Pünktlich auf die Sekunde startete gestern um 13:13 Uhr Rumba und Tango
- das zweite Paar der vier CLUSTER-Satelliten - vom
russischen Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan. Die ersten beiden CLUSTER-Satelliten - Salsa und Samba - waren bereits am 16.
Juli gestartet und befindet sich schon seit Tagen in den
vorgesehenen Positionen in der Erdumlaufbahn.
Aufgabe der vier Satelliten ist die Erforschung der irdischen Magnetosphäre.
Dazu soll das Satelliten-Quartett auf wechselnden stark elliptischen und
über die Pole führenden Bahnen die Erde umrunden und so gleichzeitig an
vier verschiedenen Stellen Daten sammeln. Durch das gleichzeitige Messen
an unterschiedlichen Orten unterscheidet sich diese Mission wesentlich von
vielen früheren Projekten mit einzelnen Satelliten, da jetzt räumliche
und zeitliche Eigenschaften der Magnetosphäre eindeutig voneinander
unterschieden werden können.
In der Magnetosphäre spielen sich für das Leben auf der Erde
entscheidende Vorgänge ab, schützt sie uns doch vor einem großen Teil
des Sonnenwindes und der kosmischen Strahlung. Zur Sonne hin hat die
Magnetosphäre eine Ausdehnung von ca. 14, auf der sonnenabgewandten Seite
eine Ausdehnung von bis zu 1000 Erdradien. Das entspricht etwa 90.000 bzw.
6,4 Millionen Kilometern.
Der erste Versuch, eine CLUSTER-Satellitenflotte zu starten, war am
4. Juni 1996 fehlgeschlagen. Beim Erstflug der Ariane 5-Rakete änderte
der ganze Stolz der Europäer in 3500 Metern Höhe plötzlich die
Flugrichtung. Die Rakete wurde dadurch zerrissen und durch ihre
Selbstzerstörungseinrichtung in kleine Trümmerstücke zerlegt. Ursache
für den plötzlichen Kurswechsel war ein Software-Fehler. Einige der an
der Absturzstelle aus dem Sumpf geborgenen Trümmer-Reste eines der Messinstrumente
werden noch heute im Max-Planck-Institut für Aeronomie aufbewahrt.
Wegen der großen Bedeutung der Mission für die Erforschung der
solarterrestrischen Beziehungen, also des Zusammenspiels zwischen Erde und
Sonne, entschied sich die europäische Raumfahrtagentur ESA bereits im
April 1997 für eine zweite CLUSTER-Flotte. Die Missionsdauer soll
mindestens zwei Jahre betragen. Unterstützt werden die vier Satelliten
bei ihrer Arbeit durch das 1995 gestarteten Sonnenobservatorium SOHO. Der
gelungene Start und der bisher problemlose Flugverlauf der beiden
CLUSTER-Sonden lässt besonders das Team am Max-Planck-Institut für
Aeronomie (MPAE) in Katlenburg-Lindau aufatmen, das unter Leitung von Dr.
Berend Wilken einen der Detektoren an Bord der Sonden entwickelte: "Nach den vielen Jahren der Arbeit, der Enttäuschungen und der
Spannung bin ich jetzt sehr erleichtert", meinte Wilken eine Stunde nach dem Start.