Studentenrakete erfolgreich gestartet
Redaktion / DLR/ idw / UBw
astronews.com
6. April 2006
Am Mittwoch startete vom schwedischen Kiruna aus die
"Studentenrakete" REXUS 3. Sie hatte zahlreiche studentische Experimente an
Bord, darunter auch den Vorläufer eines Mars-Atmosphärenballons, der einmal über
dem roten Planeten schweben soll.
Start der "Studentenrakete" REXUS 3 vom Startplatz Esrange am 5.
April 2006, 07:56 MESZ. Die Rakete erreichte eine Höhe von 95
Kilometer. Foto: Swedish Space Corp./SSC |
Gestern morgen um 07.56 Uhr MESZ ist die "Studentenrakete" REXUS 3 erfolgreich
vom Startplatz Esrange im schwedischen Kiruna gestartet. Der Start war wegen
schlechten Wetters um einen Tag verschoben worden. REXUS ist ein Projekt von
EuroLaunch, einer Kooperation zwischen der Swedish Space Corporation (SSC) und
der Mobilen Raketenbasis (MORABA) des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt
(DLR). Die REXUS-Rakete erreichte eine Höhe von 95 Kilometer, kehrte an einem
Fallschirm sicher zum Boden zurück und wurde noch am selben Tag per Hubschrauber
geborgen.
"Man muss schon viel Glück haben, wenn solch ein Start beim ersten Countdown
klappen soll. Alle Systeme müssen auf 'Go' sein und das Wetter muss mitspielen,"
sagt Peter Turner, Leiter der Mobilen Raketenbasis (MORABA) des DLR. Das
REXUS-Programm (Rocket-borne EXperiments for University Students) ist ein
jährlich stattfindendes Höhenforschungsraketen-Programm für Studenten deutscher
und schwedischer Universitäten mit dem Ziel, praktische Erfahrungen im Rahmen
eines "echten" Weltraumprojekts zu vermitteln. REXUS ist ein
Kooperationsprogramm der Swedish Space Corporation (SSC) und der Mobilen
Raketenbasis (MORABA) des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), das
vom Swedish National Space Board und dem DLR finanziert wird.
Die grundlegende Idee hinter REXUS ist die einer Plattform für studentische
Experimente im Bereich der Raumfahrt-Technologie. "Neben der zusätzlichen
Motivation für ihr Studium machen die Studenten Erfahrungen mit individuellen
wissenschaftlichen Experimenten an Bord einer Versuchsrakete, mit
Projekt-Management und Teamwork - wichtige Voraussetzungen also für ihre
berufliche Zukunft", sagt Dr. Olle Norberg, Leiter des Esrange Space Centre.
Die Rakete kann während der so genannten "Boost-Phase" eine
Spitzenbeschleunigung von 21 G erreichen. Die heutige REXUS 3-Mission hatte
sechs innovative studentische Experimente aus den Bereichen
Atmosphärenforschung, Teilchenphysik, Luft- und Raumfahrttechnik und
Picosatellitentechnologie sowie eine Kamera an Bord.
Darunter befand sich etwa das Flugversuchssystem REGINA des Instituts für
Raumfahrttechnik der Universität der Bundeswehr München, gemeinschaftlich
entwickelt mit dem Institut für Leichtbau, der Mars Society Deutschland e.V.
sowie weiteren Experten. Mit dem Forschungsballon ARCHIMEDES soll 2009 die
Atmosphärenstruktur des Mars erkundet werden. Dabei wird es entscheidend sein,
dass der Ballon störungsfrei aus dem Transportbehälter ausgeworfen wird und sich
im Anschluss problemlos entfaltet. Dies wurde in der Schwerelosigkeit erstmals
Ende Juni 2005 während einer Parabelflugkampagne der ESA in einem Airbus A300
erfolgreich getestet.
Diese Testreihe wurde nun fortgeführt. Die Höhenforschungsrakete REXUS 3
transportierte das Testsystem REGINA - ein Vorläufer des künftigen
Forschungsballons - auf eine Höhe von rund 100 Kilometern. In dieser Höhe wird
der Ballon ausgeworfen und kann sich unter Weltraumbedingungen entfalten. Er hat
dann einen Durchmesser von rund sieben Meter. Mit einem in der Rakete
installierten Kamerasystem wird der gesamte Versuchsablauf aufgezeichnet.
Experten des Instituts für Photogrammetrie und Kartographie an der Universität
der Bundeswehr München werten die Daten im Anschluss aus. Ferner nehmen Sensoren
an Bord von REGINA wichtige Daten in und um den Ballon auf und funken sie zur
Erde zurück.
Der Startplatz Esrange im schwedischen Kiruna ist ein internationales Zentrum
für die friedliche Erforschung des Weltalls. Zu den Kunden gehören sowohl
einzelne Wissenschaftler als auch internationale Raumfahrtagenturen wie ESA,
DLR, CNES, JAXA und NASA.
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