Gasriese vor Sturz in seine Sonne?
von
Rainer Kayser
27. August 2009
Astronomen ist jetzt ein extrem unwahrscheinlicher
Zufallsfund geglückt: Die Wissenschaftler entdeckten einen Riesenplaneten, der
vermutlich in Kürze in seinen Zentralstern stürzen wird. Schon jetzt benötigt
WASP-18b weniger als einen Tag für die Umrundung seiner Sonne. Die
Gezeitenkräfte zwischen den Objekten sollten schon innerhalb der nächsten Jahre
für eine messbare Veränderung der Umlaufbahn sorgen.
Der jetzt
entdeckte Planet WASP-18b umrundet seine Sonne in
großer Nähe, genau wie der Planet in dieser
künstlerischen Darstellung.
Bild: ESA, NASA, M. Kornmesser
(ESA/Hubble) und STScI |
Ein internationales Forscherteam hat einen Planeten aufgespürt, der schon in weniger als einer Million Jahren in seinen Stern stürzen wird.
Da der Stern - und damit auch der Planet - rund eine Milliarde Jahre alt sind, handelt es sich um einen extrem unwahrscheinlichen Zufallsfund.
Weitere Beobachtungen sollen nun zeigen, ob sich der Planet tatsächlich an den Stern annähert - oder ob vielleicht die Wechselwirkung zwischen Stern und Planet geringer ist als angenommen.
Die Astronomen berichten über ihre Entdeckung in der aktuellen Ausgabe der
Zeitschrift Nature.
Der von Coel Hellier von der Keele University im britischen Staffordshire und seinem Team im Rahmen des
Wide Angle Search for Planets entdeckte Exoplanet WASP-18b umkreist seinen Stern alle 0,94 Tage in einer Entfernung, die nur zwei Prozent des Abstands Erde-Sonne entspricht. Dieser extrem geringe Abstand führt zusammen mit der großen Masse des Planeten von etwa dem Zehnfachen der Jupitermasse zu einer starken Gezeitenwirkung zwischen Stern und Planet.
Ähnlich wie im Erde-Mond-System bilden sich sowohl auf dem Stern als auch auf dem Planeten Gezeitenberge, die zu einer Kopplung zwischen der Rotation der beiden Himmelskörper und der Umlaufbahn führen. Die Folge:
WASP-18b nähert sich auf einer Spiralbahn immer weiter an seinen Stern an - bis er schließlich hineinfällt. Hellier und seine Kollegen schätzen, dass das feurige Ende des Planeten bereits in rund 650.000 Jahren stattfindet.
Das Alter des Systems schätzen die Forscher dagegen auf 0,5 bis 1,5 Milliarden Jahre. Demnach wäre es ein extrem unwahrscheinlicher Zufall, den Planeten so kurz vor seinem finalen Absturz aufgespürt zu haben.
Allerdings gäbe es auch eine andere Erklärung: Vielleicht ist die Gezeitenwirkung in diesem System erheblich weniger effektiv, als vermutet. Glücklicherweise dürfte es nicht allzu lange dauern, bis sich zwischen diesen beiden Möglichkeiten unterscheiden lässt: Wenn WASP-18b tatsächlich innerhalb von weniger als einer Million Jahren in seinen Stern stürzt, dann sollte sich die damit verbundenen Änderung der Umlaufbahn bereits innerhalb von zehn Jahren nachweisen lassen.
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