Historischer Sojus-Start in Kourou
von Stefan Deiters astronews.com
21. Oktober 2011
Auf dem europäischen Weltraumbahnhof Kourou in
Französisch-Guayana wurde heute Mittag gleich doppelt Raumfahrtgeschichte
geschrieben: Erstmals startete von hier eine russische Sojus-Trägerrakete
und diese hatte die ersten beiden voll funktionsfähigen Satelliten des
europäischen Satellitennavigationssystems Galileo an Bord.
Start der Sojus-Rakete heute von Kourou.
Foto: ESA / CNES / Arianespace - S. Corvaja |
Es war ein historischer Tag in Kourou in Französisch-Guayana: Um
12.30 Uhr MESZ hob hier erstmals eine russische Sojus-Rakete ab. An
Bord dieser als äußerst zuverlässig geltenden Trägerrakete waren die ersten
beiden voll funktionsfähigen Satelliten des europäischen
Satellitennavigationssystems Galileo, dessen Aufbau damit begonnen hat. Der
Start war ursprünglich schon für gestern vorgesehen gewesen, musste dann aber
wegen einer Anomalie beim Betanken der dritten Raketenstufe um 24 Stunden
verschoben werden. Der Start heute verlief ohne Zwischenfälle.
Um den Start der russischen Trägerraketen von Kourou aus möglich zu
machen, wurde in den vergangenen Jahren eine ganz neue Startrampe in dem
südamerikanischen Überseedépartement Frankreichs gebaut. Der Start hatte damit
durchaus etwas von einem Jungfernflug, weil von dieser Anlage und von diesem Ort
aus zuvor noch nie eine Rakete vom Typ Sojus gestartet ist. Die
Sojus-Rakete ist nicht so leistungsfähig wie die europäische Ariane 5,
kann dafür aber kleinere Nutzlasten günstiger in einen Erdorbit bringen.
Nächstes Jahr wird es zudem noch den Jungfernflug der kleinen Vega-Rakete
geben, die für noch kleinere Nutzlasten ausgelegt ist. Damit kann
Arianespace ihren Kunden eine ganze Palette verschiedener Trägerraketen
anbieten.
Im Vergleich zu weiter nördlich gelegenen Weltraumbahnhöfen hat Kourou einen
entscheidenden Vorteil: Der Startplatz liegt relativ dicht am Äquator. Am
Äquator profitieren Raketen am meisten von der Erdrotation auf der Oberfläche
und müssen weniger beschleunigt werden, um die notwendige Orbitgeschwindigkeit
zu erreichen. Dadurch spart man Treibstoff.
"Mit Galileo übernimmt Europa mit seinem zivilen Navigationssystem
im Konzert der großen internationalen Player eine wesentliche Rolle und sichert
damit auch zukunftsorientierte Arbeitsplätze", so Prof. Dr. Johann-Dietrich
Wörner, Vorstandsvorsitzender des DLR nach dem Start. "Die hohe Genauigkeit der
Galileo-Signale wird neue technologische Anwendungen im Bereich der
Navigation ermöglichen."
In der ersten Woche, in der sogenannten "Launch and Early Orbit"-Phase,
überwacht zunächst noch das Kontrollzentrum der französischen Raumfahrtagentur
CNES in Toulouse die beiden Satelliten. Anschließend übernimmt das Betriebsteam
im Galileo-Kontrollzentrum Oberpfaffenhofen deren Steuerung und
Überwachung. Die Satelliten umkreisen die Erde in einer Höhe von 23.222
Kilometern.
Mit den jetzt gestarteten zwei Galileo-Satelliten beginnt die
orbitale Testphase des europäischen Satellitensystems. Im August kommenden
Jahres werden zwei weitere Satelliten hinzukommen, mit denen dann bereits die
Funktionsfähigkeit des gesamten Systems getestet werden kann. Die von einem
Konsortium unter Leitung von EADS Astrium gebauten Satelliten stellen somit den
operationellen Kern des später einmal 30 Satelliten umfassenden Galileo-Systems
dar.
|