Polarmission der ESA am Nordpol abgestürzt
Redaktion / ESA
astronews.com
10. Oktober 2005
Mit Spannung hatte man bei der ESA am Samstag Nachmittag den Start des Satelliten Cryosat
verfolgt, der mit einer eigentlich als zuverlässig geltenden Rockot-Rakete in
einen Erdorbit gebracht werden sollte. Am späten Abend war jedoch klar, dass der
Satellit nicht in eine Umlaufbahn gelangt, sondern genau in die Region gestürzt
war, die er eigentlich erforschen sollte.

Start der
Cryosat-Mission am Samstag. Foto: ESA / S. Corvaja |
Am Samstagabend war der Traum der Mission zur Erforschung der Entwicklung der
Polargebiete der Erde vorüber: Um 21.00 Uhr MESZ hat der Erste Stellvertretende
Generaldirektor des Chrunitschew-Raumfahrtzentrums, Yuri Bachwalow, im Auftrag
der Russischen Staatskommission offiziell bestätigt, dass der Start des
Satelliten CryoSat aufgrund eines Fehlers in der Startsequenz
fehlgeschlagen ist, und der ESA und allen Beteiligten sein Bedauern ausgedrückt.
Erste Analysen der Telemetriedaten haben ergeben, dass es bei der Erststufe
keinerlei Probleme gab. Die Zweitstufe funktionierte bis zum Zeitpunkt der
geplanten Abschaltung des Haupttriebwerks ebenfalls normal; das Ausbleiben eines
Befehls des Bordflugkontrollsystems hatte jedoch zur Folge, dass das
Haupttriebwerk bis zur Erschöpfung der Treibstoffvorräte angeschaltet blieb.
Infolgedessen fand die Trennung zwischen der Zweit- und der Oberstufe nicht
statt. Die beiden Stufen und der Satellit CryoSat stürzten daraufhin in
dem vorausberechneten Gebiet nördlich von Grönland unweit des Nordpols ins Meer;
durch den Absturz wurden somit keine besiedelten Gebiete gefährdet.
Die russischen Behörden haben eine Untersuchungskommission eingesetzt, die
die Einzelheiten der Ursachen für den Fehlstart klären soll. Die Ergebnisse
werden für die nächsten Wochen erwartet. Diese Kommission wird eng mit einem
Untersuchungsausschuss aus Vertretern von Eurockot, der ESA und des
Chrunitschew-Raumfahrtzentrums zusammenarbeiten.
|