Fomalhaut ist ein Dreifach-Sternsystem
von Stefan Deiters astronews.com
7. Oktober 2013
Bei dem nahegelegenen Stern Fomalhaut im Sternbild Südlicher
Fisch handelt es sich offenbar um ein Dreifachsystem. Fomalhaut ist ein recht
junges Sternsystem und nur rund 25 Lichtjahre von der Erde entfernt. Interessant
macht es vor allem eine Scheibe aus Staub um die Hauptkomponente, um die zudem
auch ein Planet in einem ungewöhnlichen Orbit nachgewiesen werden konnte.

Der helle Stern
Fomalhaut A galt lange Zeit als Einzelstern. Der
jetzt entdeckte Begleiter Fomalhaut C liegt noch
außerhalb dieses Bildausschnitts.
Bild: NASA, ESA und Digitized Sky Survey
2 / Davide De Martin (ESA/Hubble) |
Der Stern Fomalhaut ist rund 25 Lichtjahre von der Erde entfernt und liegt damit
praktisch vor unserer Haustür. Das nur etwa 440 Millionen Jahre alte und damit
vergleichsweise junge System im Sternbild Südlicher Fisch war in den vergangenen
Jahren immer wieder das Ziel von Beobachtungen (astronews.com berichtete), da
man rund um den Stern nicht nur eine Scheibe aus Staub und Trümmerteilen
entdeckt hatte, sondern auch einen Planeten, der seinen Zentralstern in einem
recht ungewöhnlichen Orbit umkreist.
Schon länger gab es den Verdacht, dass Fomalhaut und der nahegelegene Stern TW
Piscis Austrini ein Doppelsternsystem bilden. Nun fand ein Team von Astronomen
Hinweise darauf, dass auch der etwa 3,2 Lichtjahre von Fomalhaut entfernte Stern
LP876-10 zu diesem System gehört. Es zählt damit zu den weitesten bekannten
Dreifach-Sternsystemen.
"Ich bemerkte den dritten Stern bereits vor einigen Jahren, als ich damit
beschäftigt war, für eine andere Untersuchung die Bewegung der Sterne in der
Umgebung von Fomalhaut aufzuzeichnen", so Eric Mamajek von der University of
Rochester. "Allerdings benötigte ich weitere Daten und die Hilfe eines
Teams mit Zugang zu verschiedenen Beobachtungen, um tatsächlich sicher sein zu
können, dass es die Eigenschaften dieses Sterns auch möglich machen, dass er zu
Fomalhaut gehört."
Ein glücklicher Umstand half dem Vorhaben: In Chile traf Mamajek zufällig Todd
Henry von der Georgia State University, der Leiter eines
Forschungsverbunds für sonnennahe Sterne ist. "Eric versuchte, mehr über diesen
dritten Stern herauszufinden", erinnert sich Henry an das Treffen in einem Motel
im chilenischen La Serena. "Und
ich hatte eine Liste mit Beobachtungen, die die bislang unveröffentlichte
Parallaxe dieses Sterns enthielt." Die Messung der Parallaxe erlaubt die
vergleichsweise genaue Berechnung der Entfernung eines Sterns.
Die Astronomen bestimmten durch anschließende Beobachtungen weitere
Eigenschaften des dritten Sterns und waren sich am Ende sicher, dass LP 876-10
tatsächlich Teil des Fomalhaut-Systems ist und somit eigentlich Fomalhaut C
heißen müsste. "Wenn man die Situation am Himmel betrachtet, scheint Fomalhaut C
recht weit vom hellen Stern Fomalhaut entfernt zu sein", so Mamajek. So liegen
zwischen den beiden Sternen rund 5,5 Grad, was etwa elf Vollmonddurchmessern
entspricht.
Da die Entfernung zu Fomalhaut allerdings nur 25 Lichtjahre beträgt, ist
die tatsächliche Entfernung zwischen ihnen geringer als sie auf den ersten Blick
erscheint. Diese "optische Täuschung" dürfte nach Ansicht von Mamajek auch
erklären, warum bislang niemand gemerkt hat, dass LP 876-10 Teil des
Fomalhaut-Systems ist. Außerdem hätte es präzisere Daten über Entfernung und Ort
sowie die Bewegung des Sterns bedurft, um hinter sein Geheimnis zu kommen.
"Fomalhaut A ist mit einer Masse von etwa der doppelten Masse unserer Sonne
massereich genug, um diesen kleinen Stern an sich zu binden - obwohl er
158.000-mal weiter von Fomalhaut A entfernt ist, als die Erde von der Sonne",
erklärt Mamajek. Bei Fomalhaut C handelt es sich um einen roten Zwergstern. Von
einem hypothetischen Planeten im Orbit um Fomalhaut C würde Fomalhaut A ähnlich
hell erscheinen, wie die Venus an unserem Nachthimmel.
Fomalhaut A gehört mit zu den hellsten Sternen am nächtlichen Himmel und ist
einer der wenigen Sterne, um den man einen Planeten direkt beobachten konnte.
Außerdem hat man eine Scheibe aus Staub und Trümmerteilen um den Stern entdeckt.
Sowohl der Planet als auch die Trümmerscheibe geben den Astronomen aber bis
heute Rätsel auf. So scheint der Planet auf einer sehr ungewöhnlichen
langgestreckten Bahn um seinen Zentralstern zu laufen. Die Trümmerscheibe ist
zudem nicht auf Fomalhaut A zentriert. Eventuell könnten die beiden anderen
Sterne Fomalhaut B und C helfen, zumindest einige der Rätsel um das System zu
lösen.
Fomalhaut B ist ein Stern mit etwa drei Vierteln der Masse unserer Sonne. Auch
dieser Stern ist schon längere Zeit bekannt, doch hält man ihn erst seit kurzem
für einen Teil des Fomalhaut-Systems. Erste entsprechende Vermutungen gab es
allerdings bereits Ende des 19. Jahrhunderts. Über ihre Untersuchungen berichtet
das Astronomen-Team in der Fachzeitschrift Astronomcial Journal.
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