Der deutsche Geoforschungssatellit CHAMP befindet sich
seit gestern auf dem Weg zum russischen Weltraumbahnhof Plesetzk, von wo er am
15. Juli in eine 460 Kilometer hohe Erdumlaufbahn geschossen werden
soll. Neben neuen Erkenntnissen über den Aufbau des Erdinneren und
der Erdatmosphäre erhoffen sich die Wissenschaftler auch Informationen über das
sogenannte Weltraumwetter.
CHAMP Foto: GeoForschungsZentrum Potsdam (Foto Satellit: L. Hannemann/Foto Erde: NASA, Bildarchiv T. Althaus, GFZ) |
Der Einfluss von Teilchenströmen von der Sonne auf das Leben auf der Erde
ist zu Zeiten des solaren Maximums ein häufig diskutiertes Thema.
Daher ist es nur folgerichtig, dass immer mehr Satelliten sich dieser
besonderen solar-terrestrischen Beziehung annehmen und die Auswirkungen
der solaren Aktivität beispielsweise auf das Magnetfeld der Erde messen.
Der deutsche Geoforschungssatellit CHAMP macht da keine Ausnahme, obwohl
sein Hauptuntersuchungsobjekt die Erde und ihr Inneres ist.
CHAMP, das steht für Challenging Minisatellite Payload, ist ein Projekt
des GeoForschungsZentrums Potsdam (GFZ) und des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR).
In erster Linie soll CHAMP Informationen über das Schwerefeld der Erde
sammeln, das Erdmagnetfeld untersuchen und die Atmosphäre und Ionosphäre
sondieren. Zu den Besonderheiten der CHAMP-Mission zählt die enge Verknüpfung von wissenschaftlichen und anwendungsbezogenen Messungen.
So erhofft man sich am GFZ globale Referenzmodelle für das Schwere- und
Magnetfeld und Details zur Modellierung des Aufbaus des Erdinnern, Daten
zur Überwachung der Ozeanzirkulation
und des mittleren Meeresspiegels sowie die Bestimmung von Temperatur und
Wasserstoffgehalt in verschiedenen Höhen der Atmosphäre. Zudem soll
CHAMP das sogenannte Weltraumwetter überwachen. Die während der Mission
gewonnen Messwerte könnten unter anderem zu verbesserter Navigation
oder zu präziseren Wettervorhersagen führen.
Der Satellit wiegt 522 kg
und hat eine Gesamtlänge von 8,40 Meter. Im Laufe seiner etwa fünfjährigen
Lebensdauer wird er von seiner Anfangsflughöhe von 460 Kilometer auf etwa 300
Kilometer absinken. Diese erdnahe Flugbahn erlaubt eine höhere Auflösung der von
CHAMP gemessenen Größen. Durch seine polnahe Flugbahn mit einer Neigung von
87 Grad überdeckt CHAMP während seiner Flugzeit fast die gesamte Erde.
CHAMP wurde 1995
vom Bundesministerium für Bildung und Forschung als Leitprojekt für
die ostdeutsche Raumfahrtindustrie ausgewählt, um das im Osten
Deutschlands existierende Raumfahrt-Know-How mit einem maßgeschneiderten
Kleinsatelliten zu fördern. Mit diesem Konzept stehen die Potsdamer nicht
allein: Weltweit ist
der Einsatz solcher Kleinsatelliten zur Realisierung
anspruchsvoller wissenschaftlicher Zielsetzungen im Vormarsch, da diese auf
einen Zweck zugeschnittenen Mini-Satelliten ihre Aufgabe kostengünstiger
erfüllen können als große Satelliten. An CHAMP sind außerdem die amerikanische
NASA und die Air Force Research Laboratories sowie die französische
Raumfahrtbehörde
CNES mit
Messinstrumenten beteiligt.
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