DLR will mit privater Raumkapsel Experimente im All
ermöglichen
Redaktion
/ Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt e. V. astronews.com
20. Februar 2025
Um der Forschung neue Möglichkeiten für Experimente in
Schwerelosigkeit zu bieten, hat das DLR bei einem deutschen Start-up Flüge auf
deren Raumkapsel Nyx eingekauft. Mit Nyx soll auch einmal die
Internationale Raumstation ISS im Auftrag der ESA angeflogen werden. Im Sommer
ist zunächst der Start einer kleineren Version der Nyx-Kapsel geplant.

Die Kapsel Nyx der deutschen Firma The
Exploration Company dient als Plattform für
Experimente unter Weltraumbedingungen. Die
Deutsche Raumfahrtagentur im DLR hat TEC
beauftragt, wissenschaftliche Experimente mit
einer Gesamtmasse von 160 Kilogramm an Bord von
Nyx in den Weltraum zu bringen. Bild: The
Exploration Company [Großansicht] |
Experimente in Schwerelosigkeit sind für die Forschung in unterschiedlichen
Bereichen von essenzieller Bedeutung. Die Möglichkeiten, solche Experimente
durchführen zu können, sind jedoch begrenzt. Daher hat die Deutsche
Raumfahrtagentur im Deutschen Zentrum für Luft und Raumfahrt (DLR) die deutsche
Firma The Exploration Company (TEC) beauftragt, wissenschaftliche Experimente
mit einer Gesamtmasse von 160 Kilogramm an Bord ihrer neu entwickelten Kapsel
Nyx – benannt nach der griechischen Göttin der Nacht – in den Weltraum
zu bringen. Eine kleinere Version der Kapsel mit einem Durchmesser von 2,5
Metern soll zum ersten Mal mit Kundennutzlasten in dem Demo-Flug "Mission
Possible" voraussichtlich im Juni 2025 in den Weltraum starten.
Ab 2028 soll die Raumkapsel dann im Rahmen einer Transportmission der
europäischen Weltraumorganisation ESA die Internationale Raumstation ISS mit
Gütern versorgen, während des Fluges sollen gleichzeitig wissenschaftliche
Experimente durchgeführt werden. Damit wird TEC die erste europäische und
einzige deutsche Firma sein, die derartige Flüge anbieten wird. "Die Forschung
hat einen großen Bedarf, Experimente im Weltraum durchzuführen. Hier entstehen
Innovationen, und gleichermaßen wird die Grundlagenforschung vorangebracht. Mit
den Flügen auf der deutschen Nyx-Kapsel eröffnen wir der Wissenschaft die
Möglichkeit, auf einer neuen Plattform ihre Forschung unter Weltraumbedingungen
vorantreiben zu können", sagt Dr. Walther Pelzer, DLR-Vorstandsmitglied und
Generaldirektor der Deutschen Raumfahrtagentur im DLR. "Die Deutsche
Raumfahrtagentur im DLR tritt als Kunde für eine Dienstleistung auf und
entspricht damit dem eigenen Anspruch, vermehrt als Ankerkunde aufzutreten.
Ausschlaggebend für die Vertragsunterzeichnung war, dass wir mit Nyx einen
weiteren Baustein für die Vorbereitung der Post-ISS-Zeit legen."
"Wir fühlen uns geehrt und sind sehr dankbar, dass die Deutsche
Raumfahrtagentur im DLR mit diesem Vertrag ein so starkes Zeichen für die
deutsche Raumfahrtindustrie setzt und uns das Vertrauen gibt, diese wichtige
Forschung auf unserer Raumkapsel Nyx zu fliegen" sagt, Hélène Huby, Co-Founder
und CEO von The Exploration Company.
Die Forschung hat großen Bedarf an Experimenten in der Schwerelosigkeit, in
denen Effekte beobachtet werden, die nach mehreren Minuten auftreten und einen
Beobachtungszeitraum von mehreren Stunden bis Tagen erfordern. Aktuell gibt es
keine europäische Fluggelegenheit für Experimente, die größere Anlagen über 100
Kilogramm benötigen. Insbesondere Transportflüge zur ISS werden derzeit nur von
außereuropäischen Anbietern durchgeführt, auch Wiedereintrittskapseln sind
europaweit nicht verfügbar. Hier wird die Nyx-Kapsel eine wichtige Lücke für
europäische Bedürfnisse füllen. Deutschland will hierdurch Forschung unter
Weltraumbedingungen in den Bereichen Biologie, Medizin, Humanphysiologie, Physik
und Materialforschung voranbringen.
An Bord der Nyx-Demo-Mission "Mission Possible" im Juni 2025 wird ein
Kooperationsexperiment der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg und des DLR Instituts für
Luft- und Raumfahrtmedizin sein, das von der Deutschen Raumfahrtagentur im DLR
gefördert wird. Im Projekt "RayPairNyx" werden Schimmelpilzsporen im Weltraum
untersucht. Während des Testflugs soll dabei die Auskeimung von
strahlungsgestressten Schimmelpilz-Sporen in Mikrogravitation analysiert werden,
um das Verständnis grundlegender Mechanismen auf genetischer und metabolischer
Ebene zu erweitern. Die Untersuchung von Schimmelpilzsporen unter
Weltraumbedingungen hilft dabei, mögliche Gefahren durch Schimmelpilze für die
Gesundheit von Astronautinnen und Astronauten und die Lebenserhaltungssysteme in
der Raumfahrt zu bewerten. Die Experimenthardware wird von einem weiteren
deutschen Start-up, der Yuri-GmbH aus Meckenbeuren, bereitgestellt. Die
Ergebnisse sollen in die Entwicklung geeigneter Vorkehrungen und
Kontrollmaßnahmen einfließen, um das schädliche Wachstum von Schimmelpilzen in
Raumstationen bzw. -kapseln zu verhindern oder einzudämmen.
Die Nyx-Kapsel wird einen Durchmesser von vier Metern haben und insgesamt
4000 Kilogramm Ladung in mehreren Experimenten befördern können. Da sie
unbemannt fliegt, ist sie ideal für automatisierte Nutzlasten und auch als "Freeflyer"
geeignet. Sie wird mit den Experimenten zur ISS transportiert und nach wenigen
Wochen wieder zur Erde zurückkehren. Zurück am Boden werden die Ergebnisse
ausgewertet. Sie kann somit auch komplexe und dementsprechend schwere,
beziehungsweise voluminöse, wissenschaftliche Experimente wie zum Beispiel
optische Atomuhren transportieren. Derartige Experimente sollen unter anderem
die Entwicklung der nächsten Generation von Navigationssystemen unterstützen.
Geplant sind weiterhin zellbiologische Experimente zu grundlegenden
Fragestellungen aus der Krebs- und Alternsforschung.
Die Deutsche Raumfahrtagentur im DLR bietet bislang zweimal jährlich
Parabelflugkampagnen, ganzjährig die Nutzung des Fallturms in Bremen sowie in
der Regel alle zwei bis drei Jahre den Mitflug von Experimenten auf
TEXUS-Höhenforschungsraketen für die Wissenschaft an. Auf einem Parabelflug
stehen wiederholt jeweils ungefähr 22 Sekunden Schwerelosigkeit zur Verfügung,
im Fallturm sind es 4,5 bis 9 Sekunden und auf einer TEXUS-Mission etwa
sechseinhalb Minuten. Langzeitforschungen können auf der ISS durchgeführt
werden. Mit der Nyx-Kapsel wird diese exzellente deutsche Weltraumforschung
vervollständigt werden. Die Deutsche Raumfahrtagentur im DLR fördert die Nutzung
der Nyx-Kapsel mit Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und
Klimaschutz.
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