Wiedersehen mit dem Orionnebel
von Stefan Deiters astronews.com
19. Januar 2011
Die europäische Südsternwarte ESO hat heute ein neues Bild
des bekannten Orionnebels veröffentlicht, das auf Daten beruht, die sich schon
seit einiger Zeit in den Archiven der ESO befanden. Im Rahmen eines
Astrofotografie-Wettbewerbs wurden sie aber dort von einem Teilnehmer
aufgespürt.
Das jetzt veröffentlichte Bild des
Orionnebels.
Bild: ESO und Igor Chekalin [Großansicht]
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Der Orionnebel, auch bekannt unter der Bezeichnung Messier 42 oder
kurz M42, ist wohl eines der bekanntesten und bestuntersuchten
Sternentstehungsgebiete überhaupt. In dieser riesigen Wolke aus Gas und Staub
entstehen unzählige, oft massereiche Sterne. Sie ist bereits mit bloßem Auge im
sogenannten Schwert des Sternbilds Orion zu erkennen, erst mit einem Teleskop
aber werden die faszinierenden Details des Nebels sichtbar.
Obwohl Messier 42 schon seit Jahrzehnten untersucht wird, kann das
Sternentstehungsgebiet die Astronomen auch noch heute überraschen: So entdeckte
man erst im Jahr 2007, dass uns der Nebel näher ist als bislang angenommen:
statt 1.500 Lichtjahre sind es tatsächlich nur 1.350 Lichtjahre. Bei
Untersuchungen mit dem MPG/ESO-2,2-Meter-Teleskop in La Silla stellten
Astronomen zudem fest, dass die leuchtschwachen roten Zwergsterne in dem
Sternhaufen des Nebels deutlich mehr Licht aussenden als man vermutet hatte.
Niemand hatte ursprünglich geplant, aus den Daten, die für die damalige La
Silla-Studie gewonnen wurden, einmal ein "schönes" Farbbild des Orionnebels zu
erstellen. Doch genau dies ist nun, dank eines Wettbewerbs, den die ESO im
vergangenen Herbst veranstaltet hat, geschehen: Bei Hidden Treasures 2010
wurden Amateurastronomen aufgefordert, die Datenarchive der ESO nach
"verborgenen Schätzen" zu durchforsten, aus denen sich, mit ein wenig
Bearbeitung, eindrucksvolle astronomische Bilder erstellen lassen.
Auf diese Weise wurde auch Igor Chekalin aus Russland auf die La Silla-Daten
des Orionnebels aufmerksam und erstellte daraus einen Wettbewerbsbeitrag. Er
schaffte es auf Platz sieben von rund 100 Einsendungen, mit einem anderen Bild
ging Chekalin aber als Sieger aus dem Wettbewerb hervor. Aus dem von Chekalin
aufgespürten Daten hat die ESO das jetzt veröffentlichte Bild des Orionnebels
erstellt. Es basiert aus Beobachtungen in fünf verschiedenen Filterbereichen.
Die Beobachtungszeit mit jedem Filter betrug rund 52 Minuten.
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