S-Band Sender", der für den Einsatz auf
Miniatur-Satelliten (Picosatelliten) entwickelt wurde. Ein ähnliches Ziel
verfolgt das Experiment VERTICAL der Technischen Universität München, das in der
Schwerelosigkeitsphase von REXUS 4 durchgeführt wurde. Dabei wurde ein
spezieller Entfaltungsmechanismus für die Solarflächen eines so genannten
Cubesats (würfelförmiger Miniatur-Satellit) in der Schwerelosigkeitsphase von
REXUS 4 getestet.
Das technologisch anspruchsvolle Experiment MIRIAM (Main Inflated Reentry
Into the Atmosphere Mission test for Archimedes) führte die Mars
Society Deutschland gemeinsam mit der Universität der Bundeswehr in München
durch. Nach Verlassen der dichten Atmosphärenschichten wurde in 70 Kilometern
Höhe die Nasenkappe der Rakete abgesprengt. Darunter war das Experiment MIRIAM
angebracht. Es löste sich in etwa 100 Kilometern Höhe von der Hauptnutzlast und
begann mit dem Entfalten einer Ballonhülle. Diese wurde unter
Weltraumbedingungen mit Heliumgas gefüllt. Mit einem ähnlichen System will die
Mars Society in einigen Jahren einen Eintritt in die Mars-Atmosphäre
durchführen und dabei Messungen in der Atmosphäre des Roten Planeten vornehmen.
Leider wurde MIRIAM vor Beendigung der Auffüllphase von der sich vom Motor
abtrennenden Nutzlast aus noch zu analysierenden Gründen getroffen.
Die zwei schwedischen Experimente EMSADA und REWICAS der Technischen
Universität Lulea hatten Sensoren zur Messung von Druck, Temperatur,
Beschleunigung, Magnetfeld und Strahlung an Bord. Außerdem nahmen drei weitere
Kameras Bilder während des Fluges aus der Rakete auf.
Das neu entwickelte Service-System von REXUS steht nun dem
REXUS/BEXUS-Studentenprogramm zur Verfügung - REXUS steht für Raketen-EXperiment
für Universitäts-Studenten, BEXUS für Ballon-EXperiment für
Universitäts-Studenten. Die nächsten ausgewählten Studententeams werden ihre
Experimente bereits im März 2009 in einer Doppelkampagne auf REXUS 5/6
fliegen. Derzeit läuft noch bis zum 17. November 2008 die Ausschreibung des DLR
für Flugmöglichkeiten auf den REXUS-Raketen im Jahr 2010.
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