Eine
Baby-Galaxie in unserer Nachbarschaft
von Rainer Kayser
1. Dezember 2004
Astronomen haben jetzt mit Hilfe des Hubble-Weltraumteleskop die jüngste
Galaxie aufgespürt, die bislang entdeckt wurde: I Zwicky 18. Sie ist nur 500
Millionen Jahre alt und entstand somit in einer Zeit, als auf der Erde schon
Leben existierte. Andere Galaxien in unserer Nachbarschaft sind viele Milliarden
Jahre alt.
Hubbles Blick auf I Zwicky 18 (unten links). Deutlich erkennbar
sind zwei Regionen mit heftiger Sternentstehung. Foto:
NASA, ESA, Y. Izotov (Main Astronomical Observatory, Kiev,
Ukraine) und T. Thuan (University of Virginia)[Großansicht] |
Die bislang jüngste Galaxie haben zwei Astronomen mit dem Weltraumteleskop
Hubble aufgespürt. Das Sternsystem ist "nur" 500 Millionen Jahre alt. Zum
Vergleich: Das Alter unserer Milchstraße beträgt 12 Milliarden Jahre. Die
Entdeckung der Baby-Galaxie mit dem Namen I Zwicky 18 liefert den Forschern neue
Erkenntnisse über die Entstehung der ersten Galaxien im Kosmos - und über das
Aussehen unserer Milchstraße unmittelbar nach ihrer Geburt. Die Wissenschaftler
haben ihre Beobachtungen in der jüngsten Ausgabe des Fachblattes
Astrophysical Journal veröffentlicht.
"I Zwicky 18 ist eine ungewöhnliche Galaxie", erläutert Trinh Thuan von der
University of Virginia, der das Objekt gemeinsam mit Yuri Izotov von der
Sternwarte Kiew entdeckt hat. "Wir erwarten eigentlich, dass Galaxien innerhalb
von einer Milliarde Jahren nach dem Urknall entstehen und nicht 13 Milliarden
Jahre später." Genau das jedoch ist bei
I Zwicky 18 der Fall: Die Galaxie blieb über Jahrmilliarden in ihrem embryonalen
Zustand, eine kühle Wolke aus Wasserstoff und Helium. Erst vor 500 Millionen
Jahren entstanden in einem plötzlichen, explosionsartigen Ausbruch Sterne in der
Galaxie und sie leuchtete auf.
Da I Zwicky 18 nur 45 Millionen Lichtjahre von uns entfernt ist, bietet sie
den Astronomen die einmalige Gelegenheit, eine junge Galaxie sozusagen direkt
vor unserer kosmischen Haustür zu beobachten. Warum die Galaxie so lange in
ihrem embryonalen Zustand verharrte, wissen die Forscher bislang nicht.
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