Im Halo unserer Milchstraße befinden sich über 140
Kugelsternhaufen, also dichte Ansammlungen von Millionen von Sternen, die
in etwa so alt sind wie unsere Galaxis. Das Team des Hubble-Heritage-Projektes
präsentiert nun ein eindrucksvollen Blick in das dichte Zentrum des
Kugelsternhaufens Omega Centauri in rund 17.000 Lichtjahren Entfernung von
der Erde.
Hubble-Aufnahme
vom Zentrum des Kugelsternhaufens Omega Centauri. Foto: NASA und das Hubble Heritage Team
(STScI/AURA) |
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Omega Centauri, in rund 17.000 Lichtjahren Entfernung von der Erde gelegen, ist
ein sehr massereicher Kugelsternhaufen, der mehrere Millionen Sterne enthält,
die alle um ihren gemeinsamen Massenschwerpunkt kreisen. Im Zentrum des Haufens
liegen die Sterne so dicht beieinander, dass man mit bodengestützten Teleskopen
Schwierigkeiten hat, einzelne Sterne auszumachen. Nur das Hubble-Weltraumteleskop
schafft es, dank seines hohen Auflösungsvermögens, individuelle Haufenmitglieder
auszumachen. Omega Centauri ist am Himmel so groß, dass nur ein Teilbereich in
das Sichtfeld von Hubble
Die große Mehrheit der Sterne in dieser Hubble-Aufnahme sind
leuchtschwache, massearme Sterne, die noch nicht einmal die Masse unserer Sonne
haben. Die paar gelblich-orangen Sterne sind Rote Riesen, also Sterne, die
gerade ihren letzten nuklearen Brennstoff verbrauchen und sich dabei aufblähen.
Zu dem sind noch einige bläuliche Sterne zu sehen, die für eine sehr kurze
Entwicklungsphase stehen, in der die Oberflächentemperatur der Sterne sehr hoch
ist. Da die Sterne in Omega Centauri alle sehr alt sind - man schätzt das Alter
des Haufens auf etwa 12 Milliarden Jahre - haben alle Sterne, die mehr Masse
haben als unsere Sonne, schon ihren nuklearen Brennstoff verbraucht. Sie sind
größtenteils zu Weißen Zwergsternen geworden, die auf dieser Aufnahme nicht
auszumachen sind.
Im Zentrum von Omega Centauri befinden sich so viele Sterne, dass es nicht
selten vorkommt, dass zwei Sonnen zusammenstoßen. Für Astronomen ist dies eine
äußerst spannende Sache, führt dies doch nach aktuellen Theorien zu ganz neuen
Sternentypen. Treffen sie frontal aufeinander, könnten sie zu einem größeren
massereicheren Stern verschmelzen. Die Forscher vermuten, dass auf diese Weise
so genannte Blue Straggler-Sterne entstehen. Verpassen sich die Sterne gerade,
könnten sie aber trotzdem ein Paar bilden und als dichtes Doppelsternsystem
enden. In diesem Hubble-Bild konnten die Forscher zwei solche
Doppelstern-Systeme ausmachen, von denen eine Komponente ein Weißer Zwergstern
ist. Material, dass von dem anderen Stern auf dem Weißen Zwerg überfließt,
erhitzt sich so weit, dass es ultraviolettes Licht aussendet, wodurch sich das
Paar verrät.
Omega Centauri ist der hellste und massereichste Kugelsternhaufen der
Milchstraße und kann auch mit bloßem Auge ausgemacht werden. Seinen Namen
erhielt er von Johann Bayer im Jahr 1603 als das 24. hellste Objekt im südlichen
Sternbild Centaur. Wegen seiner Größe und einiger anderer Eigentümlichkeiten von
Omega Centauri bezweifeln allerdings einige Forscher, dass es sich hierbei
tatsächlich um einen Kugelsternhaufen handelt. Manche Astronomen glauben, dass
der Haufen auch der Überrest einer Zwerggalaxie sein könnte, die vor langer Zeit
von unserer Milchstraße eingefangen wurde.