Pluto kein Planet mehr
von Stefan
Deiters
astronews.com
25. August 2006
Acht Planeten, zwölf Planeten oder weiterhin neun?
Vorschläge gab es einige auf der Generalversammlung der Internationalen
Astronomischen Union, die gestern in Prag zu Ende ging. Am Ende gab es eine
Überraschung und einen eindeutigen Verlierer: Pluto ist künftig nur noch ein
Zwergplanet, das Sonnensystem hat ab dem 24. August 2006 nur noch acht Planeten.
Kein Planet mehr:
Pluto mit seinem Mond Charon (künstlerische
Darstellung) Bild: ESO
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Für viele Jahrzehnte war alles ganz einfach: Mit dem Merkspruch "Mein Vater
erklärt mir jeden Sonntag unsere neun Planeten" konnte sich jeder in Erinnerung
rufen, wie die neun Planeten unseres Sonnensystems heißen und angeordnet sind –
vom heißen Merkur in Sonnennähe bis zum eisigen Pluto, der als äußerster Planet
über 200 Jahre benötigt um die Sonne einmal zu umrunden.
Seit gestern gilt dieser Satz nicht mehr: Am Ende ihrer alle drei Jahre
stattfindenden Generalversammlung hat die Internationale Astronomische Union
gestern in Prag eine Definition für den Begriff "Planet" festgelegt. Und der
bisherige neunte Planet Pluto ist danach nur noch ein Zwergplanet.
Vorausgegangen war eine monatelange Diskussion, die während der
zweiwöchigen Tagung noch einmal an Intensität zugenommen hatte.
Zunächst sah nämlich alles danach aus, als könnten wir uns bald auf ein
Sonnensystem mit mindestens 12 Planeten freuen. Eine Kommission hatte einen
Entwurf für eine Planetendefinition ausgearbeitet, der am ersten Tag der
Konferenz veröffentlicht wurde: Danach sollte zukünftig ein Objekt als Planet
gelten, wenn es um eine Sonne kreist, nicht aber selbst ein Stern ist und eine
Masse hat, die so groß ist, dass die eigene Anziehungskraft dafür sorgt, dass
das Objekt eine runde Form bekommt.
Diese neue Definition hätte dramatische Konsequenzen gehabt: Pluto hätte zwar
seinen Status als Planet behalten, hinzugekommen wäre aber nicht nur der "zehnte
Planet" 2003 UB313, sondern auch der bisherige Plutomond Charon sowie der erste
zwischen Mars und Jupiter entdeckte Asteroid Ceres. Das Sonnensystem hätte
danach zunächst 12 Planeten. Mindestens - es würde nämlich, so die Kommission,
schon eine Art Warteliste für den Planetenstatus existieren, so dass es bald
noch mehr Planeten werden können.
Obwohl alles nur ein Entwurf war, der erst eine Woche später zur Abstimmung
kommen sollte, sorgte er doch für erheblichen Wirbel: Zeitungen porträtierten
die neuen Planeten unseres Sonnensystems und im astronews.com Forum wurde heftig
über Für und Wider der neuen Definition diskutiert. Eines stellte sich dabei
schnell heraus: Wirklich zufrieden war mit der Definition niemand.
Genauso sahen es auch viele Astronomen, die an der Generalversammlung in Prag
teilnahmen: Die Aussicht, nach der Entdeckung weiterer Kuiper-Gürtel-Objekte
bald 20 oder noch mehr Planeten im Sonnensystem zu haben, gefiel vielen
überhaupt nicht. Heftig wurde hinter den Kulissen an einer alternativen
Definition für den Planetenbegriff gearbeitet. Einige Tage vor der Abstimmung
wurde dann deutlich, dass die ursprünglich vorgeschlagene Planetendefinition bei
der Abstimmung keine Chance haben würde.
Am Tag der Entscheidung stand dann eine veränderte Version des ursprünglichen
Entwurfs zur Abstimmung: Als Planet sollte gelten, wer die schon genannten zwei
Kriterien erfüllt und zusätzlich auch seine Umgebung von anderen Objekten
freigeräumt hatte. Für Pluto, Charon und 2003 UB313 als Mitglieder des
Kuiper-Gürtels trifft dies nicht zu. Auch auf Ceres nicht, der im
Asteroidengürtel seine Runden dreht. Die Delegierten stimmten für diese
Definition, das Sonnensystem hat demnach nur noch acht Planeten. Der Vorschlag,
diese acht Planeten als "klassische Planeten" zu bezeichnen, wurde abgelehnt.
Für Pluto gab es abschließend noch ein Trostpflaster: Der ehemalige Planet soll
künftig als Zwergplanet bezeichnet werden, zusammen mit Ceres und 2003 UB313.
Weitere Zwergplaneten werden hinzukommen. Trotzdem hat unser Sonnensystem ab
sofort nur noch acht Planeten – Zeit also, sich nach einem neuen Merksatz
umzusehen. Vielleicht helfen Schulbücher aus der Zeit, zu der Pluto noch nicht
entdeckt war.
Dazu ein Kommentar: Keine Tränen für Pluto
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