Baubeginn für Startkomplex in Kourou
Redaktion / ESA
astronews.com
27. Februar 2007
Mit russischen Sojus-Raketen wurden zwar schon länger
Nutzlasten aus aller Welt ins All transportiert, ihr Start aber fand immer an
einem ganz bestimmten Ort statt: im kasachischen Baikonur. Ab Ende nächsten
Jahren wird sich dies ändern. Dann sollen Sojus-Raketen auch vom
europäischen Weltraumbahnhof in Kourou abheben. Die vorbereitenden Arbeiten
haben inzwischen begonnen.
So stellt sich ein Künstler den Start einer Sojus-Rakete von
Kourou aus vor. Er soll ab Ende 2008 möglich sein. Bild:
ESA |
ESA-Generaldirektor Jean-Jacques Dordain, CNES-Präsident Yannick d'Escatha, der
Generaldirektor von Arianespace Jean-Yves Le Gall und Roskosmos-Chef Anatoli
Perminow haben gestern die Baustelle des Sojus-Startkomplexes in
Französisch-Guayana ein. Die Feierlichkeiten fanden in Anwesenheit von
Vertretern zahlreicher französischer Behörden und aller an der Durchführung
dieses Projekts beteiligten europäischen und russischen Einrichtungen statt.
Aus diesem Anlass wurde eine Gedenktafel enthüllt und ein Stein der Startanlage
in Baikonur, von der aus der Kosmonaut Juri Gagarin 1961 seine Reise ins Weltall
antrat, auf dem Baugelände verankert. Dieser Stein hat hohen Symbolcharakter, da
er für die Kontinuität zwischen dem russischen Startkomplex, der mit Sputnik den
Beginn des Raumfahrtzeitalters einläutete und von dem aus der erste bemannte
Raumflug stattfand, und der Ansiedelung der Trägerrakete Sojus in
Französisch-Guayana steht. Der Bau des Sojus-Startkomplexes ist das Ergebnis
einer vierzigjährigen Zusammenarbeit zwischen Frankreich und Russland auf dem
Gebiet der Raumfahrt, einer vor zehn Jahren ins Leben gerufenen
Industriepartnerschaft im Rahmen von Starsem und einer langjährigen Kooperation
zwischen der ESA und Russlands Föderaler Raumfahrtagentur (Roskosmos).
Die legendäre Sojus-Trägerrakete, ein Symbol der Eroberung des Weltraums, wurde
bis heute 1.713 Mal gestartet und hat somit ihre Robustheit und Zuverlässigkeit
hundertfach unter Beweis gestellt. Insgesamt brachte sie 1 661 Satelliten in die
Erdumlaufbahn ein und beförderte 91 russische Kosmonauten sowie 40
nichtrussische Astronauten ins All.
Mit der Ansiedelung des Trägers im Raumfahrtzentrum Guayana (CSG) wird es ab dem
ersten Start Ende 2008 möglich sein, die äquatornahe Lage von Guayana, die eine
erhebliche Nutzlastverbesserung für die Sojus bietet, zum Start von
Telekommunikationssatelliten in die geostationäre Umlaufbahn, von
Navigationssatelliten des europäischen Galileo-Systems, von
Erdbobachtungssatelliten in den polaren Orbit sowie von interplanetaren Sonden
zu nutzen. Die Sojus wird die bereits vom CSG aus eingesetzten ESA-Träger - den
Schwerlastträger Ariane-5 und den Kleinträger Vega - ergänzen, für deren Betrieb
Arianespace verantwortlich ist. Somit wird die Betreibergesellschaft für alle
Missionsarten über eine passende Startlösung verfügen.
Das von der ESA, der Europäischen Union und Arianespace gemeinsam finanzierte
Projekt wird im Rahmen eines ESA-Programms unter Leitung des CNES durchgeführt.
Die von dem französischen VINCI-Konzern unter Einbeziehung zahlreicher
europäischer und lokaler Unternehmen ausgeführten Erdarbeiten an der heute
eingeweihten Baustelle wurden bereits vor mehreren Monaten in Angriff genommen.
Ende dieses Jahres werden die ersten russischen Baukolonnen in der Gemeinde
Sinnamary eintreffen, um die Metallstrukturen und Betriebsinfrastrukturen der
Startrampe zu installieren.
Jean-Jacques Dordain, Generaldirektor der Europäischen Weltraumorganisation,
bemerkte aus diesem Anlass: "Für die europäischen Trägerraketen bricht als
Ergebnis der hervorragenden, von Frankreich auf den Weg gebrachten
Zusammenarbeit zwischen der ESA und Russland ein neues Zeitalter an, das das
Startangebot von Arianespace noch flexibler gestalten wird." Und
Jean-Yves Le Gall, Generaldirektor von Arianespace, ergänzte: "Das
Vorhaben 'Sojus
im CSG' ist eine neue Etappe eines wundervollen, europäisch-russischen
Abenteuers, das vor zehn Jahren bei Starsem seinen Anfang nahm. Es wird für die
kommerzielle Strategie von Arianespace einen enormen Pluspunkt darstellen
und unseren Kunden, Aktionären und Partnern großen Vorteil bringen."
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