Seltene Supernova in elliptischer Galaxie
von Stefan Deiters astronews.com
11. März 2013
Den Namen Pan-STARRS dürften gerade in diesen Tagen die
meisten Menschen mit einem Kometen in Verbindung bringen, der gerade am
westlichen Abendhimmel zu sehen ist. Bei Pan-STARRS handelt es sich allerdings
in erster Linie um ein Teleskop, mit dem nun eine äußert seltene Supernova in
einer fernen elliptischen Galaxie entdeckt wurde. Sie gibt den Astronomen einige
Rätsel auf.

Die Supernova PS1-12sk ist als heller
Lichtpunkt rechts unterhalb der
elliptischen Galaxie zu erkennen.
Bild: CfA / PS1
Science Consortium |
Supernova-Explosionen sind eigentlich keine Besonderheit. In Spiralgalaxien,
in deren Spiralarmen ständig neue Sterne entstehen, werden immer auch besonders
massereiche Exemplare geboren, die ihr nukleares Leben schon nach kurzer Zeit
wieder in einer Supernova-Explosion beenden. Bevor eine so massereiche Sonne
explodiert, dürfte es vermutlich noch zu einigen spektakulären Ausbrüchen
kommen, wie man etwa vor rund 170 Jahren beim Stern Eta Carinae beobachten
konnte. Der Stern, der in astronomisch kurzer Zeit als Supernova enden wird,
wurde dadurch für kurze Zeit zum zweithellsten Stern am Himmel.
In elliptischen Galaxien allerdings sind Supernovae fast gar nicht bekannt.
Sternentstehung gibt es hier nämlich nicht mehr. Das erklärt auch, warum
Astronomen so überrascht waren, als sie in einer so "alten" elliptischen Galaxie
eine sehr jung erscheinende Supernova entdeckten. Sie trägt den Namen PS1-12sk
und wurde mit dem Pan-STARRS-Teleskop auf Hawaii entdeckt.
"Dies ist eine einzigartige Supernova", meint Nathan Sanders vom
Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics (CfA). "Und sie befindet sich
definitiv in der falschen Umgebung". Auf Grundlage ihres Spektrums, durch das
sich unter anderem Helium nachweisen ließ, wurde PS1-12sk als Supernova vom Typ
Ibn klassifiziert, von der es nur noch fünf andere bekannte Exemplare gibt.
Man weiß bis heute nicht genau, wie Supernovae dieses Typs entstehen, nimmt
aber an, dass es sich um massereiche Sterne handelt, die vor der Explosion große
Mengen an Gas mit einem hohen Heliumgehalt ins All abgestoßen haben. Sie könnten
damit vor ihrer Explosion Eta Carinae und dem den Riesenstern umgebenen
Homunculus-Nebel geähnelt haben.
Diese Vermutung basierte allerdings auf der Tatsache, dass alle weiteren
bekannten Supernovae dieses Typs in Regionen aufgetreten waren, in denen es noch
heftige Sternentstehung gibt. PS1-12sk hingegen fällt da aus der Reihe: Die
Supernova ereignete sich im Randbereich einer hellen elliptischen Galaxie, die
rund 780 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt ist. Anzeichen für
Sternentstehung sind dort nicht zu erkennen und die Explosion eines massereichen
Sterns wurde bisher noch nie in einer elliptischen Galaxie beobachtet.
"Es könnte sein, dass wir mit dieser Entdeckung verdammt viel Glück hatten",
so Alicia Soderberg, die auch am CfA arbeitet. Eventuell würde der Fund darauf
hindeuten, dass es hier doch ein verstecktes Sternentstehungsgebiet gibt und
dadurch massereiche Sterne entstehen können, wo man sie nicht vermuten würde.
Andererseits könnte PS1-12sk auch einen ganz anderen Ursprung haben: So
könnten beispielsweise zwei Weiße Zwerge kollidiert sein, von denen einer reich
an Helium war. "Vielleicht ist der Stern auch aus einem anderen
Sternentstehungsgebiet gekickt worden oder es handelt sich um einen lokal sehr
begrenzten Bereich von Sternentstehung", zählt John Tonry von der University
of Hawaii weitere Möglichkeiten auf. "Es könnte sich auch um einen ganz
anderen Mechanismus als Auslöser für Supernova-Explosionen handeln. Nichts von
dem ist allerdings sehr wahrscheinlich, wir stehen also vor einem wirklichen
Rätsel."
Das Panoramic Survey
Telescope & Rapid Response System (Pan-STARRS) ist ein
1,8-Meter-Teleskop auf dem Gipfel des Vulkans Haleakala auf Hawaii. Mit dem
Instrument wollen Astronomen schnell veränderliche Phänomene am Himmel wie
Supernovae und insbesondere auch Asteroiden und Kometen aufspüren, die der Erde
eventuell gefährlich nahe kommen könnten. So wurde mit dem Teleskop auch der
Komet Pan-STARRS entdeckt, der gerade am westlichen Abendhimmel zu sehen ist.
Einen Artikel über die Entdeckung haben die Wissenschaftler bei der
Fachzeitschrift The Astrophysical Journal eingereicht.
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