Mit hellem Mars in den Herbst
von
Stefan Deiters astronews.com
1. September 2020
Im September beginnt der Herbst und dementsprechend erobern
sich allmählich die Sternbilder dieser Jahreszeit ihren Platz am nächtlichen
Himmel. Während unser Nachbarplanet Venus als heller Morgenstern leuchtet,
entwickelt sich der Rote Planet Mars zum anderen Glanzpunkt der Nacht: Er
steuert auf seine Opposition zu und ist Ende des Monats sogar heller als
Jupiter.
![Saturn, Mond, Jupiter](../../../bilder/2020/2009-002.jpg)
Blick nach Süden gegen 22 Uhr um 25. September 2020. Der Mond
hat sich zu Saturn (links) und Jupiter gesellt. Der helle
Stern ganz oben ist Altair, der Hauptstern des Sternbilds
Adler. Bild: astronews.com / Stellarium [Großansicht] |
Der September bietet in manchen Jahren noch spätsommerlich warme Tage, kann
aber auch mancherorts schon recht herbstlich werden. Das dürfte auch der Grund
dafür sein, warum die Meteorologen den September in ihren Statistiken schon
offiziell als Herbstmonat zählen. Manche sprechen daher auch von einem
"meteorologischen Herbstanfang" am 1. September.
Für die Astronomie und den offiziellen Kalender ist allerdings noch rund drei
Wochen Sommer: Tag-und-Nacht-Gleiche ist erst am 22. September um 15:31 Uhr
MESZ. Ab
dann sind auf der Nordhalbkugel der Erde die
Tage wieder kürzer als die Nächte. Und dass die Tage kürzer werden, macht sich
besonders in der Zeit um die Tag- und Nachtgleiche sehr deutlich bemerkbar.
Das Ende des Sommers ist auch am nächtlichen Sternenhimmel
zu sehen: Zwar sind dort noch immer die Konstellationen zu finden, die uns auch in
den letzten Monaten schon bei unserem Rundgang am Himmel begleitet haben, doch
lassen sich inzwischen auch die
Sternbilder des Herbstes immer besser beobachten. Ein Beispiel ist das
auffällige Rechteck des Pegasus. Dessen nordöstlicher Stern,
Sirrah oder Alpheratz genannt, ist übrigens schon Teil des Sternbilds Andromeda.
Wer am Abend einen freien Blick nach Südosten hat, kann hier einen
vergleichsweise hellen Stern, nämlich Fomalhaut, oder Alpha
Piscis Austrini, entdecken. Er ist der achtzehnthellste Stern am Nachthimmel
und liegt in rund 25 Lichtjahren Entfernung im Sternbild Südlicher Fisch
(lateinisch Piscis Austrinus).
Eine gedachte Linie von Fomalhaut zu Atair im
Sternbild Adler, dem zwölfthellsten Stern am Nachthimmel, hilft einem auch, ein
anderes, weniger auffälliges Sternbild zu finden, das wegen seiner Form auch hin und wieder als "Lächeln am
Himmel" bezeichnet wird - das Sternbild Steinbock [Findkarte].
Es liegt in der Mitte unterhalb der Verbindungslinie der beiden hellen Sterne. Der Hauptstern des
Steinbocks, Alpha Capricorni (die westliche Ecke des Sternbildes), besteht eigentlich
aus zwei Sternen, was sich schon mit guten Augen erkennen lässt. Mit einem Fernrohr kann man auch das einzige Deep-Sky-Objekt
ausmachen, das der Steinbock zu bieten hat: den Kugelsternhaufen M 30.
Manche Sternbilder sind das ganze Jahr über am Himmel zu sehen. Dazu gehört
etwa das Sternbild Kepheus (Cepheus), das im September jedoch
besonders hoch am Himmel steht. Seine Form erinnert an ein Haus, dessen Spitze ungefähr auf den Himmelspol
zeigt. Das Sternbild - oder genauer, einer seiner Sterne, nämlich Delta Cephei -
wurde Namensgeber einer in der Astronomie sehr wichtigen Gruppe von Sternen, der so genannten Cepheiden.
Cepheiden sind pulsierende Sonnen, die die Astronomen zur
Entfernungsmessung verwenden. Sie ändern regelmäßig ihre Helligkeit und aus den
Perioden dieser Helligkeitsänderungen lässt sich die tatsächliche Helligkeit des
Sterns berechnen. Ist diese bekannt, kann man durch Vergleich mit der
beobachteten Helligkeit auf der Erde die Entfernung des Sterns bestimmen.
Im Sternbild Kepheus befindet sich auch der Stern Mu Cephei, der vor allem im
Fernglas durch seine tiefrote Farbe auffällt. Der berühmte Astronom Sir Wilhelm
Herschel nannte diesen Stern daher auch "Granatstern". Bei ihm handelt es sich
um einen Roten Riesenstern, dessen Helligkeit durch Pulsationen in seiner
äußeren Hülle schwankt.
Und natürlich gibt es auch Planeten im September zu sehen: Die Venus
ist weiterhin "Morgenstern" und vor Sonnenaufgang am Osthimmel auszumachen. Sie
wandert im Laufe des Monats vom Sternbild Krebs in den Löwen. Der Gasriese
Jupiter wird allmählich zum Planeten der ersten Nachthälfte,
ist dann aber als markantes, helles Objekt kaum zu übersehen. Er befindet sich
im Sternbild Schütze. Hier ist auch Saturn zu finden, etwas
lichtschwächer und auch vorwiegend in der ersten Nachthälfte.
Zum Glanzpunkt am Himmel - zumindest vor Aufgang der Venus - entwickelt sich
der Mars. Er wird im kommenden Monat in Opposition zur Sonne
stehen und übertrifft zum Monatsende mit der Helligkeit sogar den Jupiter. Er
ist zudem praktisch die ganze Nacht über zu sehen - ein untrügliches Zeichen
dafür, dass sich der Planet kurz vor seiner Opposition befindet.
Für Sternschnuppenfreunde ist der September kein wirklich vielversprechender
Monat: Den ganzen September aktiv sind die Pisciden, die
aus dem Sternbild Fische zu kommen scheinen. Ihr Maximum erreichen sie um den
19. September, die beste Beobachtungszeit liegt zwischen 22 Uhr und 4 Uhr. Ende
September könnten auch schon einige Tauriden mit Radiant im
Stier zu sehen sein.
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