Auf der Erde entdeckte Gesteinsbrocken vom Mars halten die
Wissenschaftler und die Öffentlichkeit schon seit einigen Jahren in Atem:
Einige Forschergruppen entdecken in den Meteoriten Spuren frühen
mikroskopischen Lebens, andere halten diese These für viel zu gewagt. Nun
legt die eine Gruppe nach: Im Marsmeteoriten ALH84001 hätten sich neue
Beweise für einstige primitive Lebensformen auf dem Mars
gefunden.
Der
Marsmeteorit ALH84001. Foto:
NASA/ARC |
Die neuen Hinweise
scheinen eine schon aus dem Jahr 1996 stammende Theorie zu bestätigen, dass es
auf dem Mars einmal primitive Lebensformen gegeben hat. In der jetzt
vorgestellten Untersuchung fanden die Wissenschaftler in dem Marsmeteoriten
ALH84001 Kristalle aus sogenannten Magnetiten. Magnetite sind eine
Eisen-Sauerstoffverbindung und werden auf der Erde auch künstlich hergestellt.
Allerdings unterscheiden sich die Kristallstrukturen der im Labor erzeugten
Magnetite deutlich von denen, die etwa von Bakterien produziert werden. Irdische
Bakterien nutzen diese Magnetite als Kompasse um beispielsweise Nahrung zu
finden.
"Der
Evolutionsprozess hat dafür gesorgt, dass eine bestimmte Bakterienart
tatsächlich perfekte kleine Stabmagneten produziert, die sich deutlich von dem
unterscheiden, was man außerhalb der Biologie findet", erläutert Joseph
Kirschvink vom California Institute of Technology. "Der gesamten
Industrie, die während der letzten 50 Jahre versucht hat kleinste
Magnetteilchen für Tonbänder und Computerfestplatten herzustellen, ist es
nicht gelungen, ähnliche Partikel zu produzieren."
Mittlerweile besteht
Einigkeit darüber, dass der Meteorit ALH84001 zu einer Gruppe von insgesamt 16
bekannten Meteoriten gehört, die vom Mars stammen. Der kartoffelgroße Brocken
ist mit rund 4,5 Milliarden Jahren der älteste unter ihnen und dürfte vor
über 13.000 Jahren in die Antarktis gestürzt sein. Eingehüllt in
Kohlenstoffverbindungen fanden sich nun die beschriebenen Magnetit-Kristalle. Da
man durch frühere Untersuchungen davon ausgeht, dass die
Kohlenstoffverbindungen auf dem Mars entstanden sind, müssen auch die Magnetite
vom roten Planeten stammen.
"Die Kristalle
sind so klein - nur zwischen 10 und 200 Nanometern groß - dass etwa eine
Milliarde von ihnen auf eine Nadelspitze passen", meinte die Leiterin des
Forscherteams Kathie Thomas-Keptra von Lockhead Martin. Mit Hilfe eines
Elektronenmikroskops konnten die Forscher die Kristalle im Meteoriten
untersuchen und auch rund 600 von ihnen entfernen, um sie noch gründlicher zu
inspizieren.
Rund ein Viertel der
gefundenen Magnetit-Kristalle sind identisch mit denen, die von einer speziellen
Bakterienart auf der Erde produziert werden. Und "zur Zeit ist kein Weg
bekannt, wie man diese Kristalle auf künstlichem Weg erzeugen könnte", so
Dennis Bazylinski von der Iowa State University, der sich intensiv mit
dieser Bakterienart beschäftigt hat. Eventuell, so vermuten die Forscher,
könnte sich der Mars, da er kleiner als die Erde ist, schneller entwickelt und
es so auf dem roten Planeten schon eher diese Bakterien gegeben haben als auf
der Erde.
Daten der Mars-Sonde Global
Surveyor deuten inzwischen darauf hin, dass der Mars zu der Zeit als die
Kohlenstoffverbindungen mit den Magnetit-Kristallen entstanden sind, über ein
starkes Magnetfeld verfügte. "Nun versuchen wir die Frage zu klären, ob
die von der Erde bekannte Bakterienart auf dem Mars hätte leben können",
so Bazylinski. "Und inzwischen haben wir einige Hinweise gefunden, die
dafür sprechen, dass sie dazu in der Lage gewesen wären."