Zwerggalaxie durch Zufall entdeckt
von Stefan Deiters astronews.com
1. Februar 2019
Astronomen haben mithilfe des Weltraumteleskops Hubble
eine sehr isolierte Zwerggalaxie entdeckt, die mit einer Entfernung von nur rund
30 Millionen Lichtjahren noch zu unserer kosmischen Nachbarschaft gehört.
Eigentlich hatte das internationale Team nach sehr alten und lichtschwachen
Sternen in dem Kugelsternhaufen NGC 6752 gesucht.
Die jetzt zufällig entdeckte Zwerggalaxie
Bedin I (oben links) in NGC 6752.
Bild: ESA/Hubble, NASA, Bedin et
al., Digitized Sky Survey 2 [Großansicht] |
Nach einer neuen Galaxie hatten Luigi R. Bedin vom italienischen Osservatorio
Astronomico di Padova und seine Kollegen eigentlich nicht gesucht: Sie wollten
alte und sehr lichtschwache Sterne im Kugelsternhaufen NGC 6752 aufspüren, um
daraus das Alter des Kugelsternhaufens ableiten zu können. Dazu beobachteten sie
die Ausläufer des Kugelsternhaufens mit der Advanced Camera for Surveys
des Weltraumteleskops Hubble.
Dabei fiel ihnen eine kompakte Ansammlung von leuchtschwachen Sternen auf. Sie bestimmten
sorgfältig die physikalischen Eigenschaften dieser Sterne und kamen schließlich
zu dem Schluss, dass sie nicht Teil des Sternhaufens und auch nicht Teil der
Milchstraße sein konnten. Im Gegenteil: Die Sternen waren viele Millionen
Lichtjahre von uns entfernt.
Offenbar handelte es sich um eine äußerst lichtschwache Zwerggalaxie mit
einem Durchmesser von gerade einmal 3000 Lichtjahren in rund 30 Millionen
Lichtjahren Entfernung. Sie erhielt von der Gruppe den Spitznamen Bedin I und
wurde als spheroidale Zwerggalaxie klassifiziert.
Zwerggalaxien sind, wie der Name schon andeutet, kleine Systeme, die sich in
der Regel durch eine sehr geringe Helligkeit und eine sehr alte Population von
Sternen auszeichnen. In der Lokalen Gruppe, also unserem Heimatgalaxienhaufen,
kennt man 36 dieser Galaxien, 22 davon sind Satellitengalaxien der Milchstraße.
Das Besondere an Bedin I ist, dass sie zu den wenigen Galaxien dieser Art
gehört, von denen man die Entfernung genau kennt.
Bedin I liegt zudem ungewöhnlich isoliert: Die nächste größere Galaxie, zu
der sie theoretisch gehören könnte, ist NGC 6744 und diese ist zwei Millionen
Lichtjahre von Bedin I entfernt. Das dürfte sie zu der "einsamsten" bislang
entdeckten Zwerggalaxie machen. Die Astronomen schätzen das Alter von Bedin I
auf rund 13 Milliarden Jahre. Die Galaxie ist damit ein wahres Fossil aus der
Anfangszeit des Universums.
Über ihre Entdeckung berichtet das Team in einem Fachartikel, der in den
Monthly Notices of the Royal Astronomical Society Letters erschienen ist.
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