Der
tiefste Blick ins All
von Stefan
Deiters
astronews.com
10. März 2004
Schon die Hubble Deep Field-Aufnahmen, bei denen durch extrem
lange Belichtungszeiten aus einer scheinbar leeren Himmelsregion
Tausende von entfernten Galaxien auftauchten, faszinierten in den Jahren
1995 und 1998 Wissenschaft und Öffentlichkeit. Jetzt hat Hubble
noch tiefer ins All geschaut und präsentiert mit dem Hubble Ultra
Deep Field den tiefsten Blick in das sichtbare Universum.
Im Hubble Ultra Deep Field, dem bislang tiefsten Blick ins All,
finden sich rund 10.000 Galaxien. Foto: NASA / ESA / S.
Beckwith und das HUDF-Team [Großansicht] |
Eine Million Sekunden wurde das Weltraumteleskop Hubble auf einen Fleck
am Himmel ausgerichtet, um so Galaxien sichtbar zu machen, die wir zu einer Zeit
sehen, als das Universum gerade das so genannte "dunkle Zeitalter" hinter sich
gelassen hat. Das neue Bild, von den Astronomen am Space Telescope Science
Institute (STScI) Hubble Ultra Deep Field genannt, bietet somit neue
Einblicke in eine Epoche, in der die ersten Sterne zu leuchten anfingen - vor
rund 13 Milliarden Jahren. Einige der Galaxien, die auf dem Bild zu erkennen
sind, sind so leuchtschwach, dass sie auf den beiden Vorgängeraufnahmen, den
Hubble Deep Field-Bildern aus den Jahren 1995 und 1998, nicht zu erkennen
waren.
"Dank Hubble sind wir nun nur noch einen Steinwurf vom Urknall selbst
entfernt", freut sich Massimo Stiavelli vom STScI, der das Projekt leitete.
Besonders interessiert die Forscher der Vergleich dieser Aufnahme mit dem
Aussehen des Alls in der Zeit ein bis zwei Milliarden Jahre nach dem Urknall.
Das Hubble Ultra Deep Field enthält rund 10.000 Galaxien. Würde man mit
einem erdgebundenen Teleskop die Himmelsregion anschauen, in der die Aufnahme
gewonnen wurde, würde man kaum etwas erkennen: Der Fleck am Himmel im Sternbild
Chemischer Ofen (Fornax), der nicht größer ist als ein Zehntel des Durchmessers
des Vollmondes, erscheint weitgehend dunkel.
Das neue Bild besteht im Grunde genommen aus zwei Aufnahmen, die mit der
Advanced Camera for Surveys (ACS) und der Near Infrared Camera and
Multi-object Spectrometer (NICMOS) gemacht wurden. Durch die Kombination der
beiden Instrumente wollen die Astronomen Galaxien studieren, die zwischen 400
und 800 Millionen Jahre nach dem Urknall existiert haben. Faszinierend ist die
Formenvielfalt auf dem Bild: Neben einer Reihe von klassischen Spiralgalaxien
und elliptischen Galaxien finden sich auch Galaxien von eigentümlichem Aussehen.
Diese dürften, so die Ansicht der Forscher, zu einer Zeit entstanden sein, als
es im Universum noch recht chaotisch zuging und sich die heute beobachtete
Ordnung gerade erst bildete.
Die am weitesten entfernten Galaxien konnten mit NICMOS im infraroten Bereich
des Lichtes beobachtet werden. Und dies hat einen recht simplen Grund: Bedingt
durch die Expansion des Universums ist das Licht dieser Galaxien in den
infraroten Bereich des Spektrums verschoben, der mit diesem Instrument
beobachtet werden kann. "Das Bild wird uns helfen, ein Nachfolgeinstrument für
NICMOS für den Hubble-Nachfolger zu entwickeln, der diese Zeit mit
größerer Empfindlichkeit untersuchen soll", erläutert Rodger Thompson von der
Universität von Arizona.
Im Hubble Ultra Deep Field finden sich einige der am weitesten entfernten
und jüngsten Galaxien die je beobachtet wurden. Manche sind so lichtschwach,
dass Hubble von ihnen nur rund ein Photon pro Minute empfangen konnte -
im Gegensatz zu Millionen von Photonen bei nahen Galaxien.
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