Rover misst ungewöhnlich hohe Methanwerte
von
Stefan Deiters astronews.com
24. Juni 2019
Methan kommt in der Atmosphäre des Mars nur in Spuren vor,
seine Existenz fasziniert die Wissenschaft aber schon seit Jahren: Das Gas gilt
nämlich als potentieller Hinweis darauf, dass es auf dem Roten Planeten noch
heute Leben geben könnte. Nachdem die Sonde Trace Gas Orbiter jüngst keinerlei
Methan in der Atmosphäre nachweisen konnte, meldet der Rover Curiosity nun sehr
hohe Werte.
In der vergangenen Woche hat der Rover Curiosity besonders hohe
Methanwerte im Gale-Krater des Mars messen können.
Bild: NASA / JPL-Caltech
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Der Marsrover Curiosity hat in der vergangenen Woche die höchste
Methankonzentration gemessen, die er bislang im Laufe seiner Mission feststellen
konnte: Der Rover registrierte einen Wert für das Volumenmischungsverhältnis von
21 ppbv. Insgesamt betrachtet, ist das natürlich nicht viel: Ein Verhältnis von einem ppbv würde bedeuten, dass
in einem bestimmten Volumen Marsluft ein milliardster Teil Methan
ist. Doch trotz dieser nur geringen Menge, ist der Nachweis für die Marsforscher
spannend.
Die Messungen gelangen mit dem Laser-Spektrometer des Instruments Sample
Analysis at Mars (SAM). Methan war von Curiosity schon häufiger in der Marsluft
nachgewiesen worden, es hatte sich sogar ein bestimmter Zusammenhang zwischen
Methanhäufigkeit und der Jahreszeit am Ort des Rovers gezeigt. Auch plötzliche
erhöhte Methanwerte konnte das Team registrieren. Mit der Sonde ExoMars
Trace Gas Orbiter der europäischen Raumfahrtagentur ESA hingegen konnte man
bislang kein Methan in der Atmosphäre nachweisen (astronews.com berichtete).
Methan ist deswegen von Interesse, da es auf der Erde hauptsächlich von
Mikroorganismen am Boden erzeugt wird und zudem schnell in der Atmosphäre wieder
vernichtet wird. Das detektierte Methan muss also erst vor kurzer Zeit
freigesetzt worden sein. Das wirft natürlich die Frage auf, ob Methan auch auf
dem Mars biologischen Ursprungs sein könnte. Die Wissenschaft kennt allerdings
auch andere, nicht biologische Methanquellen. Infrage kämen hier etwa bestimmte
geochemische Reaktionen im Marsgestein.
"Mit unseren aktuellen Messungen können wir nicht sagen, ob die Methanquelle
biologisch oder geologisch ist oder wann das Methan produziert wurde", so Paul Mahaffy vom NASA Goddard Spaceflight Center, der verantwortliche
Wissenschaftler für das Instrument SAM an Bord von Curiosity. Das Team
hat am Wochenende ein weiteres Experiment geplant, mit dem man zumindest
herausfinden möchte, ob es sich um einen nur kurzzeitigen Methanausstoß
gehandelt hat.
Curiosity war im August 2012 im Gale-Krater des Mars gelandet, um
herauszufinden, ob es vor langer Zeit, also vor Milliarden von Jahren, auf dem
Roten Planeten einmal Umweltbedingungen gab, die primitives Leben erlaubt
hätten. Dazu sollte der Rover vor allem geologisch interessante Ablagerungen
untersuchen, die man aus dem Orbit an den Hängen des Zentralbergs des
Gale-Kraters entdeckt hatte. Entsprechende Hinweise fand Curiosity allerdings
bereits bei ersten Tests der Instrumente.
Inzwischen untersucht der Rover die
Hänge des Zentralbergs und sammelt dort weitere Informationen, die etwas über
die Klimageschichte des Roten Planeten verraten könnten.
Update (25. Juni 2019): Die Messung am Wochenende hat wieder
sehr niedrige Methanwerte von etwa 1 ppbv ergeben. Auch bei dem in der letzten
Woche gemessenen Wert handelte es sich also um ein nur vorübergehendes Ereignis,
wie es schon öfter gemessen wurde. Auf die Ursache für das Auftreten dieser
Ereignisse gibt es bislang keine Hinweise, sie folgen auch keinem bestimmten
Muster.
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