Junger Stern schießt scharf
von Stefan Deiters astronews.com
19. September 2008
Mithilfe des NASA-Infrarotteleskops Spitzer
haben Astronomen einen jungen Stern aufgespürt, der mit einem gebündelten
Teilchenstrahl Wasser verdampft und es in seine Bestandteile zerlegt. Die
Entdeckung könnte den Forschern helfen, mehr über die Entwicklung von Wasser in
jungen Sonnensystemen zu erfahren. Wasser gilt gemeinhin als Voraussetzung für
Leben wie wir es kennen.
Die Jets des
gerade entstehenden Sterns HH 211-mm. Der Stern
selbst ist durch Staub verborgen und nicht zu
sehen. Der lila Fleck markiert den Bereich, wo
einer der Jets auf umgebendes Material trifft.
Bild: NASA/JPL-Caltech/Harvard-Smithsonian
CfA |
"Dies ist wirklich eine einmalige Beobachtung, die uns
wichtige Informationen darüber liefert, wie die Chemie in Regionen abläuft, in
denen gerade Planeten entstehen", erläutert Achim Tappe vom
Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics. "Vielleicht erhalten wir auch
neue Hinweise auf die chemischen Reaktionen, die die Existenz von Wasser und
Leben in unserem eigenen Sonnensystem ermöglicht haben."
Ein Stern wird aus einer dicken, rotierenden Wolke aus Gas geboren. Aus der
rotierenden Wolke treten oben und unten gebündelte Teilchenstrahlen, sogenannte
Jets, aus. Die Wolke kollabiert mit der Zeit mehr und mehr unter ihrer eigenen
Anziehungskraft, bis schließlich die nuklearen Fusionsprozesse im Inneren zünden
und sich das verbleibende Material in einer Scheibe um die gerade geborene Sonne
sammelt. Hier können dann später eventuell Planeten entstehen. Wenn der Stern
sein nukleares Feuer zündet und kein Material aus der Wolke mehr aufnimmt, sind
auch die Jets bereits verschwunden.
Tappe hat zusammen mit Kollegen das Infrarot-Weltraumteleskop Spitzer
genutzt, um den Baby-Stern HH 211-mm zu beobachten. Ihr besonderes Interesse
galt dabei den Jets, die gerade einmal 1.000 Jahre alt sind und zu den
gebündeltsten Teilchenstrahlen gehören, die man kennt. Mit Hilfe eines
Spektrometers analysierten sie das Licht eines der Jets, um so mehr über seine
Bestandteile zu erfahren.
Zu ihrer Überraschung entdeckte das Team Hydroxyl, ein Fragment des
Wassermoleküls, das offenbar so viel Energie aufgenommen hatte, dass es mit
einer Geschwindigkeit rotiert, die etwa einer Temperatur von 27.000 Grad Celsius
entsprechen würde. Dies ist deutlich mehr, als man von einem Jet eines gerade
entstehenden Sterns erwartet. Offenbar ist der Jet von HH 211-mm auf Material
getroffen und hat hier das Eis, was sich auf winzigen Staubteilchen abgelagert
hatte, sofort verdampft. Auch eine Stoßwelle ist dadurch entstanden.
"Durch diesen Verdichtungsstoß der aufeinandertreffenden Atome und Moleküle
wird ultraviolette Strahlung erzeugt, durch die Wassermoleküle zerstört werden
und das sehr energiereiche Hydroxyl-Molekül entstehen lassen", so Tappe, der
auch Hauptautor eines Artikels über die Beobachtungen ist, der gerade in der
Fachzeitschrift The Astrophysical Journal erschien.
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