Sonnensonde findet 1500. Kometen
von Stefan Deiters astronews.com
14. Juli 2008
Die von NASA und ESA gemeinsam betriebene Sonnensonde SOHO
wird ihrem Ruf als weltbester Kometenjäger weiter gerecht. Am 25. Juni entdeckte
man auf Bildern des Sonnenobservatorium den 1500. Kometen. SOHO ist damit
erfolgreicher als alle Kometenentdecker der Geschichte zusammen. Dabei war die
Sonde gar nicht für die Kometensuche gebaut worden.
Unscheinbarer Fleck: Der 1500. Komet, der auf SOHO-Bildern
entdeckt wurde. Foto:
ESA / NASA / SOHO |
Der neue Rekord von SOHO wurde durch die Entdeckung des
Amateurastronomen und erfahrenen Kometenjägers Rob Matson möglich, der den
Jubiläumskomet am 25. Juni auf einem SOHO-Bild aufspürte. Das kleine und
lichtschwache Objekt gehört der sogenannten Kreutz-Gruppe an, einer Bezeichnung
für Kometen, die der Sonne auf ihrer Bahn sehr nahe kommen. Sie werden deswegen
auch gerne Sungrazer, also Sonnenstreifer, genannt. Ihr Perihel, als
der sonnennächste Punkt ihrer Bahn, liegt bei weniger als einem Prozent der
Entfernung der Erde von der Sonne.
Etwa 85 Prozent der Kometen, die SOHO bislang entdeckt hat, sind Überreste
eines großen Kometen, der bei Annäherung an die Sonne auseinandergebrochen ist.
Viele dieser Fragmente beobachtet SOHO in gewissem Sinne gleich zweimal - zum
ersten und zum letzten Mal. Die meisten der winzigen Brocken überstehen nämlich
die nahe Umrundung der Sonne nicht und verdampfen.
All dies geschieht unter den Augen von LASCO, dem Large Angle and
Spectrometric Coronograph, eines der Instrumente an Bord von SOHO. Die
Sonde selbst befindet sich in einer günstigen Beobachtungsposition zwischen Erde
und Sonne und hat unser Zentralgestirn damit immer im Blick. SOHO und LASCO
können aber nur das Rohmaterial liefern. Die eigentliche Entdeckungsarbeit fällt
einer Gruppe von Freiwilligen zu, die die LASCO-Bilder nach Kometen absuchen.
Kometenjäger auf der ganzen Welt beteiligen sich inzwischen bei der Suche
nach kleinen sich bewegenden Lichtflecken, die ein Komet sein könnten. Wenn
jemand glaubt, eine Entdeckung gemacht zu haben, informiert er Karl Battams vom
Naval Research Laboratory in Washington, der die Angaben überprüft,
bevor er sie dann zum Minor Planet Center weiterleitet. Hier wird der
neue Komet dann katalogisiert und ein Orbit berechnet.
Für die Wissenschaftler liefert diese Fleißarbeit wichtige Daten: "Es
ermöglicht uns zu verfolgen, wie Kometen sterben", erläutert Battams. Wenn
ein Komet ständig die Sonne umrundet, verliert er stets ein wenig Eis, bis er
dann irgendwann in viele Fragmente zerbricht. Dank SOHO gibt es nun jede Menge
Bilder, die diesen Vorgang zeigen. "Es ist eine einmalige Datensammlung, die man
auf andere Weise gar nicht hätte bekommen können."
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