Carmenses findet ersten Planeten
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung der Universität Göttingen astronews.com
18. Dezember 2017
Mit dem modernen Spektrografen Carmenses am
3,5-Meter-Teleskop auf dem Calar Alto in Spanien suchen Astronomen nach
erdähnlichen Planeten um rote Zwergsterne. Jetzt ist den Wissenschaftlern die
erste ferne Welt ins Netz gegangen: Bei HD 147379b handelt es sich zwar wohl
nicht um einen erdähnlichen Planeten, er könnte aber zumindest in der
lebensfreundlichen Zone um seine Sonne kreisen.
Die Kuppel des 3,5-Meter-Teleskops Calar Alto in
Südspanien.
Bild: Universität Göttingen / CARMENES [Großansicht] |
Seit Januar 2016 nutzt ein deutsch-spanisches Forscherteam mit Beteiligung
der Universität Göttingen den modernen Spektrografen Carmenes für die Suche nach
erdähnlichen Planeten. Jetzt haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler
den ersten neuen Planeten aufgespürt: Er trägt den Namen HD 147379b und ist
etwas massereicher als der Planet Neptun in unserem Sonnensystem. Sein
Mutterstern ist ein sogenannter M-Zwerg und nur ungefähr halb so massereich wie
die Sonne.
HD 147379b umkreist seinen Stern einmal in 86 Tagen in einem Abstand, der nur
etwa ein Drittel so groß ist wie der Abstand der Erde zur Sonne. Damit befindet
er sich in der sogenannten bewohnbaren Zone, in der es Wasser in flüssiger Form
geben könnte. Dass sich auf HD 147379b selbst Leben entwickelt, ist allerdings
unwahrscheinlich, da er vermutlich keine feste Oberfläche hat.
"Carmenes ist darauf optimiert, Planeten in diesem Abstand zum Stern zu
finden, da dort die Chance auf die Entstehung von Leben als am größten angesehen
wird", sagt Prof. Dr. Ansgar Reiners vom Institut für Astrophysik der
Universität Göttingen. "Dass unsere erste Entdeckung ein Planet im richtigen
Abstand zu seinem Stern ist, zeigt, dass unsere Suche in diesem Bereich
besonders effizient ist."
Carmenes wurde gemeinsam von elf deutschen und spanischen Projektpartnern
geplant und gebaut, darunter das Institut für Astrophysik der Universität
Göttingen. "Carmenes ist das erste Instrument, das gleichzeitig optisches und
infrarotes Licht untersuchen kann", erläutert Prof. Dr. Stefan Dreizler vom
Institut für Astrophysik. "Das ist entscheidend bei der Suche nach Planeten um
sehr kühle Sterne."
Carmenes besteht aus zwei Spektrografen, die das Licht von Sternen
analysieren können und die beide für die Entdeckung von Planeten optimiert
wurden. Das Projekt läuft noch mindestens bis Ende 2020. Die Wissenschaftler
hoffen, ihre Suche auch darüber hinaus fortsetzen zu können.
"Für die Entdeckung eines erdähnlichen Planeten sind sehr oft mehr als
hundert Messungen notwendig", so der Göttinger Astrophysiker Dr. Mathias
Zechmeister. „Wenn man nach Planeten bei hunderten von Sternen sucht, braucht
man dafür sehr viel Teleskopzeit." Die Deutsche Forschungsgemeinschaft
unterstützt das Projekt mit einer Forschergruppe an der Universität Göttingen.
Im Rahmen des Projekts interessieren sich die Astronomen für sogenannte M-Zwerge, also Rote
Zwergsterne, die deutlich masseärmer als die Sonne sind. Beim größten Teil der
Sterne der Milchstraße handelt es sich um M-Zwerge. Prominente Beispiele für
M-Zwerge sind beispielsweise Barnards Pfeilstern oder unser Nachbarstern Proxima
Centauri.
Über die Entdeckung berichten die Astronomen in einem Fachartikel, der in der
Zeitschrift Astronomy & Astrophysics veröffentlicht wurde.
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