Verstaubte elliptische Galaxie
von Stefan
Deiters
astronews.com
11. April 2005
Nicht nur in unzugänglichen Ecken der heimischen Wohnung können sich größere
Mengen an Staub verbergen, sondern auch in einer elliptischen Galaxie. Dies
zeigten Beobachtungen mit Hilfe des Weltraumteleskops Hubble. Die
Astronomen entdeckten gewaltige Staubschwaden in der Riesengalaxie NGC 1316 -
ein Beweis für eine frühere Kollision?
Hubbles Blick auf die elliptische Riesengalaxie NGC 1316 oder
auch Fornax A. Foto: NASA, ESA und das Hubble Heritage
Team / P. Goudfrooij (STScI) [Großansicht] |
Dank des exzellenten Auflösungsvermögens von Hubble und der Empfindlichkeit der
Advanced Camera for Surveys (ACS) konnten die Wissenschaftler eine
bestimmte Gruppe von Sternhaufen in der Galaxie NGC 1316 unter die Lupe nehmen.
Diese rötlichen Sternhaufen, so die Vermutung der Forscher, sind ein eindeutiger
Hinweis dafür, dass die heutige elliptische Riesengalaxie vor einigen Milliarden
Jahren durch die gewaltige Kollision zweier Spiralgalaxien entstanden ist.
NGC 1316 liegt im Außenbereich eines uns relativ nahe gelegenen Galaxienhaufens
im Sternbild Chemischer Ofen oder auch Fornax und ist rund 75 Millionen
Lichtjahre von der Erde entfernt. Im so genannten Fornax-Galaxienhaufen gehört
NGC 1316 zu den leuchtkräftigsten Galaxien. Die auch unter der Bezeichnung
Fornax A bekannte Galaxie ist zudem eine der stärksten und ausgedehntesten
Radioquellen am Himmel.
Auf die recht ungemütliche Entstehungsgeschichte von NGC 1316 gibt es mehrere
Hinweise: So entdeckten Forscher in den äußeren Regionen der Galaxie bestimmte
Strukturen, die sie als stellare Überreste einer Spiralgalaxie deuten, die mit
NGC 1316 verschmolzen ist. Im Zentrum der Galaxie, das von Hubble unter
die Lupe genommen wurde, finden sich komplexe Strukturen aus Staub. Bei diesem,
so die These der Forscher, würde es sich um das interstellare Medium von einer
oder gar von mehreren Spiralgalaxien handeln, die von NGC 1316 verschluckt
wurden.
Im Mittelpunkt der Hubble-Beobachtungen standen aber die Sternhaufen von
NGC 1316, also kompakte Sternsysteme, die Hunderte, Tausende oder gar Millionen
von Sternen enthalten können. Dank Hubble konnten das Team um Dr. Paul
Goudfrooij vom Space Telescope Science Institute (STScI) in Baltimore
auch sehr leuchtschwache Sternhaufen entdecken, die zuvor nicht zu beobachten
waren. Das besondere Interesse galt dabei der Anzahl von Sternhaufen
verschiedener Helligkeit. Durch diese Statistik konnten die Forscher
nachvollziehen, wie Sternhaufen, die während vergangener Kollisionen entstanden
sind, sich langsam wieder auflösen. So fanden sich etwa im Inneren der Galaxie
relativ gesehen weniger massearme Sternhaufen als in den äußeren Bereichen - ein
Ergebnis, was den theoretischen Vorhersagen entspricht.
Die Beobachtungen sind damit ein wichtiger Schritt zum Verständnis der
Entstehungsgeschichte von elliptischen Galaxien, die - so die gängige
Lehrmeinung - durch Kollision und Verschmelzen mehrerer Spiralgalaxien
entstehen.
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