Erstes Modul für chinesische Raumstation im All
von
Stefan Deiters astronews.com
29. April 2021
Mit dem Start eines ersten Moduls hat die Volksrepublik
China in der vergangenen Nacht mit dem Aufbau einer eigenen Raumstation
begonnen. Die Station soll einmal dauerhaft besetzt sein. Eine erste Besatzung
könnte schon im Sommer zum Kernmodul Tianhe starten. Der Aufbau der
Raumstation Tiangong soll bis Ende 2022 abgeschlossen sein.
Start der Langer-Marsch-5B-Trägerrakete mit dem Modul Tianhe
vom Kosmodrom Wenchang auf der Insel Hainan aus.
Foto: Xinhua/Ju Zhenhua [Großansicht] |
Mit einer Trägerrakete vom Typ Langer Marsch 5B ist in der
vergangenen Nacht von der Volksrepublik China das Modul Tianhe in
eine Erdumlaufbahn gebracht worden. Tianhe soll das Kernmodul einer
künftigen chinesischen Raumstation sein, die vermutlich auch dauerhaft mit
Raumfahrenden besetzt sein wird. Zuvor hatte China zwei Testmodule,
Tiangong-1 und Tiangong-2, ins All gebracht und damit wichtige
Technologien und Abläufe erprobt.
Tianhe ist das bislang größte Raumfahrtmodul, das in China gebaut
und gestartet wurde: Es hat eine Länge von 16,6 Metern und einen maximalen
Durchmesser von 4,2 Metern und wiegt mehr als 22 Tonnen. Es ähnelt etwas der
anfänglichen Sektion der russischen Raumstation Mir, ist allerdings
größer und schwerer.
Schon im Juni könnte eine erste dreiköpfige Besatzung die neue Raumstation
besuchen und für rund drei Monate an Bord bleiben. Später sollen auch
Aufenthalte bis zu sechs Monaten möglich sein. Vor einer astronautischen Mission
zu Tianhe wird im kommenden Monat aber erst noch ein Raumfrachter an das Modul
andocken, um die Station vor der Ankunft der ersten Besatzung mit Lebensmitteln
auszustatten.
Bis Ende 2022 sind elf weitere Missionen zum Aufbau der Station mit Namen
Tiangong geplant. Dabei soll das Kernmodul unter anderem um zwei Forschungsmodule
erweitert werden. Das jetzt gestartete Modul Tianhe dient als Kontroll-
und Kommandoeinheit und verfügt zudem über Quartiere für die Besatzung. Die
fertige Raumstation wird etwa ein Sechstel der Masse der Internationalen
Raumstation ISS aufweisen und von der Größe her der früheren russischen
Raumstation Mir ähneln.
Die Volksrepublik China hat in den vergangenen Jahren ihr Raumfahrtprogramm
massiv ausgebaut: Neben der astronautischen Raumfahrt ist die Volksrepublik auch
auf dem Mond aktiv und hat im Februar erfolgreich eine Sonde in den Marsorbit
gebracht. Eine Landung auf dem Roten Planeten ist noch im Frühjahr geplant.
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