Sonnenteleskop in Betrieb genommen
Redaktion / idw / Universität Kiel
astronews.com
16. November 2006
Gute Nachrichten von den beiden STEREO-Sonden, an den auch
Forscher der Universität Kiel beteiligt sind. Zu Wochenbeginn wurden die von den
deutschen Wissenschaftlern entwickelten Kamerasysteme an Bord der Sonden in
Betrieb genommen und funktionieren einwandfrei. Erste Bilder werden sie
allerdings erst im Januar liefern.

Zwei identische Sonden ermöglichen im Rahmen der Mission STEREO
einen dreidimensionalen Blick auf koronale Massenauswürfe
Richtung Erde. Bild: NASA/JHU
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Die an den beiden Raumsonden STEREO angebrachten Sonnenteleskope der Kieler
Universität wurden Anfang dieser Woche in Betrieb genommen. Nach Auskunft der
beiden beteiligten Wissenschaftler Reinhold Müller-Mellin und Stephan Boettcher
von der Universität Kiel, die sich derzeit im kalifornischen Pasadena
aufhalten, erhalten sie "haargenau die Signale, die wir vorausgesagt haben. Die
Teleskope antworteten wie gut vorbereitete Schüler in einer wichtigen Prüfung.
Ergebnis: Bestanden!"
Die Teleskope an STEREO-B waren am Montag und die an STEREO-A am Dienstag von
der Bodenstation in Kalifornien aus angeschaltet worden. "Die Kommando-Sequenz
verlief planmäßig, die Spannungsversorgung der Elektronik, die Hochspannung und
die Temperaturen zeigten die erwarteten Werte. Die Instrumente haben die
Strapazen des Starts überstanden und arbeiten erfolgreich in der feindlichen
Weltraumumgebung. Doch dafür haben wir sie ja ausgelegt."
Die vier Sonnenteleskope wurden in der Abteilung Extraterrestrische Physik der
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel gebaut. Sie werden die von der Sonne
ausgeschleuderten Gaswolken untersuchen, um Auskünfte über die Zusammensetzung
der energiereichen Teilchenstrahlung und über den Sonnenwind zu erhalten. "Dass
die Teleskope arbeiten, ist für uns ein bedeutsamer Erfolg", reagiert Professor
Robert Wimmer-Schweingruber in Kiel auf die Nachricht. "Das Einschalten der
Sensoren war der Augenblick der Wahrheit nach jahrelangen Entwicklungsarbeiten:
Funktionieren sie, wie wir es aufgrund ausgiebiger Tests erwartet haben, oder
sind sie beim Raketenstart - einer Art kontrollierter Explosion - geschädigt
worden. Wenn sie funktionieren, können Wissenschafter aus der ganzen Welt
jahrelang mit den Daten arbeiten, die diese Sensoren gewinnen."
Derzeit "fischen" die sechzehn Detektoren an der Außenseite der Sonden jedoch
noch "im Trüben". Erst nachdem die Sonden mithilfe der Mondanziehung auf ihre
endgültige Umlaufbahn eingeschwenkt sind, dürfen die kleinen Türen geöffnet
werden, die die empfindlichen Geräte vor allzu starker Sonnenstrahlung schützen.
Dies wird etwa Anfang Januar 2007 der Fall sein.
Müller-Mellin berichtet vom aktuellen Stand: "Beim Anschalten von STEREO-B am
Montag hielten sich die beiden Raumsonden im Formationsflug in der Nähe der
Mondbahn auf, das heißt 380.000 Kilometer von der Erde entfernt. Jetzt sind sie
wieder auf dem Weg zurück zur Erde. Diese Ellipsenbahn durchlaufen sie noch
weitere vier Mal. Beim insgesamt fünften Mal ist auch der Mond dort und lenkt
STEREO-A mit seiner Schwerkraft auf die endgültige Umlaufbahn um die Sonne.
STEREO-B muss den Mond noch einmal abpassen, und lässt sich einen Monat später
auf die Umlaufbahn in entgegengesetzter Richtung katapultieren."
Die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel ist die einzige deutsche
Universität, die sich an der STEREO-Mission beteiligt. Die Abteilung
Extraterrestrische Physik wurde bereits 1998 aufgrund ihres ausgezeichneten
Experimentvorschlages und ihrer einschlägigen Erfahrung für das Projekt
ausgewählt. Die STEREO-Mission war am 26. Oktober von Cape Canaveral aus
gestartet. Sie besteht aus zwei identischen Raumsonden, die die Sonne aus
unterschiedlichem Blickwinkeln beobachten und so dreidimensionale Daten über den
Sonnenwind und solare Eruptionen liefern können.
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