MILCHSTRASSE
Mysteriöse
Gaswolken nur "Galaxienabfall"
von Rainer Kayser
7. Mai 2003
Vor 40
Jahren entdeckten Astronomen mysteriöse Wasserstoffwolken, die mit hoher
Geschwindigkeit durchs All rasen. Seit dieser Zeit rätseln die Forscher über
deren Ursprung und ob sie eventuell zur Lösung des Dunkelmaterie-Problems
beitragen könnten. Detaillierte Beobachtungen liefern nun eine recht simple
Erklärung für die Gaswolken: Sie wurden einfach von Galaxien auf ihrer Bahn
zurückgelassen.

Simulation des Magellanschen Stroms, der von den beiden
Satelliten-Galaxien unserer Milchstraße (Bildmitte), den
Magellanschen Wolken (links unten), ausgeht. Bild: CSIRO
/ Simulation von Daisuke Kawata, Chris Fluke, Sarah Maddison and
Brad Gibson, Swinburne University of Technology, Australia |
Seit 40 Jahren rätseln die Astronomen über den Ursprung von
Wasserstoffwolken, die mit hoher Geschwindigkeit durch den Kosmos rasen.
Neue Beobachtungen eines amerikanisch-australischen Forscherteams zeigen
nun, dass es sich bei den Hochgeschwindigkeits-Wolken um eine Art Abfall
handelt, der von Galaxien auf ihrer Bahn zurückgelassen wird. Die
Forscher um Mary Putman von der University of Colorado präsentierten
ihre Ergebnisse jetzt auf einer Fachtagung in Baltimore.
"Wir haben nun ziemlich eindeutige Hinweise darauf, dass diese Wolken
nicht gleichmäßig in unserer lokalen Galaxiengruppe verteilt sind,
sondern sich im ausgedehnten Halo der Milchstraße befinden", erklärt
Putman. Damit sei eine alte Streitfrage endlich beantwortet. Bislang war
nämlich die Entfernung - und damit auch die Größe und die Masse der
Wolken - nicht bekannt. Putman und ihre Kollegen konnten aber anhand von
Beobachtungen mit dem 64 Meter großen Parkes-Radioteleskop in Australien
zeigen, dass viele der Gaswolken sich sozusagen im Kielwasser von
Zwerggalaxien wie zum Beispiel der Großen Magellanschen Wolke befinden.
Offenbar werden die Wolken von den kleinen Sternsystemen auf ihrer Bahn
zurückgelassen.
Damit, so Putman, sei auch klar, dass es sich bei den rasanten Gaswolken
nicht um die lange gesuchte "Dunkle Materie" handele. Das Standardmodell
der Galaxienentstehung sagt nämlich voraus, dass es in der lokalen
Galaxiengruppe Hunderte von Klumpen der mysteriösen Dunklen Materie
gibt. Viele Astronomen haben daher bislang vermutet, dass sich in diesen
Klumpen auch Wasserstoffgas ansammelt und so die
Hochgeschwindigkeits-Wolken bildet. "Nun jedoch ist klar, dass die
Dunkle Materie nicht mit größeren Mengen an Gas assoziiert ist", so
Putman, "wir finden keine solchen Gaswolken in großen Entfernungen von
den Galaxien."
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