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RAUMFAHRTMEDIZIN
Bettruhestudie liefert neue Erkenntnisse über Gelenkkrankheiten
Redaktion / Pressemitteilung der Universität Erlangen-Nürnberg
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20. März 2024

Mithilfe von Bettruhestudien wird versucht, den Einfluss von Schwerelosigkeit auf den menschlichen Körper zu untersuchen - und dies unter streng kontrollierten klinischen Bedingungen. Die Probanden müssen dazu mehrere Wochen im Liegen verbringen. Die Resultate helfen nicht nur der Raumfahrtmedizin, sondern können auch für irdische Patienten von Bedeutung sein.

Bettruhe

Während der Studie mussten die Teilnehmer 21 Tage strikte Bettruhe halten und bekamen unterschiedliche Trainingsformen als Intervention. Foto: CNES / Emmanuel Grimault [Großansicht]

Wie wirkt sich Bettlägerigkeit auf den Knorpel der Gelenke aus? Ein interdisziplinäres Forschungsteam um Privatdozentin Dr. Dr. Anna-Maria Liphardt vom Uniklinikum Erlangen hat durch die Teilnahme an einer von der europäischen Raumfahrtorganisation ESA und dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt DLR geförderten Bettruhestudie dazu neue Erkenntnisse gewonnen. Die Arbeitsgruppe kam zu dem Schluss, dass eine Bettruhe mit einer Dauer von 21 Tagen zum Abbau von Typ-II-Kollagen, einem wichtigen Knorpelbestandteil, führen kann. Allerdings ist noch nicht klar, wie der übermäßige Abbau von Typ-II-Kollagen die Funktion dieses Gewebes beeinflusst.

Bettruhestudien sind ein wichtiges Instrument nicht nur für die Raumfahrtforschung und die Frage, wie der Zustand der Schwerelosigkeit die Gesundheit beeinflusst, sondern geben zum Beispiel auch Aufschluss darüber, welche Auswirkungen körperliche Inaktivität auf den Zustand von Menschen mit einer Erkrankung des Bewegungsapparats haben kann. Die Erkenntnisse aus solchen Studien können zur Entwicklung von Behandlungen beitragen, die einer Degeneration des Bewegungsapparats vorbeugen.

Die Forschungsgruppe um Liphardt, Arbeitsgruppenleiterin am Lehrstuhl für Innere Medizin III, untersuchte in einer Cross-over-Studie mit zwölf gesunden männlichen Probanden, wie sich die Konzentrationen von Markern für Typ-II-Kollagen im Blut und die Ausscheidung dieses wichtigen Strukturbestandteils des Knorpels durch den Urin während einer 21-tägigen Bettruhe veränderte. Zunächst wurden die Daten der Teilnehmer während einer Dauer von sechs Tagen vor der Bettruhe ermittelt, in der sie ganz normal aktiv waren. Daran schlossen sich 21 Tage strikte Bettruhe an, mit einer um sechs Grad gesenkten Kopfseite des Bettes. Nur fürs Essen und aus Hygienegründen durften die Teilnehmer diese Position kurzzeitig leicht verändern. Nach der Bettruhe wurden sie sechs Tage lang weiter überwacht, während sie zu normaler Aktivität zurückkehrten. Während der drei unterschiedlichen Studien-Kampagnen mit 21-tägiger Bettruhe erhielten die Teilnehmer entweder keine weitere Intervention, ein sogenanntes resistives Vibrationstraining über ein horizontales Vibrationstrainingsgerät oder resistives Vibrationstraining in Kombination mit einer Nahrungsergänzung in Form von Molkenprotein und Bikarbonat.

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Schon nach wenigen Tagen Bettruhe stiegen die Konzentrationen der Marker für den Abbau von Typ-II-Kollagen im Blut an. Das Gleiche galt für die Ausscheidung von Typ-II-Kollagen über den Urin. Einige der Marker blieben auch noch in den sechs Tagen nach der Bettruhe im Vergleich zum Ausgangswert erhöht. Nahrungsergänzung und Vibrationstraining wirkten dem Abbau von Typ-II-Kollagen nur minimal entgegen. Die Forschenden schließen daraus, dass die Nichtnutzung des Bewegungsapparats – egal, ob durch Erkrankung oder Verletzung – vermutlich zu einer Veränderung des Gleichgewichts im Gelenkknorpelstoffwechsel führt. Dies könnte möglicherweise die Belastungsfähigkeit des Knorpels verringern.

"Weitere Studien", erklärt Liphardt, "sollten daher die näheren Auswirkungen auf den Knorpel im Blick haben und Gegenmaßnahmen entwickeln, damit Patientinnen und Patienten bei längerer Inaktivität, zum Beispiel durch wiederkehrende Krankenhausaufenthalte, keine weiteren Schäden davontragen." Das FAU-Forschungsteam will diese Fragen im Rahmen einer 60-tägigen Bettruhestudie der ESA mit einer Besatzung der Internationalen Raumstation ISS in Toulouse gemeinsam mit Prof. Dr. Anja Niehoff von der Deutschen Sporthochschule Köln und internationalen Kooperationspartnern, weiter untersuchen. Die Studie wird vom Institut für Raumfahrtmedizin und Physiologie (MEDES) durchgeführt.

Die Ergebnisse der Studie wurden in der Fachzeitschrift Osteoarthritis and Cartilage veröffentlicht.

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siehe auch
Bettruhestudie: Liegend der Raumfahrt helfen - 25. März 2019
Raumfahrtmedizin: Bettruhe statt Raumflug - 31. August 2015
ISS: Merklicher Knochenschwund bei Astronauten - 27. Januar 2009
ESA: Bettruhe soll Schwerelosigkeit simulieren - 4. September 2001
Leben im All: Im Bett für die Forschung - 25. Juli 2001
Links im WWW
Liphardt, A.-M. et al. (2024): Immobilization by 21 days of bed rest results in type II collagen degradation in healthy individuals, Osteoarthritis and Cartilage, 32, 177
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
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