Privater Raumfrachter umfliegt ISS
von Stefan Deiters astronews.com
24. Mai 2012 (Update 25. Mai 2012)
Spannung bei der NASA und bei der Firma SpaceX: Der
am Dienstag gestartete Raumfrachter Dragon wird im Laufe des Tages die
entscheidenden Manöver im Erdorbit durchführen, durch die die Internationale
Raumstation ISS umflogen und weitere Systeme getestet werden können. Der Verlauf
der Tests entscheidet dann darüber, ob Dragon morgen an die ISS
andocken darf.
Der Dragon-Raumfrachter soll heute die ISS
umfliegen.
Bild: SpaceX |
Bislang läuft für den Raumfrachter Dragon der amerikanischen Firma
SpaceX alles nach Plan: Die private Raumkapsel war - wie berichtet - am
Dienstagmorgen gestartet und könnte morgen zum ersten privaten Raumfrachter
werden, der zur Versorgung der Internationalen Raumstation ISS an diese andockt.
An Bord der Raumkapsel befinden sich mehr als 300 Kilogramm an
Versorgungsgütern.
Bevor jedoch die NASA ein Andocken an die ISS gestattet, muss die Raumkapsel
mehrere Testmanöver im All erfolgreich absolvieren. Die entscheidenden Manöver
sind für den heutigen Tag vorgesehen. Nachdem sich das Raumschiff seit seinem
Start immer mehr der Umlaufbahn der ISS angenähert hat, soll es heute, durch ein
mehrfaches Zünden der Triebwerke, die Internationale Raumstation umfliegen. Der
Abstand zur ISS wird dabei nur noch rund 2,5 Kilometer betragen.
Dragon wird sich zu diesem Zeitpunkt unterhalb der Internationalen
Raumstation ISS und zudem in deren Kommunikationsbereich befinden. Die
Astronauten an Bord der ISS können somit Befehle an das Raumschiff senden. Eine
direkte und erfolgreiche Kommunikation ist eine entscheidenden Voraussetzung für
eine sichere Annäherung des Raumfrachters an die ISS. Bei dem heutigen Test wird
Dragon lediglich den Befehl erhalten, ein bestimmtes Außenlicht
einzuschalten. Theoretisch müssen die ISS-Astronauten aber im Ernstfall eine
Annäherung der Raumkapsel auch abbrechen können.
Außerdem werden während des Umfliegens der ISS das relative
GPS-Navigationssystem von Dragon getestet. Dieses vergleicht die
Positionen der Raumstation und des Raumfrachters und berechnet daraus den
Abstand und die relative Geschwindigkeit von Dragon zur ISS. Nach Ende
des Umfliegens wird dann die NASA entscheiden, ob es morgen zum ersten Andocken
eines privaten Raumfrachters an die ISS kommen kann.
Ursprünglich waren im Rahmen des COTS-Programms der NASA - COTS steht für
Commercial Orbital Transportation Services - zwei Testflüge von Dragon
vorgesehen. Während des ersten Testfluges sollten im wesentlichen die heute
getesteten Manöver durchgeführt werden und das Raumschiff anschließend zur Erde
zurückkehren. Nach einer Analyse der Daten und dem OK der NASA war dann ein
weiterer Testflug geplant, bei dem das Raumschiff an die ISS andocken sollte.
Auf Bitte von SpaceX wurden jedoch beide Missionen zusammengefasst, so
dass die NASA heute - ein erfolgreicher Verlauf des Umfliegens vorausgesetzt -
entscheiden muss, ob Dragon auch mit dem Teil der Mission beginnen
kann, der eigentlich erst für einen weiteren Flug geplant war.
Sollte die NASA nach dem heutigen Tag grünes Licht für einen Andockversuch an
die Internationale Raumstation geben, würde sich Dragon im Laufe des
morgigen Vormittags langsam der ISS nähern. Am frühen Nachmittag würde der
Raumfrachter dann vom Roboterarm der ISS eingefangen und an eine Andockschleuse
bugsiert.
Update (24. Mai 2012, 12.55 Uhr MESZ): Erste Daten des
GPS-Tests sprechen für einen erfolgreichen Verlauf. Auch das Anschalten eines
Außenlichts von Dragon von der ISS aus ist offenbar geglückt. Die
ISS-Astronauten können also Dragon steuern - eine wichtige
Voraussetzung für ein mögliches Andockmanöver morgen.
Update (24. Mai 2012, 18 Uhr MESZ): Das Andockmanöver soll
morgen stattfinden: Das Einfangen von Dragon ist für 14 Uhr MESZ geplant, das
Andocken dann gegen 17.30 Uhr MESZ.
Update (25. Mai 2012, 9 Uhr MESZ): Der private Raumfrachter
Dragon soll heute an die ISS andocken. Bis 11.21 Uhr MESZ Annäherung auf
250 Meter, Erfassen mit ISS-Greifarm 13.59 Uhr MESZ.
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