Cassini wird am 30.
Dezember 2000 um 11.03 Uhr MEZ den Gasplaneten Jupiter im Abstand von nur
9,7 Millionen km passieren. Die nahen Vorbeiflüge an Planeten dienen vor allem der Beschleunigung der Raumsonden. Durch die Wahl geeigneter Flugrouten
lässt
sich Bewegungsenergie von den Planeten auf die Sonde übertragen -
diese Methode wird zur Treibstoffersparnis sehr häufig angewendet. Nach
dem Vorbeiflug von Cassini an der Erde war die Sonde zwar schnell genug,
um den Saturn aus eigener Kraft zu erreichen, doch der Vorbeiflug
am Jupiter wird die Reisezeit weiter verkürzen.
Die beteiligten
Wissenschaftler nutzen die günstige Gelegenheit natürlich auch zu Tests
ihrer Geräte und zum Studium des Planeten Jupiter und seiner Umgebung. Ihr
besonderes Interesse gilt den von den Vulkanen des Jupitermondes Io
ausgeworfenen Staubströmen in Jupiters Umgebung und deren Wechselwirkung
mit Plasmateilchen und Magnetfeldern. Staub spielt bei der Entstehung
von Planetensystemen eine wesentliche Rolle. Seine Erforschung kann
deshalb das Verständnis der Entstehung von Planetensystemen fördern. Dass
die Staub- und Teilchenströme nicht nur von Cassini, sondern
gleichzeitig von der bereits seit 1995 das Jupitersystem erforschenden
Raumsonde Galileo untersucht werden können, steigert den Wert der Ergebnisse
und die Bedeutung von Cassinis Vorbeiflug am Jupiter noch beträchtlich.
Auch Instrumente deutscher Wissenschaftler sind an den gerade laufenden
Untersuchungen beteiligt: Von Anfang Oktober 2000 bis Ende März 2001 machen zwei
Instrumente - LEMMS (Low Energy Magnetospheric Measurement System) auf
Cassini und EPD (Energetic Particles Detector) auf Galileo -, an deren Bau
das Max-Planck-Institut für Aeronomie beteiligt war, vergleichende Messungen über aus dem Jupitersystem
und aus dem interplanetaren Raum kommende Teilchen. Das Instrument
UVIS (Ultraviolet Imaging Spectrometer) untersucht den vorwiegend
im ultravioletten Licht strahlenden sogenannten Io-Plasmatorus,
dessen Teilchen aus den Io-Vulkanen stammen, in der Magnetosphäre des
Jupiter ionisiert werden und einen Ring um Jupiter bilden.
Nach einer Flugstrecke von 3,2 Milliarden Kilometern soll Cassini
am 1. Juli 2004 das
Saturnsystem erreichen. Im November 2004 wird dort der Lander Huygens, der in den
Saturnorbiter Cassini integriert ist, abgetrennt, um rund
drei Wochen später am Fallschirm auf dem Mond Titan niederzugehen. Der
Orbiter wird den Saturn auf wechselnden Bahnen bis zum Jahr 2008 etwa 60 Mal
umkreisen und sich dabei auch den Monden Dione, Enceladus, Hyperion, Iapetus,
Mimas, Phoebe, Rhea und Tethys nähern. 300.000 Farbbilder
und zahlreiche weitere Daten des Saturnsystems sollen zur Erde übermittelt werden.