Erdähnliche Planeten besonders häufig um massearme Sterne
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung der Universität Heidelberg astronews.com
1. Juli 2025
Um massearme Sterne befinden sich offenbar besonders häufig
erdähnliche Planeten. Das ergab eine jetzt vorgestellte Auswertung von Daten,
die im Rahmen des CARMENES-Projekts gesammelt wurden, das das Calar-Alto-Observatorium
bei Almería in Spanien für Beobachtungen nutzt. Außerdem entdeckte das CARMENES-Team
auch vier neue Exoplaneten in den Daten.

Künstlerische Darstellung von erdähnlichen
Planeten in der Milchstraße.
Bild: NASA, ESA, and G. Bacon (STScI) [Großansicht] |
Das Spektrographen-System CARMENES am Calar-Alto-Observatorium bei
Almería in Spanien wurde an der Landessternwarte Königstuhl entwickelt und
gebaut. Damit suchen Astronominnen und Astronomen nach Exoplaneten, die um
sogenannte M-Zwerge kreisen. Dies sind Sterne mit einer Masse, die weniger als
ein Zehntel bis zu etwa der Hälfte der Masse unserer Sonne beträgt. M-Zwerge
sind die am häufigsten vorkommenden Sterne in unserer Galaxie. Sie weisen
kleinste periodische Bewegungen auf, die durch die Gravitationsanziehung
umlaufender Planeten verursacht werden. Daraus können Wissenschaftler Aufschluss
über die Existenz von bislang unentdeckten Welten ziehen.
Für die aktuellen Untersuchungen wählten die Forscherinnen und Forscher 15
Sterne aus einem Katalog von insgesamt 2200 M-Zwergen des CARMENES-Programms aus
und werteten ihre Radialgeschwindigkeitsdaten aus. Diese Geschwindigkeit eines
Sterns kann präzise gemessen werden, indem ein hochaufgelöstes Spektrum
aufgenommen und die Spektrallinien analysiert werden. Die Forschenden entdeckten
anhand der Daten vier neue Planeten; der größte dieser Exoplaneten weist die
mehr als 14-fache Masse unserer Erde auf und umrundet seinen Mutterstern in rund
3,3 Jahren. Die anderen drei Planeten haben zwischen 1,03 und 1,52 Erdmassen und
Umlaufzeiten von 1,43 bis 5,45 Tagen.
Statistische Analysen zeigen, dass Sterne mit weniger als 0,16 Sonnenmassen
im Durchschnitt etwa zwei Planeten mit weniger als drei Erdmassen besitzen. "Es
ist wirklich absolut bemerkenswert, wie häufig kleine Planeten bei sehr
massearmen Sternen vorkommen2, betont Studienleiter Dr. Adrian Kaminski von der
Landessternwarte Königstuhl, die zum Zentrum für Astronomie der Universität
Heidelberg gehört. Größere Planeten sind hingegen seltener. "Das deutet darauf
hin, dass massearme Sterne vor allem kleinere Planeten in engen Umlaufbahnen
bilden", so der Heidelberger Astronom.
Unter den rund 5000 Planeten, die bislang in anderen Sonnensystemen entdeckt
wurden, kann keiner als echter "Zwilling" der Erde in Bezug auf Masse, Radius,
Oberflächentemperatur und Typ des Muttersterns gelten. Die neu entdeckten
Planeten genügen jedoch zumindest den ersten drei Kriterien, wie Prof. Dr.
Andreas Quirrenbach, Direktor der Landessternwarte Königstuhl, hervorhebt.
"Potenzielle Kandidaten für bewohnbare Welten sind kleine, felsige Planeten in
der sogenannten habitablen Zone, dem Bereich um einen Stern, in dem Wasser
flüssig existieren könnte. Da M-Zwerge sehr häufig vorkommen und ihre Energie
über Milliarden Jahre konstant in den Weltraum abstrahlen, könnten sie stabile
Umgebungen für die Entwicklung von Leben bieten." Diese Erkenntnisse, so das
Team, würde zudem Hinweise darauf liefern, wo die Suche nach lebensfreundlichen
Planeten besonders erfolgversprechend sein könnte.
Die Forschungsergebnisse wurden jetzt in der Fachzeitschrift
Astronomy & Astrophysics veröffentlicht.
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