Blick in den Coma-Galaxienhaufen
von Stefan Deiters astronews.com
10. Juni 2008
Eine heute veröffentlichte Aufnahme des Weltraumteleskops
Hubble bietet einen eindrucksvollen Blick in den Coma-Galaxienhaufen,
einer der dichtesten Ansammlungen von Galaxien im Universum. Zu erkennen sind
zahlreiche Galaxien von ganz unterschiedlichem Aussehen. Astronomen können aus
deren Studium wichtige Rückschlüsse auf die Entwicklung von Galaxien ziehen.
![Abell 1656](../../../bilder/2008/0806-014.jpg)
Hubbles Blick in den Coma-Galaxienhaufen.
Bild: NASA, ESA und das Hubble
Heritage Team (STScI/AURA) [vergrößerte
Gesamtansicht] |
Das jetzt von NASA und ESA veröffentlichte Hubble-Bild
zeigt eine Region von einigen Millionen Lichtjahren, die zum 20 Millionen
Lichtjahre durchmessenden Coma-Galaxienhaufen (auch Abell 1656 genannt) gehört.
Diese fast kugelförmige Ansammlung von über 1.000 Galaxien liegt in über 300
Millionen Lichtjahren Entfernung und hat ihren Namen von dem Sternbild, in dem
der Galaxienhaufen zu finden ist: Haar der Berenike oder lateinsich Coma
Berenices. Damit liegt der Coma-Galaxienhaufen in der Nähe des galaktischen
Nordpols und seine Beobachtung ist von der Erde aus nicht durch das Gas und den
Staub der galaktischen Scheibe gestört.
Im Zentralbereich des Galaxienhaufens finden sich überwiegend elliptische
Galaxien ganz unterschiedlicher Größe. Sie erscheinen eher in einer bräunlichen
Farbe und enthalten meist nur alte Sterne. Weiter außerhalb des Zentrums finden
sich dann zahlreiche Spiralgalaxien, in denen noch neue Sterne entstehen. Auch
eindrucksvolle Spiralarme und Staubschwaden sind in diesen bläulich-weißen
Galaxien zu erkennen.
Und es gibt darüber hinaus noch Galaxien, die vom Typ her zwischen diesen
beiden Extremen liegen: Sogenannte S0-Galaxien beinhalten überwiegend alte
Sterne und zeigen keinerlei Anzeichen für Sternentwicklung, sind aber
strukturierter als die elliptischen Galaxien, in denen man keinerlei Strukturen
erkennen kann.
Das Hubble-Bild zeigt einen Bereich des Coma-Galaxienhaufens, der
etwa ein Drittel vom Haufenzentrum entfernt ist. Deutlich erkennbar ist im
linken oberen Bereich des Bildes eine helle Spiralgalaxie, die heller und
bläulicher ist als die anderen Galaxien im Bild. Einige Spiralarme erscheinen
etwas bräunlicher, weswegen die Astronomen vermuten, dass die Galaxie in der
Vergangenheit schon einmal eine Kollision oder enge Begegnung mit einer anderen
Galaxie hatte (siehe dazu auch unser Bild des Tages vom 11. Juni 2008).
Die anderen Galaxien auf der Aufnahme sind elliptische Galaxien, S0-Galaxien
oder Hintergrundgalaxien, die nicht zum Coma-Galaxienhaufen gehören. Die
Beobachtungen wurden im Rahmen einer Himmelsdurchmusterung von nahen und
galaxienreichen Galaxienhaufen gemacht. Aus den Daten erhoffen sich die
Astronomen interessante Details über die Entstehung und Entwicklung von Galaxien
in unterschiedlichen Umgebungen und in verschiedenen Entfernungen.
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