Atlantis-Mission um zwei Tage verlängert
von Stefan Deiters astronews.com
12. Juni 2007
Die Mission der US-Raumfähre Atlantis wurde von der
NASA um zwei Tage verlängert. Grund ist ein Schaden an der Isolierung eines
Manövriertriebwerkes des Shuttles, der bei einem zusätzlichen
Arbeitseinsatz im All repariert werden soll. Der Schaden war bei einer Kontrolle
der Raumfähre nach dem Start entdeckt worden. Die Atlantis soll nun am 21. Juni
zur Erde zurückkehren.

Die Astronauten Jim Reilly und John "Danny"
Olivas bei ihrem gestrigen Arbeitseinsatz im
All.
Foto: NASA TV |
Wie bereits in unserem Missionslog gemeldet, war bei der inzwischen zur Routine
gewordenen Überprüfung der Raumfähre nach dem Start ein Stück hervorstehendes
Isoliermaterial am linken Manövriertriebwerk der Atlantis entdeckt
worden. Vermutlich hatte sich eine Isoliermatte beim Flug durch die
Erdatmosphäre etwas gelöst. In den letzten Tagen hat man sich nun bemüht
abzuschätzen, welche Gefahr davon für das Shuttle bei einem Rückflug durch die Erdatmossphäre ausgehen könnte.
Eine Analyse von früheren Shuttle-Flügen hatte die NASA zunächst in ihrer
Ansicht bestärkt, dass es sich nur um ein minimales Problem handelt, das eine
sichere Rückkehr der Atlantis nicht gefährdet. Eine gründlichere
Analyse hatte dann aber gezeigt, dass an dieser Stelle heiße Luft unter die
Isolierung gelangen könnte. Zwar sind Shuttle schon mit größeren Schäden an den
Manövriertriebwerken wieder sicher zur Erde zurückgekehrt, doch gäbe es zu viele
Unsicherheiten, als das man den Schaden ignorieren könne.
So hat man sich bei der NASA für eine Verlängerung der Mission und eine
bestmögliche Reparatur des Schadens im All entschieden. Zur Zeit wird noch
überlegt, wie genau das Isoliermaterial wieder fixiert werden kann. Da das
Material eine gewissen Steife besitzt, könnte es ausreichen, es einfach
zurückzubiegen. Insgesamt, so die NASA-Verantwortlichen, sollte die Reparatur
nicht mehr als zwei Stunden in Anspruch nehmen. Ein Astronaut muss dazu, mit den
Füßen am Roboterarm des Shuttles befestigt, in die richtige Position über den
Manövriertriebwerken gebracht werden.
Zwar hätte man die Reparatur auch während des dritten Arbeitseinsatzes im All am
Freitag durchführen können, doch hätte dies die eigentlichen Arbeiten an der
Internationalen Raumstation sehr unter Zeitdruck gesetzt und kaum Raum zur
Bewältigung von möglicherweise noch auftretenden Problemen beim Entfalten der
Sonnensegel gelassen. Beim Aus- und Einklappen von Sonnensegel hatte es zuletzt
im Dezember Probleme gegeben. Bei der NASA hat man sich daher entschieden, für
Sonntag eine vierten Arbeitseinsatz im All anzusetzen, um so für alle
Eventualitäten gerüstet zu sein.
Die Missionsspezialisten Jim Reilly und John "Danny" Olivas hatten gestern
Abend
den ersten Arbeitseinsatz im All der Mission nach 6 Stunden und 15 Minuten
erfolgreich abgeschlossen. Sie begannen damit, die Aktivierung der zuvor
angebrachten S3/S4-Strukturelemente durch das Entfernen von Transportsicherungen
und das Verlegen von Kabeln vorzubereiten. Das neue Bauteil verfügt über 16.400 Solarzellen,
mit denen die Energieversorgung der ISS verbessert werden soll. Es war der
insgesamt 84. Arbeitseinsatz im All zum Aufbau der Station. Spannend wird es auf
der ISS auch heute, obwohl kein Arbeitseinsatz im All geplant ist: Die
neuen Sonnensegel sollen entfaltet werden.
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