Ein
Sternenmonster am südlichen Himmel
von Stefan Deiters
astronews.com
28. November 2003
Der Stern
Eta Carinae überbietet mit seiner Größe und Leuchtkraft alle anderen Sonnen in
unserer Milchstraße und dürfte bald in einer gewaltigen Supernova-Explosion
enden. Mit Hilfe des Very Large Telescopes der Europäischen Südsternwarte
ESO gelang Forschern nun ein näherer Blick in die direkte Umgebung des
Sternenmonsters in 7.500 Lichtjahren Entfernung.
Der innere Bereich des Nebels um den Stern Eta Carinae
aufgenommen mit dem VLT.
Foto:
ESO
Dieses Hubble-Bild zeigt den Homunculus-Nebel und die mit dem
VLT beobachtete Region (Kasten).
Foto:
NASA/ESA/HST |
Bis 1841 war Eta Carinae ein eher unauffälliger Stern am südlichen
Sternenhimmel. Doch in jenem Jahr sollte sich das ändern: Der 7.500 Lichtjahre
entfernte Stern überraschte die Astronomen mit einem gewaltigen Ausbruch und
seit jener Zeit rätseln sie, was genau in der fernen Sonne vorgeht. Die große
Entfernung von Eta Carinae zur Erde machte direkte Beobachtungen des Sterns
unmöglich. Er ist zudem umgeben vom so genannten Homunculus Nebel - zwei
pilzförmigen Wolken, die von Eta Carinae ausgestoßen wurden und jede für sich
mehrere hundert Mal größer ist als unser Sonnensystem.
Doch eines ist den Forschern heute klar: Eta Carinae ist der leuchtkräftigste
Stern in unserer Milchstraße und ein regelrechtes Monster: Er hat eine Masse,
die etwa der 100fachen Masse unserer Sonne entspricht und eine fünf Millionen
Mal höhere Leuchtkraft. Er befindet sich in der Endphase seines nuklearen Lebens
und ist äußerst instabil: In gewaltigen Ausbrüchen - der letzte fand 1841 statt
- schleudert er Material ins All. Damals wurde Eta Carinae für kurze Zeit der
zweithellste Stern am Himmel.
Würde Eta Carinae in unserem Sonnensystem liegen, würde er alles bis hinter den
Orbit von Jupiter verschlucken. Eta Carinae verliert ständig Materie und bläst
einen starken stellaren Wind ins All. Pro Jahr verliert der Stern so etwa die
500fache Masse der Erde. Die Region des stellaren Windes konnten nun Forscher
mit Hilfe des Very Large Telescope der ESO in Chile, ausgerüstet mit
einem System adaptiver Optik und Infrarotkameras, erstmals genauer studieren. Es
zeigte sich, dass die zentrale Region des
Homunculus-Nebels von einem sehr leuchtkräftigen Objekt dominiert wird, um das
herum viele kleinere Flecken zu erkennen sind.
Um weitere Details aufzuspüren bedienten sich die Forscher anschließend des
VLT Interferometer Commissioning Instrument (VINCI). Damit gelang es die
äußere Schicht des Riesensterns aufzulösen. Dabei erlebten die Forscher eine
Überraschung: Der Wind um Eta Carinae herum scheint sehr lang gestreckt zu sein,
also mehr einem Rugby-Ball zu gleichen und zudem noch in einer Linie mit dem
ausgeworfenen Material des Nebels zu liegen.
Die neuen Erkenntnisse führten die Forscher zu einer ungewöhnlichen These: Der
Wind von Eta Carinae muss entlang seiner Drehachse gestreckt sein - gewöhnlich
findet man ein Abplattung zu den Polen hin. Diese dürfte es auch - so die
Theorie - beim eigentlichen Stern geben, der tief im Inneren der stellaren
Wind-Region verborgen ist. Da aber durch die Abplattung an den Polen diese näher
am Zentrum des Sterns liegen, wo die nuklearen Fusionsprozesse ablaufen, sind
sie heißer, was zu einem verstärkten stellaren Wind führt.
Unter Annahme dieses Modells konnten die Forscher auch die
Rotationsgeschwindigkeit des Riesensterns bestimmen, der danach mit 90 Prozent
der maximal möglichen Geschwindigkeit rotiert. Geht der beobachtete
Massenverlust so weiter, wird von Eta Carinae in rund 100.000 Jahren nichts mehr
übrig sein. Solange wird Eta Carinae aber vermutlich nicht mehr existieren: Die
Astronomen rechnen mit einer Supernova-Explosion in vielleicht 10 bis 20 Tausend
Jahren.
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ESO,
Europäische Südsternwarte |
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