Discovery im All
Redaktion / ESA
astronews.com
11. Dezember 2006
Beim zweiten Anlauf hat es geklappt: Der ESA-Astronaut
Christer Fuglesang startete am Wochenende an Bord der NASA-Raumfähre
Discovery zu seiner ISS-Montagemission. Im Rahmen von STS-116 wird außerdem
der deutsche Astronaut Thomas Reiter nach seinem fünfmonatigen Einsatz im
All zur Erde zurückkehren.

Start der Discovery am Wochenende. Foto: NASA |
Der Flug STS-116 startete am 9. Dezember um 20.47 Uhr Ortszeit (02.47 Uhr MEZ,
10. Dezember) vom Kennedy Space Center der NASA in Cape Canaveral,
Florida. Dies war der erste Nachtstart seit der Wiederaufnahme der Flüge des
Raumtransporters. Nach einer achtminütigen Antriebsphase wurde die Discovery
erfolgreich in die erdnahe Umlaufbahn eingebracht. An Bord des Orbiters befindet
sich eine siebenköpfige Mannschaft, zu der auch der ESA-Astronaut Christer
Fuglesang gehört.
Die ersten fünf Stunden der Mission vor der ersten Schlafphase waren für die
Vorbereitung der Discovery auf die in der Umlaufbahn durchzuführenden
Tätigkeiten vorgesehen. An ihrem ersten Arbeitstag im All nimmt die Mannschaft
eine Reihe von Kontrollen vor, um sicherzustellen, dass die Raumfähre beim Start
nicht beschädigt wurde. Heute soll die Discovery ihr Anflugmanöver auf
die Internationale Raumstation (ISS) ausführen. Das Andocken an der ISS ist für
22.47 Uhr MEZ geplant.
An Bord der ISS wird Christer Fuglesang mit seinem deutschen Astronautenkollegen
Thomas Reiter zusammentreffen, der seit seiner Ankunft mit der Discovery
am 6. Juli als Flugingenieur zur ISS-Bordmannschaft gehört.
Bei der Mission STS-116 handelt es sich um den vierten Shuttle-Flug seit
der Wiederaufnahme der Flüge im letzten Jahr und um die zweite
ISS-Montagemission. Mit ihr werden ein neues Gerüstsegment der integrierten
Gitterstruktur der ISS sowie Versorgungsgüter, wissenschaftliche Nutzlasten und
Ausrüstungsgegenstände wie zusätzliche Schutzschilde für das russische
Versorgungsmodul Zvezda gegen Mikrometeoriten und Weltraummüll zur
Raumstation gebracht. Des Weiteren wird die Mannschaft die Stromversorgung und
Temperaturregelung der ISS neu konfigurieren, die künftig über die im September
vom Raumtransporter Atlantis gelieferten neuen Solarzellenpaneele und
Radiatoren erfolgen.
Der auf Teilchenphysik spezialisierte schwedische Physiker Christer Fuglesang
wurde im Mai 1992 für das im Europäischen Astronautenzentrum in Köln
stationierte europäische Astronautenkorps ausgewählt. Die Mission STS-116 ist
sein erster Flug ins All. 1995 diente er während der 179 Tage dauernden Mission
Euromir 95 als Reserveastronaut für Thomas Reiter. Fuglesang absolvierte
seine Ausbildung in den USA und Russland und qualifizierte sich im April 1998
für einen Flugeinsatz als NASA-Missionsspezialist. Im Oktober 1998 erwarb er die
russische Qualifikation als Sojus-Rückflugkommandant, die ihn dazu
berechtigt, beim Rückflug einer Sojus-Kapsel mit dreiköpfiger Mannschaft
das Kommando zu führen.
Fuglesangs 12-tägige Mission Celsius wurde nach dem berühmten
schwedischen Wissenschaftler und Astronom Anders Celsius benannt, der nicht nur
die internationale Temperaturskala erfand, sondern auch Beobachtungen über
Nordlichter sammelte und in Nordskandinavien Messungen durchführte, die dazu
beitrugen, Newtons Vermutung zu bestätigen, dass die Erdkugel an den Polen
abgeflacht ist. Fuglesang wird eine Woche auf der ISS verbringen und an zwei der
drei für diese Montagemission geplanten Außenbordeinsätze teilnehmen.
Am morgigen Dienstag wird er die Raumstation zusammen mit NASA-Astronaut Robert
Curbeam für 6 Stunden zur Montage eines neuen Gerüstsegments verlassen, mit
dessen Hilfe die ursprünglichen Solarzellenpaneele im kommenden Sommer vom Dach
des Destiny-Moduls entfernt und stattdessen an die Gitterträger der
Station montiert werden sollen. Am Donnerstag werden Fuglesang und Curbeam einen
weiteren 6-stündigen Außenbordeinsatz absolvieren, um die auf ein im September
geliefertes Gerüstsegment montierten neuen Solarzellenpaneele und Radiatoren an
die Stromversorgung und Temperaturregelung der ISS anzuschließen.
Zusätzlich zu diesen Außenbordeinsätzen wird Fuglesang eine von europäischen
Wissenschaftlern entwickelte Versuchsreihe durchführen, mit der die Auswirkungen
der kosmischen Strahlung auf den menschlichen Körper untersucht werden sollen.
Dieses Thema ist für die Vorbereitung künftiger Langzeitmissionen außerhalb der
Erdumlaufbahn von größter Wichtigkeit.
Das ALTEA-Experiment wird die Auswirkungen der kosmischen Strahlung auf die
Hirnfunktionen ermitteln, indem ihr Durchfluss durch das Gehirn der Astronauten
bei gleichzeitiger Überwachung der Gehirntätigkeit gemessen wird. Ein weiteres
Experiment mit dem Namen "Chromosome 2" wird sich mit den Folgen dieser
Strahlung für die menschlichen Gene befassen. Wie Reiter seit seiner Ankunft auf
der ISS im Juli wird auch Fuglesang Strahlungsdosimeter (European Crew
Personal Dosimeters, EuPCD) zur Messung der gesamten während des Fluges
aufgenommenen Strahlendosis tragen.
Des Weiteren wird Fuglesang mehrere Demonstrationen zum Bereich Strahlung im
Weltraum für Bildungszwecke durchführen und als ehemaliger schwedischer
Frisbee-Meister versuchen, den derzeitigen Rekord einer in der Luft fliegenden
Frisbeescheibe zu brechen, was in einem schwerelosen Umfeld ein Leichtes sein
dürfte. Die Discovery wird am Montag, den 18. Dezember um 20.54 Uhr MEZ
mit Fuglesang und Reiter an Bord von der ISS ablegen. Vor der Rückkehr zur Erde
wird Fuglesang von der Raumfähre aus drei amerikanische Nanosatelliten in die
Umlaufbahn einbringen.
Die Landung des Raumtransporters in Cape Canaveral ist für Donnerstag, den 21.
Dezember um 21.36 Uhr MEZ geplant.
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