Das Magnetfeld eines Sternflecks
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung des Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam astronews.com
6. Dezember 2012
Astronomen ist es jetzt gelungen, das Magnetfeld eines
dunklen Sternflecks zu bestimmen. Damit konnten sie den lange erwarteten
Nachweis erbringen, dass Sternflecken, ebenso wie Sonnenflecken, Regionen mit
einer besonders hohen Magnetfelddichte sind. Der Nachweis wurde durch eine
spezielle tomografische Analysesoftware möglich, die die Forscher entwickelt
haben.

Magnetfeld- und Temperaturkarte der Oberfläche
des Sternes V410 Tauri. Der Stern ist eine "junge
Sonne" von wenigen Millionen Jahren.
Bild: AIP |
Magnetfelder beeinflussen die Strahlungscharakteristik von Sternen durch
Polarisation von Licht: die elektromagnetischen Wellen werden in ihrer
Schwingungsrichtung beeinflusst, dies wiederum prägt das Spektrum des Sterns.
Aus seinem charakteristischen "Fingerabdruck" im Spektrum kann mittels
hochauflösender Spektroskopie im polarisierten Licht auf die Geometrie des
lokalen Magnetfeldes an der Sternoberfläche zurückgeschlossen werden.
Da Sternflecken dunkel und damit etwa Tausend bis Zweitausend Grad kühler als
ihre Umgebung sind, stellt ihre Beobachtung für die Spektroskopie jedoch eine
besondere Herausforderung dar. "Wenn ein Ort auf der Oberfläche am Stern dunkel
ist, kommt von dort kein oder nur wenig Licht im Spektrographen an und die über
die ganze Sternscheibe rekonstruierte Magnetfeldverteilung wird verfälscht oder
sogar unterdrückt", erklärt Klaus G. Strassmeier vom Leibniz-Institut für
Astrophysik Potsdam (AIP).
Tomografische Methoden wie sie auch in der Medizin zum Einsatz kommen,
ermöglichen eine genaue Vermessung der Oberfläche eines rotierenden Sterns. In
der Kombination zahlreicher Momentaufnahmen eines rotierenden Sterns ergibt sich
ein hochqualitatives Gesamtbild. Das AIP ist eines der wenigen Institute
weltweit, die astronomische tomografische Techniken entwickeln und nutzen. Die
neue Tomografiesoftware iMap ermöglicht es den Forschern, aus den
Momentaufnahmen des Lichts simultan die Temperatur- und Magnetfeldverteilungen
auf der Oberfläche des Sterns zu rekonstruieren.
Diese gleichzeitige Betrachtung von Temperatur und Feld zeigt Magnetfelder
auch für wenig Licht, also selbst für dunkle Sternflecken auf. Die Berechnung
ist höchst aufwändig, so AIP-Astronom Thorsten Carroll: "Um diesen komplexen
Prozess rechnerisch überhaupt bewältigen zu können, trainieren wir ein
künstliches neuronales Netzwerk, das die Rechengeschwindigkeit unserer
Simulationen um ein Tausendfaches beschleunigt."
Dies macht die Software so stark, dass selbst für weit entfernte Sterne, für
die das Hintergrundrauschen das eigentliche beobachtbare Signal übersteigt,
magnetische Oberflächenkarten von Sternen erstellt werden können. Bei dem ersten
von den Forschern vermessenen Stern handelt es sich um den sonnenähnlichen Stern
V410 Tauri, der mit dem Spektropolarimeter Espadons am 3,6-Meter Spiegel des
Canada-France-Hawaii Telescope am Mauna Kea beobachtet wurde. Hier konnten
sie bestätigen, dass Sternflecken - genau wie Sonnenflecken - Regionen mit einer
besonders hohen Magnetfelddichte sind: Das Feld erreicht lokal eine etwa
fünfzig- bis hundertfach größere Stärke als auf der restlichen Oberfläche des
Sterns. Als nächstes wollen die Astronomen Oberflächen-Magnetfelder von weiteren
sonnenähnlichen Sternen bestimmen.
Dies ist insbesondere interessant für Sterne mit Planetensystemen, denn das
Magnetfeld eines Sterns hat einen entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung
eines bewohnbaren Planetensystems. Für die tomographische Erfassung der vielen
lichtschwachen Sterne in unserer Galaxie warten die Forscher bereits ungeduldig
auf Spektropolarimeter der nächsten Generation wie das in Potsdam entwickelte
PEPSI-Instrument, welches ab 2014 am Large Binocular Telescope, dem
weltgrößten optischen Teleskop auf dem 3.200 Meter hohen Mt. Graham in Arizona
im Einsatz sein und die Anzahl magnetisch vermessbarer Sterne verzehnfachen
wird.
Die Astronomen veröffentlichten ihre Ergebnisse jetzt in der Fachzeitschrift
Astronomy & Astrophysics.
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