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Eris ist massereicher als Pluto
von Stefan Deiters astronews.com
15. Juni 2007
Der "zehnte Planet" 2003 UB313 wurde im vergangenen Jahr von
der Internationalen Astronomischen Union nicht zum Planeten gemacht. Zusammen
mit Pluto wurde er als Zwergplanet klassifiziert. 2003 UB313 heißt inzwischen
Eris und neue Daten zeigen, dass der Zwergplanet deutlich massereicher ist als
Pluto. Damit dürften Pluto kaum noch eine Chance haben, wieder in den
Planetenstatus erhoben zu werden.

HST-Bild von
Eris und dem Mond Dysnomia.
Foto: NASA,
ESA und Mike Brown (Caltech) |
Angesichts der neuen Daten müssen wohl auch die letzten Pluto-Fans
eingestehen, dass die Entscheidung, Pluto den Planetenstatus zu entziehen, so
falsch nicht gewesen sein kann. Mike Brown, Professor am California
Institute of Technology und Entdeckter von Eris, hat die Masse des
Zwergplaneten zusammen mit seiner Doktorandin aus den Orbitdaten des Eris-Mondes Dysnomia gefolgert.
Die Entdeckung von Eris, früher unter der Bezeichnung "2003 UB313" oder "zehnter
Planet" bekannt, war einer der Auslöser für die Diskussion um den Planetenstatus von Pluto
(astronews.com berichtete wiederholt). Brown hatte sich ursprünglich dafür
eingesetzt, Eris zum Planeten zu ernennen, die Internationale Astronomische
Union hatte dann aber anders entschieden - vor allem wollte man eine Inflation
von neuen Planeten vermeiden, die angesichts immer neuer Entdeckungen von
relativ großen Objekten im Kuiper-Gürtel wahrscheinlich gewesen wäre.
"Das war die letzte Chance für Pluto, zumindest das schwerste Objekt da draußen
im Kuiper-Gürtel zu sein", meinte Brown. "Es gab immer eine Chance, dass Eris
und Pluto etwa gleich groß sind, aber nach den neuen Ergebnissen kann Pluto froh
sein, wenn es zum zweiten Platz reicht." Nach Angaben der Astronomen hat Eris
eine 27 Prozent größere Masse als Pluto.
Die Astronomen konnten mit neuen Beobachtungen des Hubble-Weltraumteleskops
und des Keck-Teleskops auf Hawaii auch nachweisen, dass Eris offenbar eine Dichte von
etwa zwei Gramm pro Kubikzentimeter hat und damit sehr wahrscheinlich aus Eis
und Felsgestein besteht - ganz ähnlich wie Pluto. Eris ist zudem mit einem
Durchmesser von 2.400 Kilometern größer als Pluto, wie schon frühere Hubble-Beobachtungen gezeigt
hatten. "Pluto und Eris sind im Grunde genommen Zwillinge",
so Brown, "nur Eris ist ein wenig dicker". Und, so ergänzt Doktorandin Emily
Schaller, "auch ein wenig kälter."
Das liegt vor allem an der extremen Entfernung des Zwergplaneten von der Sonne: Eris
ist zur Zeit 97 Astronomische Einheiten von der Sonne entfernt, also 97-mal
weiter als die Erde von unserem Zentralgestirn. Auf seiner sehr unkreisförmigen
Bahn kann sich der Zwergplanet aber der Sonne bis auf 38 Astronomische Einheiten
annähern.
Die spektralen Daten sprechen dafür, dass Eris von einer Schicht aus
gefrorenem Methan überzogen ist. Der Mond Dysnomia bleibt auch nach den neuen
Beobachtungen weiterhin der einzige Trabant von Eris. Der Mond hat einen
Durchmesser von 150 Kilometern, ist 37.000 Kilometer von Eris entfernt und
benötigt für einen Umlauf 16 Tage. "Aber jedes Jahr auf Eris entspricht 560
Erdjahren, auf Eris gibt es also eine ganze Menge mehr Monate im Kalender", so
Brown. Die Arbeit von Schaller und Brown ist in der heutigen Ausgabe der
Wissenschaftszeitschrift Science erschienen.
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