Junger Stern wirbelt Gas ins All
von Stefan Deiters astronews.com
2. Januar 2008
Astronomen haben die bislang besten Hinweise darauf
gefunden, dass von einem jungen, gerade entstehenden Stern Material in einem
Fontänen-artigen Jet ins All hinaus gewirbelt wird. Der Fund ist für die Wissenschaftler
deswegen so wichtig, weil sie sich nur dadurch erklären können, weshalb der
stellare Embryo überhaupt zu einem richtigen Stern wachsen kann.
So stellt sich ein Künstler einen jungen Protostern vom Typ HH
211 vor. Bild:
Change Tsai (ASIAA)
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"Theoretikern ist schon immer klar gewesen, dass ein Stern
während seiner Entstehungsphase irgendwie Drehimpuls loswerden muss", erläutert Qizhou Zhang, Astronom am
Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics (CfA).
"Nun sehen wir hier den Beweis für diese Theorie." Ein Stern entsteht im Zentrum
einer rotierenden Scheibe aus Wasserstoffgas. Er wächst, indem er Material aus
dieser Scheibe aufnimmt. Doch damit das Gas auch tatsächlich ins Innere der
Scheibe zum Stern gelangen kann, muss es irgendwie seinen Drehimpuls loswerden.
Und das funktioniert nach Ansicht der Forscher so: Wenn sich das
Wasserstoffgas dem Stern nähert, wird ein Teil des Gases senkrecht zur Scheibe
zu beiden Seiten ins All geschleudert. Die Astronomen nennen dies einen
bipolaren Jet. Wenn das Gas nun um die Achsen des Jets nach außen spiralt, zieht
es Drehimpuls aus dem Inneren des Systems ab.
Genau dieses glaubt ein internationales Wissenschaftlerteam nun mit Hilfe des
Submillimeter Arrays (SMA) beobachtet zu haben. Sie untersuchten dazu
das rund 1.000 Lichtjahren entfernte Objekt Herbig-Haro 211, das im Sternbild
Perseus liegt. Das Objekt besteht aus einem bipolaren Jet und einem zentralen
nur 20.000 Jahre alten Portostern, der zur Zeit nur sechs Prozent der Masse unserer
Sonne aufweist. Vieleicht wächst er aber im Laufe der Jahre zu einem Stern von
der Größe unserer Sonne heran.
Die Astronomen haben in ihren Daten nun deutliche Hinweise dafür gefunden,
dass sich das Gas im Jet dreht: Es wird nicht nur mit Geschwindigkeiten von über
300.000 Kilometern pro Stunde ins All geblasen, sondern wirbelt auch in Spiralen
mit Geschwindigkeiten von über 4.500 Kilometern pro Stunde herum. "HH 211 ist im
Grunde genommen ein umgekehrter Strudel. Nur wirbelt hier nicht Wasser umher und
verschwindet in einer Senke, sondern Gas wirbelt herum und bewegt sich nach
Außen", erklärt Zhang.
Die Astronomen wollen versuchen, bei zusätzlichen Beobachtungen noch mehr
Details über das System herauszubekommen und auch die Jets von weiteren
Protosternen zu untersuchen. Das ist allerdings nicht einfach: Für solche
Messungen müssen die Jets relativ gebündelt sein. Sie dürfen zudem nicht zu weit von
der Erde entfernt sein, um detaillierte Beobachtungen zu ermöglichen. Dieses
Kriterien treffen nur auf nur sehr wenige Jets zu.
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