Europas modernster Kommunikationssatellit im All
Redaktion
/ Pressemitteilungen des DLR und der ESA astronews.com
26. Juli 2013
Alphasat, Europas größter und modernster
Kommunikationssatellit, ist gestern Abend an Bord einer Trägerrakete vom Typ
Ariane 5 ins All gestartet. Es ist der erste Satellit, der auf der neuen
europäischen Satellitenplattform Alphabus beruht. An Bord von
Alphasat werden auch neue Technologien getestet, die die Kommunikation
revolutionieren könnten.
Die Satellit
Alphasat I-XL.
Bild: Corvaja/ESA |
Informationen beherrschen unseren Alltag: Stetig wachsende Datenmengen müssen
rund um den Globus transportiert werden. Satellitenkommunikation hat einen
wesentlichen Anteil daran, dass uns diese Informationen zuverlässig erreichen.
Mit Alphasat I-XL, der gestern um 21.54 Uhr MESZ vom
ESA-Raumfahrtzentrum in Kourou in Französisch-Guyana an Bord einer Ariane-5-Trägerrakete
ins Weltall gestartet ist, soll nun ein neues Kapitel bei der
Satellitenkommunikation aufgeschlagen werden. In einer Höhe von knapp 36.000
Kilometern über der Erde soll der Satellit mit einer Masse von 6,6 Tonnen in den
nächsten 15 Jahren die Breitbandkommunikation im Mobilfunk revolutionieren.
28 Minuten nach dem Abheben wurde Alphasat erfolgreich in seinen
geostationären Transferorbit entlassen. Das erste Signal von Alphasat
wurde erwartungsgemäß um 22.38 Uhr MESZ von einer Inmarsat-Bodenstation
in Peking aufgefangen - die Bestätigung, dass sich der Satellit am vorgesehenen
Ort befindet, einsatzbereit ist und Signale sendet. Der erste Alphasat
ist eine so genannte Public-Private-Partnership (PPP) zwischen der ESA und
Inmarsat, einer globalen Betreiberfirma für mobile
Satellitenkommunikationsdienste. Dieser öffentlich-privaten Partnerschaft
verdankt der Satellit auch das "I" in seinem Namen. Hauptzweck von Alphasat ist
dann auch die Erweiterung des globalen mobilen Netzes von Inmarsat.
Der fortschrittliche integrierte Prozessor des Satelliten, ein
Kernbestandteil der kommerziellen Nutzlast, bietet mit seiner Leistung von
mehreren Billionen Rechenoperationen pro Sekunde eine bisher nie dagewesene
Dienstflexibilität. Neben dieser bedeutenden Erweiterung der von der
Inmarsat-Flotte erbrachten Dienste stellt die Mission aber auch den
Erstflug für Alphabus dar, die im Rahmen eines gemeinsamen
Auftrags der ESA und der französischen Raumfahrtagentur CNES entwickelte neue
europäische Telekommunikationsplattform.
Die Satellitenplattform soll das Marktsegment großer Satelliten mit bis zu
8,8 Tonnen Gesamtgewicht bedienen. Auch deutsche Zulieferer sind maßgeblich am
Bau der Satellitenplattform beteiligt. Deutschland ist zweitgrößter
Beitragszahler im Alphabus-Entwicklungsprogramm. "Deutschland ist ein
starker Standort für die Entwicklung von innovativer Satelliten-Technologie.
Auch die Leistungsfähigkeit von Alphasat bestimmen Komponenten aus
Deutschland. Sie sorgen für den Transfer von Alphasat I-XL in die
endgültige Position im geostationären Orbit, sind für die Lageregelung
verantwortlich und sichern die Energieversorgung des Satelliten durch seine sehr
großen Solarpanele", erläutert Dr. Gerd Gruppe, im DLR-Vorstand zuständig für
das Raumfahrtmanagement.
Der Alphasat-Solargenerator stellt zwölf Kilowatt Leistung für den
Satelliten zur Verfügung. Mit jeweils vier Modulen auf der Nord- und Südfläche
des Satelliten überragt er mit seiner "Spannweite" von fast 40 Metern die eines
Airbus A320. "Um diese Leistung zu erreichen, waren neue und größere Panele
notwendig, die in Ottobrunn entwickelt wurden. Der Solar Generator ist dabei von
Anfang an so ausgelegt, dass er zukünftige, noch weit größere Versionen des
Alphabus mit einer Gesamtleistung von bis zu 22 Kilowatt versorgen kann",
so Anke Pagels-Kerp, Alphasat-Projektleiterin beim DLR
Raumfahrtmanagement.
Neben der kommerziellen Nutzlast von Inmarsat bietet Alphasat I-XL
zusätzlichen Platz für Technologien, die erstmals unter den besonderen
Bedingungen des Weltalls im geostationären Orbit getestet werden sollen. Von den
vier Nutzlasten, die zu Demonstrationszwecken mitfliegen, kommen zwei aus
Deutschland: Ein Sternsensor liefert hochgenaue Bahn- und Lageinformationen und
unterstützt damit auch die präzise Ausrichtung des optischen
Laser-Kommunikationsterminals (LCT).
Dieses wurde im Auftrag des DLR als Hochleistungsdaten(über)träger entwickelt
und gebaut - auch in Vorbereitung für das europäische
Datenrelaisübertragungssystem EDRS. Auf Alphasat kommt ein
modifiziertes LCT zum Einsatz: Es soll eine Datenmenge von 1,8 Gigabit pro
Sekunde - das entspricht 130 DVDs pro Stunde - über eine sehr große Distanz von
45.000 Kilometern transportieren. Damit wird die Übertragung von Datenpaketen
zwischen Satelliten im erdnahen Orbit zwischen 200 und 2.000 Kilometern Höhe und
denen im geostationären Orbit in rund 36.000 Kilometern Höhe möglich.
Das LCT auf Alphasat-I-XL testet diese Übertragungsart. So soll der
Satellit Daten der beiden europäischen Erdbeobachtungssatelliten Sentinel 1A
und Sentinel 2A empfangen. "Mit dieser Technologiedemonstration made in
Germany stößt Alphasat I-XL das Tor zum europäischen ERDS auf - eine
Datenautobahn im All, bei der Informationen zwischen den Satelliten rund um die
Uhr ausgetauscht werden können", veranschaulicht DLR-Vorstand Gruppe. Außerdem
befinden sich noch ein Umgebungs- und Strahlungserprobungssensor aus Portugal
sowie das Aldo-Paraboni-Q/V Band-Experiment aus Italien an Bord.
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