Eine Spiralgalaxie mit Supernova
von Stefan Deiters astronews.com
21. März 2013
Die ESO hat gestern eine neue Aufnahme der Spiralgalaxie NGC
1637 veröffentlicht, die auf Daten von Beobachtungen des Very Large
Telescope beruht. Anvisiert hatten die Astronomen das rund 35 Millionen
Lichtjahre entfernte System allerdings nicht wegen dessen Schönheit, sondern um
das Verblassen einer Supernova zu verfolgen, die hier im Jahr 1999 zu beobachten
war.

Blick auf die Spiralgalaxie NGC 1637 im
Sternbild Fluss Eridanus. Bild:
ESO [Großansicht] |
Im Jahr 1999 entdeckten Astronomen mit dem Katzman Automatic Imaging
Telescope des Lick Observatory auf dem Gipfel des Mount Hamilton
im US-Bundesstaat Kalifornien eine Supernova in der rund 35 Millionen Lichtjahre
entfernten Galaxie NGC 1637. Die schon ohne Supernova eindrucksvolle
Spiralgalaxie befindet sich im Sternbild Fluss Eridanus. Das plötzliche
Aufleuchten eines Sterns in dem System machte NGC 1637 umso interessanter.
Eine Supernova verkündet in der Regel das Ende eines Sterns: Wenn massereiche
Sterne ihren nuklearen Brennstoff verbraucht haben, kollabiert ihr Kern unter
seiner eigenen Masse und es kommt zu einer gewaltigen Explosion, bei der große
Teile des Sterns ins All geschleudert werden und im Zentrum ein Neutronenstern
oder ein Schwarzes Loch zurückbleibt. Supernovae können aber auch entstehen,
wenn Weiße Zwerge zu viel Material von einem nahen Begleiter aufsammeln und
dadurch eine kritische Masse überschreiten. Auch die Kollision von zwei Weißen
Zwergsternen wird für Supernova-Explosionen verantwortlich gemacht.
In unserer Milchstraße kommt es im Schnitt alle Hundert Jahre zu ein bis zwei
Supernova-Explosionen. Auch in anderen Galaxien in unserer Nachbarschaft ist die
Rate ähnlich. Hat man das Aufleuchten einer Supernova entdeckt, bemüht man sich,
durch möglichst zahlreiche Beobachtungen mehr über den Auslöser der Explosion zu
erfahren. Auch die Supernova in NGC 1637, genannt SN 1999em, wurde gründlich
untersucht und man konnte verfolgen, wie das Leuchten der Überreste der
Explosion über viele Jahre langsam immer schwächer wurde.
Die Untersuchungen ergaben, dass es sich bei dem Objekt, das schließlich zur
Supernova SN 1999em wurde, um einen Stern mit der mehr als achtfachen Masse
unserer Sonne gehandelt haben muss. Die Explosion wurde von Astronomen als
Supernova vom Typ IIp klassifiziert, wobei das "p" für "Plateau" steht und
darauf hindeutet, dass die Helligkeit der Supernova nach Erreichen der
Maximalhelligkeit für relativ lange Zeit konstant geblieben ist.
Bei den Beobachtungen von SN 1999em mit dem Very Large Telescope der
europäischen Südsternwarte ESO auf dem Gipfel des Paranal in Chile entstanden
zahlreiche Aufnahmen der Galaxie NGC 1637, die für das gestern von der ESO
veröffentlichte Bild zu einer detaillierten Ansicht der Spiralgalaxie kombiniert
wurden. Die Spiralstruktur der Galaxie ist dank der zahlreichen bläulichen
jungen Sterne, hell leuchtender Gaswolken und dunkler Staubschwaden gut zu
erkennen.
Obwohl NGC 1637 auf den ersten Blick symmetrisch erscheint, ist sie es bei
genauerer Betrachtung nicht: So erstreckt sich der relativ locker gewundene
Spiralarm oben links des Zentrums deutlich weiter um die Galaxie als der
kompaktere und kürzere Arm unten rechts, der fast abgeschnitten erscheint. Auf
der Aufnahme sind außerdem noch zahlreiche Sterne zu sehen, die uns deutlich
näher liegen sowie viele Galaxie, die erheblich weiter entfernt sind als NGC
1637.
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