"Zehnter Planet" kaum größer als Pluto
von Stefan
Deiters
astronews.com
12. April 2006
Anfang Februar sorgten Messungen deutscher Radioastronomen
für Aufregung, nach denen der so genannte "zehnte Planet" 2003 UB313 deutlich
größer als der neunte Planet Pluto war. Schon damals gab es allerdings Zweifel
an dem Befund. Jetzt zeigen Hubble-Beobachtungen, dass das Objekt mit
Spitznamen "Xena" nur minimal größer als Pluto ist.
2003 UB313: Kaum größer als
Pluto meint Hubble. Bild: NASA / ESA und
A. Schaller
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Ist 2003 UB313 nun ein Planet oder nicht? Diese Frage beschäftigt Astronomen
schon seit der Entdeckung des Kuiper-Gürtel-Objektes im vergangenen Jahr. Dabei
sind sich alle Wissenschaftler im Prinzip einig darüber, dass Pluto und auch das
oft als "Xena" bezeichnete Objekt zur selben Klasse gehören, zu den
Kuiper-Gürtel-Objekten. Doch warum darf Pluto ein Planet sein, wenn dieser Status
2003 UB313 verweigert wird - insbesondere wenn das Objekt deutlich größer als
Pluto ist, wie Messungen deutscher Radioastronomen im Februar ergaben (astronews.com
berichtete).
Doch schon damals gab es Gerüchte, dass nach neuen Hubble-Beobachtungen
der "zehnte Planet" nicht so groß sein dürfte, wie ursprünglich angenommen.
Vorläufige Daten waren gegen den Willen des 2003 UB313-Entdeckers Mike Brown
veröffentlicht worden. Doch nun sind die Hubble-Daten der Beobachtungen vom 9.
und 10. Dezember 2005 ausgewertet und sie scheinen eindeutig zu belegen, dass
2003 UB313 nur geringfügig größer ist als Pluto. "Xena" hat danach einen
Durchmesser von 2.390 Kilometern (mit einer Unsicherheit von 96 Kilometern),
Pluto kommt nach Hubbles Messungen auf einen Durchmesser von 2.275 Kilometern.
"Hubble ist das einzige Teleskop, das in der Lage ist, eine eindeutige
Messung des Durchmessers von Xena im sichtbaren Bereich des Lichtes zu machen",
erläutert Mike Brown vom California Institute of Technology im
kalifornischen Pasadena. Die Messungen der Forscher wurden gerade zur
Veröffentlichung im Fachblatt Astrophysical Journal akzeptiert. Xena ist
im Blickfeld von Hubble 1,5 Pixel groß, was aber ausreichend ist, um den
Durchmesser des Objektes mit relativer Genauigkeit zu bestimmen.
Da 2003 UB313 kleiner ist als ursprünglich gedacht, dafür aber äußerst hell,
muss es eines der Objekte im Sonnensystem mit dem größten Reflexionsvermögen
sein. Das einzige Objekt, das "Xena" dabei noch übertrifft, ist der Saturnmond
Enceladus, dessen Oberfläche aus Eis besteht, das immer wieder durch Eisgeysire
aufgefrischt wird. Im Falle des "zehnten Planeten" könnte gefrorenes Methan die
Ursache für die Helligkeit sein. Eventuell, so spekulieren die Astronomen,
könnte 2003 UB313 eine Atmosphäre gehabt haben, als das Objekt näher an der Sonne
war. Diese ist aber - als es sich von der Sonne entfernte - gefroren.
Eine andere Möglichkeit ist, dass auf "Xena" ständig Methan aus einem
vielleicht wärmeren Kern frei wird. Dieses Methan gefriert sofort, wenn es an
die Oberfläche gelangt und schlägt sich als Frost nieder, der sämtliche
Oberflächenstrukturen überzieht und so 2003 UB313 für Hubble äußerst hell
macht.
Der offizielle Name von "Xena" ist immer noch 2003 UB313. Das
Kuiper-Gürtel-Objekt umrundet die Sonne einmal in 560 Jahren. Zur Zeit befindet
sich 2003 UB313 nahe des sonnenfernsten Punktes seiner Bahn. Die Bestätigung,
dass 2003 UB313 mindestens die Größe von Pluto hat, dürfte die Debatte, ob man
diesem Objekt auch den Planetenstatus zubilligen soll, nicht unbedingt
beruhigen.
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2003 UB313, Michael Browns Webseite über das Objekt |
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