Windkanal für Satelliten im sehr niedrigen Erdorbit
Redaktion
/ Pressemitteilung der TU Dresden astronews.com
18. Februar 2025
Die Treibstoffmenge, die ein Satellit an Bord hat, begrenzt
in der Regel die Länge seines möglichen Einsatzes. Das gilt insbesondere für
Satelliten auf niedrigen Umlaufbahnen, in denen die Restatmosphäre ständige
Bahnkorrekturen erforderlich macht. Diese Restatmosphäre könnte sich aber auch
als Treibstoff nutzen lassen. In einem neuen Windkanal in Dresden soll das
getestet werden.

Der Satellit GOCE (künstlerische Darstellung)
umrundete die Erde auf einer sehr niedrigen Bahn.
Bild: ESA [Großansicht] |
Forschende der Professur für Raumfahrtsysteme der Technischen Universität
Dresden (TUD) entwickeln eine Art Windkanal für den Weltraum. Er bildet die
Atmosphäre im sehr niedrigen Erdorbit nach, um eine neue Generation von
Satelliten zu testen, die Umgebungsluft als Treibstoff für ihr Antriebssystem
nutzt. Das Forschungsprojekt RASP (Residual Atmosphere Simulator) wird von der
europäischen Weltraumorganisation (ESA) im Rahmen des ARTES-Programms (ARTES
steht für "Advanced Research in Telecommunications Systems") gefördert.
Satelliten mit herkömmlichen Triebwerken können nicht dauerhaft in einer Höhe
von 100 bis 250 Kilometern operieren, da die dort vorhandene Restatmosphäre
starke Reibung erzeugt. Sie würden in kurzer Zeit große Mengen Treibstoffs
verbrauchen, um diesen Widerstand auszugleichen. Um neuartige "luftatmende"
Antriebssysteme für Satelliten unter realitätsnahen Bedingungen zu testen,
simuliert die Forschungsgruppe an der TUD die Atmosphäre im sehr niedrigen
Erdorbit in einer speziellen Vakuumkammer. Sie erzeugen Teilchenströme mit einer
Geschwindigkeit von acht Kilometer pro Sekunde, bestehend aus Sauerstoff- und
Stickstoffmolekülen – genau wie in der echten Umlaufbahn.
"Durch diese innovative Antriebsform wären die neuen Satelliten theoretisch
unbeschränkt einsatzfähig. Darüber hinaus bietet die geringe Orbithöhe weitere
entscheidende Vorteile: Die kürzere Distanz zur Erde ermöglicht eine
effizientere Kommunikation durch geringere Signalverzögerungen.
Erdbeobachtungssatelliten können Bilder in größerer Auflösung aufnehmen. Auch
der Weltraumschrott wird reduziert, da in diesen niedrigen Höhen Trümmerteile
schnell abgebremst werden und in der Atmosphäre verglühen", erläutert Prof.
Martin Tajmar, Inhaber der Professur für Raumfahrtsysteme.
Bisher fehlten im Raumfahrtsektor geeignete Versuchsstände, mit denen die
Bedingungen in der erdnahen Umlaufbahn realitätsnah simuliert werden können. Das
auf 2,5 Jahre angelegte Projekt RASP schließt diese Lücke und soll so einen
entscheidenden Beitrag zur Weiterentwicklung nachhaltiger und effizienter
Satellitenantriebe leisten.
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