Datenzentrum in Oberpfaffenhofen
Redaktion
/ Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt astronews.com
25. Juli 2012
Mit dem Bau von modernen Erdbeobachtungssatelliten ist es
nicht getan. Für eine effektive Überwachung des Planeten werden auch
leistungsfähige Datenzentren auf der Erde benötigt, in denen das Datenmaterial
aufbereitet und archiviert wird. Für Sentinel-1 und Sentinel-3
soll ein solches Datenzentrum beim Deutschen Fernerkundungsdatenzentrum in
Oberpfaffenhoffen eingerichtet werden.
Der Satellit
Sentinel-1 wird ab 2013 Radarbilder der gesamten
Erde liefern. Diese werden in Oberpfaffenhofen
verarbeitet und archiviert.
Bild: ESA |
Das Bodensegment für GMES (Global Monitoring for Environment and Security)
nimmt Gestalt an: Das Deutsche Fernerkundungsdatenzentrum (DFD) des Deutschen
Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Oberpfaffenhofen wird europäisches
Datenzentrum für die GMES-Satelliten Sentinel-1 und Sentinel-3.
"Die beim DLR vorhandenen Kompetenzen in Fragen der Erdbeobachtung, der Datenbe-
und -verarbeitung sind der Schlüssel für den erfolgreichen Aufbau des von der
ESA geplanten europäischen Datenzentrums", erläutert Prof. Hansjörg Dittus,
Vorstand für Raumfahrtforschung und Technologie.
Am 24. Juli unterzeichneten in Oberpfaffenhofen der Direktor für
Erdbeobachtungsprogramme der Europäischen Weltraumorganisation ESA, Prof. Volker
Liebig, der Raumfahrt-Vorstand des DLR, Prof. Hansjörg Dittus und der Leiter des
DFD, Professor Stefan Dech, den Vertrag zum Aufbau eines GMES-Prozessierungs-
und Archivierungszentrums (PAC). "Durch seine einmalige Verbindung von
Forschungs- und Ingenieurleistungen ist das DFD ein verlässlicher, langjähriger
Partner der ESA in der Auslegung und dem Betrieb komplexer Systeme für den
Empfang, die Verarbeitung und Archivierung von Erdbeobachtungsdaten", betont
Prof. Volker Liebig, Direktor für Erdbeobachtung der ESA.
Bereits ab 2013 sollen in Oberpfaffenhofen Aufnahmen von Sentinel-1
und später auch Daten des Land- und Ozean-Sensor (Ocean and Land Color
Imager, OLCI) der Sentinel-3-Satelliten zu Informationsprodukten
verarbeitet, an die Nutzer verteilt und langfristig gesichert werden. Für den
Aufbau und Betrieb des Datenzentrums stellt die ESA 13,6 Millionen Euro über
eine Laufzeit von sieben Jahren zur Verfügung.
Das neue GMES-Datenzentrum setzt in großem Umfang auf bestehende
Infrastruktur auf. Die Rechnerinfrastruktur und das nationale Datenarchiv werden
in den kommenden Monaten erweitert, um die jährlichen Datenmengen von mehr als
zwei Petabyte (1 Petabyte = 1 Billiarde Byte) verarbeiten zu können. Die Firma
T-System wurde im Unterauftrag mit dem Ausbau der Netzwerkinfrastrukturen
beauftragt.
Die Radar-Instrumente der Sentinel-1-Satelliten werden globale
Aufnahmen der Erdoberfläche und der Ozeane liefern - unabhängig von Wolken und
Tageszeit. Mit den Sentinel-1-Satelliten können die polaren Eiskappen
lückenlos beobachtet, Ölteppiche auf dem Meer entdeckt sowie Überflutungen und
Naturkatastrophen schnell und großflächig kartiert werden.
Der Land- und Ozean-Sensor des Sentinel-3-Satelliten erfasst die
gesamte Erdoberfläche innerhalb von zwei Tagen in 21 Spektralkanälen und einer
Bodenauflösung von 300 Metern. Er liefert wichtige Parameter des globalen
Wandels, wie der Vegetationsdynamik, der Wasserqualität oder dem
Kohlenstoffkreislauf. "Datensätze dieser Qualität über mehrere Jahrzehnte
liefern uns die grundlegenden Informationen, die Dynamik der Geosphäre zu
verstehen und Antworten zu geben auf drängende globale Fragen", so Dech.
Die Daten der Sentinel-Satelliten gelangen über
Hochgeschwindigkeits-Netzwerke von den Empfangsstationen zum GMES-Datenzentrum
nach Oberpfaffenhofen. Für zeitkritische Anwendungen plant das DFD den schnellen
Direktempfang der Sentinel-Daten an seiner Empfangsstation in
Mecklenburg-Vorpommern und seinen Stationen in Kanada, Mexiko und der Antarktis,
etwa für die Detektion von Ölteppichen auf dem Meer oder der Kartierung von
See-Eis für die Schifffahrt.
Darüber hinaus ist das DLR in Oberpfaffenhofen am Aufbau und Betrieb des
European Data Relay Systems (EDRS) beteiligt, um künftig auch über
geostationäre Relais-Satelliten Erdbeobachtungsdaten empfangen zu können (astronews.com
berichtete).
Sentinel-1 und Sentinel-3 setzen die kontinuierliche
Umweltbeobachtung fort, die in Europa mit den ESA Satelliten ERS-1, ERS-2 und
Envisat 1991 begonnen wurden. Seit 1991 arbeitet auch das Deutsche
Fernerkundungsdatenzentrum (DFD) bereits im Auftrag der ESA für diese ersten
europäischen Erdbeobachtungssatelliten als Prozessierungs- und Datenzentrum.
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