Zwei weitere Galileo-Satelliten vor dem Start
Redaktion
/ Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt astronews.com
11. Oktober 2012 (Update vom 13. Oktober 2012)
Morgen Abend sollen vom europäischen Weltraumbahnhof Kourou
in Französisch-Guayana aus zwei weitere Satelliten für das europäische
Navigationssystem Galileo mit einer Sojus-Trägerrakete ins All
gebracht werden. Mit dann vier Galileo-Satelliten im Orbit wird es
erstmals möglich sein, Ortsbestimmungen durchzuführen und damit die Funktion des
europäischen GPS-Konkurrenten zu testen.

Das Bild zeigt
alle vier Galileo In Orbit Validation-Satelliten
auf ihren Umlaufbahnen. Die ersten beiden
Satelliten sind am 21. Oktober 2011 ins All
gebracht worden.
Bild: ESA / Carril / DLR |
Die ersten beiden Satelliten für das europäische Navigationssystem
Galileo kreisen bereits seit dem 21. Oktober 2011 um die Erde - nun
werden zwei weitere folgen: Am 12. Oktober 2012 soll um 20.15 Uhr MESZ von
Kourou aus eine Sojus-Trägerrakete die Satelliten Nummer 3 und 4 zu
ihrem Einsatzort ins Weltall bringen. In über 23.000 Kilometern Höhe werden dann
vier Satelliten in ihren Umlaufbahnen fliegen. "Mit den Signalen dieser vier
Galileo-Satelliten können wir erstmals eine Ortsbestimmung auf der Erde
durchführen," freut sich Walter Päffgen, Geschäftsführer der DLR Gesellschaft
für Raumfahrtanwendungen (GfR).
Gesteuert werden die Satelliten aus dem Galileo-Kontrollzentrum am
Standort Oberpfaffenhofen des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR).
Um für die nächste anspruchsvolle Phase des Satellitennavigationssystems gut
vorbereitet zu sein, wurden in den letzten Wochen seine Mitarbeiter in
Simulationen des Satellitenbetriebs mit künstlichen Fehlern auf die Probe
gestellt. "Alle müssen dafür geschult sein, im Ernstfall schnell und sicher zu
reagieren." Zusätzliche intensive Trainingsprogramme gehörten ebenfalls zur
Arbeit der Crew im Kontrollraum. Die Kompatibilität der beiden Satelliten - nach
den Namen zweier Kinder aus Tschechien und Dänemark David und Sif getauft - mit
dem Kontrollzentrum wurde außerdem bereits am Boden ausführlich getestet.
Rund vier Stunden wird es dauern, bis David und Sif an ihrem Bestimmungsort
angekommen sind und von der Raketenoberstufe getrennt werden. Damit das
Zusammenspiel der Galileo-Satelliten funktioniert, sind weltweit gleich
mehrere Kontrollzentren an der Mission beteiligt. Den Start vom Weltraumbahnhof
Kourou in Französisch-Guayana führt das dortige Kontrollzentrum durch. Dann
übernimmt das Kontrollzentrum der französischen Raumfahrtagentur CNES in
Toulouse und stellt den ersten Kontakt zu den neuen Satelliten her.
Nach sieben Tagen übernimmt das Team in Oberpfaffenhofen im Auftrag der
Europäischen Kommission und der europäischen Weltraumorganisation ESA die
Verantwortung für die beiden zusätzlichen Satelliten und positioniert sie
zunächst auf der korrekten Umlaufbahn. Anschließend werden die Navigationsgeräte
in Betrieb genommen: Das Galileo-Kontrollzentrum in Oberpfaffenhofen
aktiviert die Atomuhren an Bord der Satelliten, die Signalgeneratoren und die
Übertragungsgeräte für das Senden und Empfangen.
In der anschließenden Betriebsphase überwacht das deutsche Kontrollzentrum
den Zustand der Satelliten und der Instrumente an Bord sowie die Flugbahnen. Das
Kontrollzentrum im italienischen Fucino ist für die Synchronisierung der
Atomuhren und für die Produktion der Navigationsdaten zuständig, eine
Antennenstation im belgischen Redu unterstützt das deutsche Galileo-Kontrollzentrum
während der kommenden mehrmonatigen Testphase.
Voraussichtlich im Frühjahr 2013 können dann mit einem Galileo-Empfangsgerät
erstmals Ortsbestimmungen durchgeführt werden. "Jedes Mal, wenn die vier
Satelliten dann in Reichweite des Empfängers sind, ist es möglich, aus der
Laufzeit des Signals und der Positionsdaten der Satelliten im Weltall den
eigenen Standort auf dem Boden zu berechnen", erläutert Päffgen. Komplett wird
das europäische Navigationssystem aber erst sein, wenn insgesamt 30 Satelliten
auf drei Bahnen um die Erde kreisen.
Die Atomuhren an Bord der Satelliten, die auf die Milliardstel-Sekunde die
Sendezeit der Signale liefern, sind dabei so genau, dass es innerhalb von einer
Million Jahren lediglich zu einer Abweichung von einer Sekunde kommt. Als
Referenzzeit dienen dabei unter anderem Atomuhren in den beiden Galileo-Kontrollzentren
in Oberpfaffenhofen und Fucino. "Diese Präzision ist bisher unerreicht", betont
Päffgen. "Das Galileo-Navigationssystem ist damit genauer als das
amerikanische GPS-System."
Mit dem Verlauf der bisherigen Mission ist Päffgen zufrieden: Die
Betriebsphase sei ohne ernsthafte Vorfälle erfolgt, die Satelliten seien sehr
zuverlässig. Jeder Satellit sendet immerhin rund 20.000 Angaben über seinen
Zustand zur Erde - Daten, die kontinuierlich im Kontrollzentrum in
Oberpfaffenhofen analysiert werden. Der Arbeit mit zwei weiteren Satelliten
sehen die Mitarbeiter im Galileo-Kontrollzentrum gelassen entgegen:
"Wir haben mittlerweile Routine durch den Flug der beiden fast baugleichen
ersten Satelliten."
Update (13. Oktober 2012): Der Start verlief erfolgreich zur
geplanten Zeit um 20.15 Uhr MESZ. Beide Satelliten haben inzwischen die vorgesehene Umlaufbahn
erreicht.
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