Der magnetische Zyklus von 61 Cyg A
Redaktion
/ Pressemitteilung der Universität Göttingen astronews.com
11. Oktober 2016
Erstmals ist es Astronomen gelungen, bei einem anderen Stern
als der Sonne einen magnetischen Zyklus zu beobachten: Das Magnetfeld des rund
elf Lichtjahre entfernten Sterns 61 Cyg A kehrt sich offenbar alle sieben Jahre
um - bei unserer Sonne geschieht dies alle elf Jahre. Die Beobachtungen könnten
helfen, auch die Vorgänge auf der Sonne besser zu verstehen.

Magnetfeld von 61 Cyg A im Juli 2010: Die
Abbildung zeigt eine komplexe Magnetfeldgeometrie
während der aktiven Phase des Sterns.
Bild:
Universität Göttingen/ Boro Saikia et al. [Großansicht]

Magnetfeld von 61 Cyg A im August 2015:
Während eines Aktivitätsminimums ist ein deutlich
einfacheres magnetisches Dipolfeld zu sehen,
ähnlich dem eines einfachen Magneten oder dem
Magnetfeld der Erde.
Bild:
Universität Göttingen/ Boro Saikia et al. [Großansicht] |
Ein internationales Forscherteam unter der Leitung der Universität Göttingen hat
zum ersten Mal auf einem anderen Stern als der Sonne einen magnetischen Zyklus
beobachtet, der dem der Sonne ähnelt. Das Magnetfeld der Sonne ist unter anderem
für Sonnenflecken, Strahlungsausbrüche und den Sonnenwind verantwortlich. Die
Beobachtungen könnten dazu beitragen, das Weltraumwetter und die Auswirkungen
der Sonnenaktivität auf die Erde besser zu verstehen und vorauszusagen.
Seit etwa zehn Jahren ist es technisch möglich, mit spezifischen
Messinstrumenten wie einem Spektropolarimeter die Magnetfelder naher,
sonnenähnlicher Sterne zu erfassen. Neun Jahre lang beobachteten die
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler den Stern 61 Cyg A vom Bernhard-Lyot-Teleskop
in den französischen Pyrenäen aus. 61 Cyg A liegt im nördlichen Sternbild Schwan
und ist mit einer Entfernung von knapp über elf Lichtjahren einer der nächsten
Nachbarsterne der Sonne.
Die Sonne verändert sich über einen 22-jährigen magnetischen Zyklus hinweg, bei
dem sich die Polarität ihres Magnetfeldes alle elf Jahre umkehrt. Die
Häufigkeit, Stärke und Ausprägung der verschiedenen Sonnenaktivitäten steigt und
fällt im Laufe dieser elf Jahre, so dass sich aktive und ruhige Phasen
abwechseln. Diese Veränderungen sind relativ klein und langsam im Vergleich zur
großen Zahl an bekannten magnetisch aktiven Sternen, deren Helligkeit dramatisch
schwankt und enorme stellare Strahlungsausbrüche produziert.
Obwohl 61 Cyg A etwas leuchtschwächer und kühler als die Sonne ist, konnten die
Forscher vergleichbare Veränderungen seiner Aktivität innerhalb eines
magnetischen Zyklus von 14 Jahren messen. Eine magnetische Umpolung findet alle
sieben Jahre statt, und die Komplexität des Magnetfeldes erhöht sich, wenn sich
der Zeitpunkt der Umpolung nähert.
"Unsere Ergebnisse können dazu beitragen, Modelle dafür zu entwickeln, wie die
Sonne und andere Sterne Magnetfelder erzeugen", erläutert Sudeshna Boro Saikia,
Doktorandin an der Universität Göttingen. "Ein besseres Verständnis dieses
Prozesses und damit der Funktionsweise unserer Sonne insgesamt hilft uns auch,
den möglichen Einfluss der Sonnenaktivität auf Technologien auf der Erde und
Satelliten in Erdumlaufbahnen zu berechnen."
Der Sonnenwind und Sonneneruptionen haben einen großen Einfluss auf die Erde.
"Wenn diese Ströme von geladenem Plasma die Erde treffen, erzeugen sie nicht nur
die Polarlichter, sondern können auch Störungen der Radiokommunikation, Schäden
in Stromnetzen am Erdboden sowie in Satelliten verursachen“, so die
Wissenschaftlerin weiter. "Darüber hinaus stellen sie eine Bedrohung für
Astronauten im erdnahen Orbit dar."
Über ihre Ergebnisse berichten die Wissenschaftler in einem Fachartikel, der in
der Zeitschrift
Astronomy & Astrophysics erschienen ist.
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