Europas Kohlendioxidsünder enttarnt
Redaktion /
Pressemitteilung des DLR
astronews.com
18. März 2008
Leicht ist es nicht, aus dem Weltall lokale Unterschiede in
der Kohlendioxidkonzentration der Atmosphäre nachzuweisen. Trotzdem ist es
Bremer Wissenschaftlern nun gelungen, aus Daten des Instrumentes SCIAMACHY an
Bord des europäischen Umweltsatelliten Envisat entsprechende Werte zu
bestimmen. Die höchste Kohlendioxidkonzentration findet sich danach zwischen
Amsterdam und Frankfurt.
Erhöhte Konzentration des Treibhausgases
Kohlendioxid über Europa. Gemessen mit
SCIAMACHY, einem Instrument auf Envisat.
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Umweltforschern der Universität Bremen ist es erstmals gelungen, mittels
Satellitenmessungen erhöhte regionale Konzentrationen des Treibhausgases
Kohlendioxid (CO2) nachzuweisen, die vom Menschen verursacht wurden.
Sie verwendeten dazu Daten des unter der Federführung des Deutschen Zentrums für
Luft- und Raumfahrt (DLR) gebauten Instrumentes SCIAMACHY (Scanning Imaging
Absorption Spectrometer for Atmospheric Chartography) auf dem von der
Europäischen Weltraumorganisation ESA betriebenen Umweltsatelliten ENVISAT.
Die Ergebnisse der Bremer Umweltforscher wurden heute in der Fachzeitschrift
Atmospheric Chemistry and Physics Discussion veröffentlicht. Demnach
befinden sich die höchsten Konzentrationen des Treibhausgases CO2
über Europas Hauptballungsgebiet, welches sich von Amsterdam bis etwa Frankfurt
erstreckt. Die Untersuchung basiert auf der Auswertung von Satellitendaten, die
innerhalb von drei Jahren gesammelt wurden.
"Die Interpretation dieser Daten ist nicht einfach, da es keine exakte Zuordnung
zwischen lokalen Kohlendioxid-Emissionen und gemessener lokaler Erhöhung der
atmosphärischen CO2-Konzentration gibt", so Dr. Michael Buchwitz vom
Institut für Umweltphysik der Universität Bremen, der zusammen mit Kollegen die
Auswertung der Satellitendaten vorgenommen hat. "Dies liegt im Wesentlichen
daran, dass CO2 aufgrund seiner langen Lebensdauer weit transportiert
wird und die Satellitenmessungen nicht lückenlos sind."
Ein weiter Grund für die erschwerte Zuordnung von Kohlendioxid-Quelle und
-Konzentration liegt darin, dass bereits sehr viel CO2 in der
Luft enthalten ist, global etwa 3.000 Milliarden Tonnen. Selbst eine starke
Quelle führt daher nur zu einer kleinen regionalen Erhöhung gegenüber der großen
Hintergrundkonzentration. Außerdem werden die vom Menschen verursachten
Emissionen von starken jahreszeitlichen Schwankungen der atmosphärischen CO2-Konzentration
überlagert.
Seit Jahrzehnten beobachten Umweltforscher in bodennahen Messungen einen
kontinuierlichen Anstieg des CO2, hauptsächlich verursacht durch die
Verbrennung fossiler Brennstoffe, überlagert von starken jahreszeitlichen
Schwankungen. "Beides können wir seit Kurzem auch klar in unseren
Satellitendaten erkennen", so Buchwitz.
Um global die Verteilung der Kohlendioxid-Konzentrationen vom Weltraum aus
bestimmen zu können, entwickeln die Bremer Umweltforscher unter anderem im
Auftrag des DLR physikalisch-mathematische Methoden, mit denen die Daten von
SCIAMACHY ausgewertet wurden. Wie sich nun zeigte, lässt die Empfindlichkeit
dieser Messdaten auch die Beobachtung regionaler CO2-Konzentrationsmuster
zu.
Kohlendioxid ist das wichtigste vom Menschen verursachte Treibhausgas und trägt
am stärksten zum weltweiten Klimawandel bei. Die Hauptquelle von CO2
ist die Verbrennung fossiler Brennstoffe, also von Öl, Kohle und Gas, zum
Beispiel durch Verkehr, Industrie oder im Haushalt. SCIAMACHY ist das erste und
derzeit weltweit einzige Satelliteninstrument überhaupt, welches diese Messungen
durchführt. Seit dem Jahre 2002 befindet es sich sich an Bord des Satelliten
Envisat in der Erdumlaufbahn und liefert Informationen über den Zustand der
Erde.
Es wird erwartet, dass SCIAMACHY noch deutlich über das Jahr 2010 hinaus
wertvolle Messdaten liefern wird. Das Satelliteninstrument SCIAMACHY misst die
von Erdboden und Atmosphäre zurück gestreute Sonnenstrahlung. Aus diesen
Messungen lassen sich die atmosphärischen Konzentrationen einer Vielzahl von
Spurengasen bestimmen, die für die Luftqualität, den Treibhauseffekt und die
Ozonchemie wichtig sind. Die Projektleitung haben das DLR und die
Niederländische Raumfahrtagentur (NIVR) inne. Die wissenschaftliche Leitung des
Projektes liegt beim Institut für Umweltphysik der Universität Bremen.
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