Einen wahrhaft exotischen Stern haben Astronomen der
Universität Jena genauer untersucht: Denn Eta Carinae ist
eigentlich ein Doppelsternsystem und offenbar kein sehr stabiles. Die
Wissenschaftler rechnen damit das Eta Carinae relativ bald sein
Leben in einer gewaltigen Explosion beenden wird - in zehn Minuten oder
erst in tausend Jahren.
Eta Carinae ist eines der hellsten Objekte des Südhimmels und etwa 8.000
Lichtjahre von der Erde entfernt. Lange Zeit hatte man gerätselt, um was
genau es sich bei Eta Carinae eigentlich handelt und heute geht man
davon aus, das es ein Doppelsternsystem mit zwei räumlich nahe
beieinanderliegenden Einzelsternen ist - jeder etwa mit der 50fachen
Masse unserer Sonne. Im
19. Jahrhundert, 1843 und 1890, war Astronomen ein erhebliche Anstieg der
Helligkeit des Systems aufgefallen, was Wissenschaftler heute als starke Eruptionen
deuten. Diese könnten eine Art Initialzündung für einen mittlerweile
andauernden Materiefluss zwischen den beiden Sternen gewesen sein.
Außerdem lieferten die Eruptionen das Material für Staub- und Gaswolken, die nun beide Sterne
umgeben. Um das schmale Zentrum des Systems kreist außerdem eine
Staubscheibe.
Die Zukunft von Eta Carinae sieht nach Ansicht der Jenaer
Astrophysikern düster aus: Der anhaltende Materiefluss zwischen den
beiden Sternen dürfte das System irgendwann aus dem Gleichgewicht bringen.
Die Folge wäre eine gewaltige Explosion. "Über die nahe Zukunft von
Eta Carinae, die
sich
in zehn Minuten oder erst in 1000 Jahren ereignen wird, können wir im
Augenblick nur spekulieren", erläutert der Jenaer Astronom Prof. Dr. Thomas Henning,
"sicher
ist nur, dass unsere Erde davon weit genug entfernt ist, um irgendetwas
abzubekommen."
Für ihre Untersuchung haben die Jenaer Astrophysiker Daten und Bilder
ausgewertet, die mit Hilfe des Hubble-Weltraumteleskops, den
Infrarot-Spektrometern eines ESA-Satelliten und der Infrarotkamera TIMMI
des 3,6m-Teleskops an der Europäischen Südsternwarte (ESO) in La Silla gemacht wurden. Dabei wiesen sie an Hand der
Infrarot-Aufnahmen erstmals ein Objekt nach, dessen Existenz die
Forscher lange nur vermuteten: Beide Sterne sind von einem Torus, einem
pfannkuchenähnlichen Gebilde, umgeben, das sich aus dem "Abfall" des
Materiestroms bildet. Inzwischen ist dieser Torus auf über 15
Sonnenmassen angewachsen. Und wenn seine Aufnahmekapazität erschöpft ist,
so die Wissenschaftler, würde es zu dem erwarteten Crash des gesamten
Systems kommen.
Außerdem fand das Jenaer Team auch Neues über die chemische Zusammensetzung von
Eta Carinae heraus: "Unsere Messungen haben einen sehr hohen Anteil von
Sulfiden [schwefelhaltigen Verbindungen], insbesondere
Eisensulfiden ergeben", so Henning. "Diese
Verbindung
kommt in unserer Galaxie recht selten vor; Eta Carinae ist ein echter
Exot in unserer Milchstraße." Und noch etwas wundert die
Wissenschaftler: Sie stellten zwar die - wegen des fortgeschrittenen
Entwicklungsstadiums der Sterne - erwarteten großen Mengen Stickstoff
fest, aber keine Stickstoffverbindungen. Henning: "Den Grund dafür kennen wir
noch nicht."