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HUBBLE
Kleiner Exoplanet mit Wasserdampf in der Atmosphäre
Redaktion / Pressemitteilung des Max-Planck-Instituts für Astronomie
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29. Januar 2024

Mit dem Weltraumteleskop Hubble ist es gelungen, den kleinsten extrasolaren Planeten zu beobachten, bei dem sich Wasserdampf in der Atmosphäre nachweisen lässt. Der Planet GJ 9872d befindet sich in 97 Lichtjahre Entfernung im Sternbild Fische. Wie die ferne Welt allerdings genau aussieht, kann das Forschungsteam noch nicht sagen und hofft auf neue Daten von James Webb

GJ 9827d

Künstlerische Darstellung des Exoplaneten GJ 9827d (oben). Er umkreist den roten Zwergstern GJ 9827. Zwei innere Planeten des Systems sind in der Mitte und links zu sehen.  Bild: NASA, ESA, Leah Hustak und Ralf Crawford (STScI)  [Großansicht]

"Das wäre das erste Mal, dass wir durch die Untersuchung von Atmosphären direkt zeigen können, dass diese wasserreichen Planeten in der Umgebung anderer Sterne tatsächlich existieren können", sagt Teammitglied Björn Benneke vom Trottier-Institut zur Erforschung von Exoplaneten an der Universität von Montréal in Kanada. "Damit handelt es sich um einen wichtigen Schritt, um die Verbreitung und Vielfalt von Atmosphären auf Gesteinsplaneten zu bestimmen." Und Laura Kreidberg, Direktorin der Abteilung "Atmospheric Physics of Exoplanets" am Max-Planck-Institut für Astronomie (MPIA) und mitverantwortlich für das zugrunde liegende Beobachtungsprogramm mit dem Weltraumteleskop Hubble ergänzt: "Wasser auf einem so kleinen Planeten ist eine bahnbrechende Entdeckung. Es bringt uns der Charakterisierung von wirklich erdähnlichen Welten näher als je zuvor."

Es ist jedoch noch zu früh, um sagen zu können, ob Hubble spektroskopisch eine kleine Menge Wasserdampf in einer aufgeblähten, wasserstoffreichen Atmosphäre gemessen hat oder ob die Atmosphäre des Planeten hauptsächlich aus Wasser besteht, das zurückgeblieben ist, nachdem eine urzeitliche Wasserstoff/Helium-Atmosphäre unter der Strahlung des Sterns verdampft ist. "Unser Beobachtungsprogramm unter der Leitung von Ian Crossfield von der Universität von Kansas in Lawrence, USA, wurde speziell mit dem Ziel entwickelt, nicht nur die Moleküle in der Atmosphäre des Planeten aufzuspüren, sondern auch gezielt nach Wasserdampf zu suchen. Jedes Ergebnis wäre aufregend, egal ob Wasserdampf dominiert oder nur ein kleiner Bestandteil einer von Wasserstoff dominierten Atmosphäre ist", sagt Pierre-Alexis Roy vom Trottier-Institut.

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Angesichts seines Alters von etwa sechs Milliarden Jahren und der Nähe zu seinem Wirtsstern sollte GJ 9872d jedoch aufgrund der intensiven Strahlung den größten Teil seines ursprünglichen Wasserstoffs verloren haben, so dass wahrscheinlich eine von Wasserdampf geprägte Atmosphäre zurückblieb. Ansonsten ist jeder Versuch, Wasserstoffsignaturen zu entdecken, bisher gescheitert. "Bis jetzt waren wir nicht in der Lage, die Atmosphäre eines so kleinen Planeten direkt nachzuweisen. Aber wir kommen jetzt langsam in diesen Bereich", fügt Benneke hinzu. "Irgendwann, wenn wir immer kleinere Planeten untersuchen, muss es einen Übergang geben, bei dem es auf diesen kleinen Welten keinen Wasserstoff mehr gibt und sie Atmosphären besitzen, die eher der Venus ähneln, die von Kohlendioxid dominiert wird."

Da der Planet mit 400 Grad Celsius so heiß ist wie die Venus, wäre er definitiv eine unwirtliche, feucht-heiße Welt, wenn die Atmosphäre überwiegend aus Wasserdampf bestünde. Derzeit kann das Team nur zwei Möglichkeiten in Betracht ziehen. Der Planet klammert sich noch immer an eine wasserstoffreiche Hülle, die mit Wasser durchsetzt ist, und ist damit ein Mini-Neptun. Oder er könnte eine wärmere Version des Jupitermondes Europa sein, der unter seiner Kruste doppelt so viel Wasser wie die Erde hat. "Der Planet GJ 9827d könnte halb Wasser, halb Gestein sein. Und es gäbe eine Menge Wasserdampf auf einem kleineren Gesteinskörper", sagt Benneke.

Nehmen wir an, der Planet hat eine wasserreiche Restatmosphäre. In diesem Fall muss er sich in größerer Entfernung von seinem Wirtsstern gebildet haben, wo die Temperatur niedriger ist als an seinem jetzigen Standort und Wasser in Form von Eis vorhanden ist. In diesem Szenario wäre GJ 9827d näher an den Stern gewandert und hätte mehr Strahlung abbekommen, wodurch sich das Eis in Wasser und Dampf verwandelt hätte. Der Wasserstoff wurde dann erhitzt und entkam oder ist noch dabei, der schwachen Schwerkraft des Planeten zu entfliehen. Die alternative Theorie besagt, dass sich der Planet in der Nähe des heißen Sterns gebildet hat, mit Spuren von Wasser in seiner Atmosphäre.

Das Hubble-Programm beobachtete den Planeten während elf Transits - Ereignisse, bei denen er vor seinem Stern vorbeizog - in einem Abstand von drei Jahren. Während der Transits wird das Sternenlicht durch die Atmosphäre des Planeten gefiltert und weist den spektralen Fingerabdruck von Wassermolekülen auf. Sollte es auf dem Planeten Wolken geben, sind sie niedrig genug, um Hubbles Blick auf die Atmosphäre nicht vollständig zu verdecken, und das Teleskop kann Wasserdampf über den Wolken aufspüren. Die Entdeckung durch Hubble öffnet das Tor zu einer genaueren Untersuchung des Planeten.

Deshalb haben Astronomen und Astronominnen, darunter auch vom MPIA, GJ 9827d kürzlich mit dem Weltraumteleskop James Webb beobachtet. Sie suchten detaillierter nach Spuren von Wasser und anderen Molekülen. "Wir können es kaum erwarten zu sehen, was diese Daten ergeben", sagt Kreidberg. "Hoffentlich können wir jetzt die Frage nach Wasserwelten ein für alle Mal klären."

GJ 9827d wurde im Jahr 2017 vom Kepler-Weltraumteleskop der NASA entdeckt. Er umkreist seine Sonne, einen roten Zwergstern, alle 6,2 Tage. Der Stern, GJ 9827, liegt 97 Lichtjahre von der Erde entfernt im Sternbild Fische.

Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift The Astrophysical Journal Letters  veröffentlicht.

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siehe auch
Extrasolare Planeten: Sechs Moleküle in der Atmosphäre von HD 209458b - 8. April 2021
Hubble: Hinweise auf Wasser in fernen Atmosphären - 4. Dezember 2013
Hubble: Der kometenhafte Schweif von HD 209458b - 16. Juli 2010
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Spitzer & Hubble: Exoplanet mit organischen Molekülen - 21. Oktober 2009
Extrasolare Planeten: Wasser in der Atmosphäre von HD 209458b? - 12. April 2007
Extrasolare Planeten: Gasriese verdampft um HD 209458 - 13. März 2003
Extrasolare Planeten: Hubble beobachtet Atmosphäre einer fernen Welt - 28. November 2001
Ferne Welten - die astronews.com Berichterstattung über die Suche nach extrasolaren Planeten
Links im WWW
Roy, P.-A. et al. (2023): Water Absorption in the Transmission Spectrum of the Water World Candidate GJ 9827 d, The Astrophysical Journal Letters, 954, L52
Max-Planck-Institut für Astronomie
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